Verband der Ersatzkassen in Baden-Württemberg:

Flächendeckende Überversorgung in Baden-Württemberg – Ärztemangel nicht in Sicht

„In Baden-Württemberg ist Ärztemangel heute und in den nächsten Jahren kein Thema. In Baden-Württemberg herrscht eine fast flächendeckende Überversorgung für die Bevölkerung mit ärztlichen Leistungen“, kommentiert Walter Scheller, Leiter der vdek-Landesvertretung Baden-Württemberg, die in den letzten Tagen aufgeflammte Diskussion um die angeblich drohende Unterversorgung mit ärztlichen Leistungen. Baden-Württemberg ist in 43 Planungsbereiche aufgeteilt. Kombiniert mit 14 ärztlichen Fachgruppen sind dies insgesamt 602 Bereiche, in denen der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen regelmäßig die Versorgungsstruktur prüft. Derzeit sind 565 dieser Bereiche – also rund 94 % - wegen Überversorgung gesperrt. Dies bedeutet, dass Ärzte dort nur in Ausnahmefällen zugelassen werden dürfen; ansonsten besteht hier ein Zulassungsstopp.

Versorgungsstruktur in Baden-Württemberg

Die aktuelle vertragsärztliche Versorgungsstruktur in Baden-Württemberg ist gut. Arztgruppenübergreifend kann ein gesetzlich Krankenversicherter im Rahmen seiner freien Arztwahl bei Bedarf immer noch und weiterhin auf eine große Vielfalt von Haus- und Fachärzten zurückgreifen.

Wie sich die Versorgungsstruktur einer Region darstellt, ergibt sich aus dem so genannten vertragsärztlichen Versorgungsgrad. Ein Versorgungsgrad von 100 % bedeutet, dass die Zahl der Vertragsärzte dem planerischen Soll entspricht, welches bundeseinheitlich durch den gemeinsamen Bundesausschuss festgelegt wird (Verhältniszahlen, unterschieden nach Planungsbereich und Arztgruppe).

Von einer Überversorgung spricht man bei einem Versorgungsgrad von 110 % oder mehr. Unterversorgt mit Vertragsärzten einer Arztgruppe ist ein Planungsbereich bei einem Versorgungsgrad von 75 % bei Hausärzten und 50 % bei Fachärzten. Eine Unterversorgung ist nach aktuellem Kenntnisstand in Baden-Württemberg mittelfristig nicht zu  befürchten. Die vertragsärztliche Versorgung in Baden-Württemberg wird vom Ministerium für Arbeit und Soziales und den verantwortlichen Akteuren des Gesundheitswesens kontinuierlich beobachtet und bewertet. Ebenso wurde das Thema Unterversorgung bereits im dafür zuständigen Gremium (Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen für Baden-Württemberg) diskutiert.

Hausärztliche Versorgung in Baden-Württemberg

„Betrachtet man allein den hausärztlichen Versorgungsbereich, dann werden in Baden-Württemberg 6.341 Hausärzte als ausreichend erachtet. Die Überversorgung beträgt in diesem Bereich mit 637 Ärzten rund 10 %. Dies wiederum heißt, man würde sich dann einem Normalzustand nähern, wenn in den nächsten Jahren über 600 Hausärzte ohne Nachfolger in den Ruhestand gehen würden“, so Walter Scheller.

Im Vergleich der Bundesländer belegt Baden-Württemberg bei der hausärztlichen Versorgung eine Platzierung unter den ersten sechs Es besteht grundsätzlich eine Überversorgung mit Hausärzten. Der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen für Baden-Württemberg hat für die Arztgruppe Hausärzte in 27 von 43 Planungsbereichen Zulassungsbeschränkungen wegen Überversorgung angeordnet. Auch in den übrigen noch offenen Planungsbereichen liegt der Versorgungsgrad nicht unter 100 %.

Fachärztliche Versorgung in Baden-Württemberg

Bei der fachärztlichen Versorgung weist Baden-Württemberg derzeit einen durchschnittlichen Versorgungsgrad von ca. 130 % mit 20 offenen und 549 gesperrten und somit überversorgten Planungsbereichen aus. Bei den genannten Zahlen sind die zur ambulanten Behandlung ermächtigten Krankenhausärzte nicht berücksichtigt. Nachdem in Baden-Württemberg ganz überwiegend eine Überversorgung besteht, ist daher auch unter Berücksichtigung der Altersstruktur der Ärzteschaft zumindest in den nächsten Jahren nicht mit einer nennenswerten Unterversorgung zu rechnen.

Besonders dramatisch wurde in den letzten Tagen die Situation im Ostalbkreis dargestellt (Vergleich Ärzte Zeitung vom 11.01.2010). Die Situation stellt sich jedoch ganz anders dar. Im Ostalbkreis ist jeder der 14 Bereiche wegen Überversorgung gesperrt. In verschiedenen Fachgruppen besteht sogar eine deutliche Überversorgung. So zum Beispiel bei den Hautärzten 150 % oder den fachärztlichen Internisten 223 %. Auch im Bereich der Hausärzte herrscht mit 110,6 % faktisch eine Überversorgung.

„Es ist eine Irreführung, wenn bei einem Versorgungsgrad von 110 % eine Unterversorgung herbeigeredet wird. Fakt ist, dass in keinem einzigen Bereich eine Unterversorgung festgestellt ist. Ob die Diskussion um die Unterversorgung in Baden-Württemberg nur pro forma wegen der Forderung nach einer besseren Vergütung geführt wird, bleibt abzuwarten“, so der Ersatzkassenverbandschef.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Baden-Württemberg im Ergebnis derzeit über eine gute vertragsärztliche Versorgung verfügt. Es besteht aktuell keine Unterversorgung, vielmehr ist regional eine erhebliche Überversorgung festzustellen. Daher ist auch in den nächsten Jahren in Baden-Württemberg kein Ärztemangel zu erwarten.


Ihr Ansprechpartner:

Frank Winkler
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)

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