Modernisierung der hessischen Krankenhausstrukturen notwendig

Im internationalen Vergleich hat Deutschland mit bundesweit 1.702 Krankenhäusern an insgesamt 2.571 Standorten eine sehr hohe Krankenhausdichte. Die Folge: Überkapazitäten vor allem in den Ballungsgebieten, bundesweit wie auch in Hessen. Dagegen droht in den ländlichen Gebieten teilweise bereits heute eine Unterversorgung. Bestehende Strukturen müssen daher hinterfragt, Ressourcen besser verteilt und konzentriert werden und die Qualität der Versorgung stärker in den Fokus rücken. Die Menschen in Hessen müssen sich auch in Zukunft auf eine qualitativ hochwertige und für alle bezahlbare stationäre Versorgung verlassen können. Dabei muss die Versorgung von schwer erkrankten Menschen in solchen Krankenhäusern erfolgen, die dafür personell und strukturell geeignet sind. Dieser Meinung sind auch die gesetzlich Versicherten. In einer FORSA-Umfrage im Auftrag des vdek schätzten 78 Prozent der Befragten die Geräteausstattung in größeren, spezialisierteren Häusern besser als in kleinen Krankenhäusern ein, 76 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Qualität der Operationen dort besser sein muss, wo Eingriffe besonders häufig durchgeführt werden. Dies zeigt, dass für eine große Mehrheit der Versicherten eine höhere Behandlungsqualität aufgrund von Spezialisierung und Erfahrung wichtiger ist als räumliche Nähe.
Der limitierende Faktor in der Behandlung sind nicht die momentan oft genannten Intensivkapazitäten, sondern die an der Belastungsgrenze arbeitenden Ärzte und die Fachkrankenpflegerinnen und -pfleger am Bett. Eine Verteilung der Fachkräfte auf weniger Standorte würde zu einer besseren Versorgung der Patienten in der einzelnen Klinik und gleichzeitig zu Entlastung und mehr Zufriedenheit beim Personal führen. Mit dem Krankenhaus-Strukturfonds stehen für diese Konsolidierung in Hessen aktuell und bis 2024 GKV-Beitragsmittel von ca. 140 Millionen Euro zur Verfügung. Diese müssen gezielt dafür genutzt werden, um nicht versorgungsrelevante Kapazitäten abzubauen oder sie im Bedarfsfall zum Beispiel in Gesundheitszentren umzuwandeln. Investitionsfördermittel und medizinisches Fachkräftepersonal könnten dann auf weniger, aber größere und spezialisiertere Standorte konzentriert werden.
Der vdek und die Ersatzkassen fordern weiterhin, die Überlegungen für eine sektorenübergreifende Versorgungsplanung von stationären und ambulanten Angeboten zu vertiefen. Im hessischen Krankenhausplan wird der Hauptfokus auf die akutstationäre Versorgung gelegt. Im Sinne einer ganzheitlichen Versorgung der Patienten muss jedoch sektorenübergreifend gedacht und gehandelt werden. Die Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung ist an vielen Stellen ineffektiv und teuer für die Versicherten. Dies muss zukünftig stärker in den Fokus einer sektorenunabhängigen Gesundheitsversorgung genommen werden.