Frankfurt/M., 23.8.2012 - In Deutschland wie auch in anderen westlichen Staaten ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung von Frauen. Bundesweit gibt es jährlich rund 17.000 Todesfälle und 74.000 Neuerkrankungen. Um die Brustkrebsmortalität bundesweit zu senken, beschloss der Bundestag 2002 einstimmig ein flächendeckendes Screening-Programm nach Europäischen Leitlinien zu schaffen, das in zertifizierten Mammographie-Einrichtungen durchgeführt wird. Start des Programms in Hessen war in 2006.
Da keine noch so gesunde Lebensweise einer Brustkrebserkrankung vorbeugt, raten Mediziner zur Vorsorge. Frauen ab 30 Jahren sollten sich einmal im Jahr von ihrem Gynäkologen die Brust und die benachbarten Lymphknoten abtasten lassen. Und die über 50jährigen werden bis zum 69. Lebensjahr bundesweit alle zwei Jahre zu einem Mammographie-Screening eingeladen. „Im Gegensatz zu den Tastuntersuchungen entdecken wir bei dem Screening auch Tumoren mit einem Durchmesser von nur wenigen Millimetern“, sagt Dr. Karin Bock, Leiterin des Referenzzentrums Mammographie Süd-West. „Diese Patientinnen können schonender therapiert werden als Patientinnen, bei denen größere Tumoren diagnostiziert werden. Je kleiner sie sind, desto größer ist die Chance auf eine brusterhaltende Therapie. Die Heilungschancen liegen in solchen Fällen bei 95 Prozent“. Vor Beginn des Screenings waren nur 14 Prozent der entdeckten invasiven Tumoren maximal zehn Millimeter groß. Seit dem Screening sind es bereits 30 Prozent. Darüber hinaus ließen sich - sobald es einen bundesweiten Abgleich mit den Krebsregistern gibt - über das Screening aufschlussreiche Daten zu Intervallkarzinomen, also zu Karzinomen erheben, die zwischen den Screeningrunden entstehen.
Das Mammographie-Screening ist regional überwiegend nach Bundesländern gegliedert. In Hessen gibt es sechs sogenannte Screening-Einheiten unter ärztlicher Leitung von jeweils zwei programmverantwortlichen Ärzten, die die Untersuchungen in insgesamt 16 stationären Praxen und sechs mobilen Einheiten anbieten. Rund 770.000 Frauen haben derzeit allein in Hessen einen Anspruch, am Screening teilzunehmen, rund 16.000 mehr als zu Beginn des Screenings 2006. Für die jetzt abgeschlossene dritte Screening-Runde vom 1.4.2010 bis 31.3.2012 erhielten rund 658.000 Frauen eine Einladung von der Zentralen Stelle; rund 359.000 Frauen sind dieser gefolgt. „Mehr als die Hälfte der Frauen nutzt die Früherkennung auf Brustkrebs“, freut sich Frank-Rüdiger Zimmeck, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. „Frauen, die mit Anfang 50 zum ersten Mal teilnehmen können, sind sogar zu 70 Prozent dabei. Noch höher, bei 85 Prozent, liegt die Teilnahmequote bei Frauen, die bereits in Vorrunden am Screening teilgenommen haben. Dies spricht für eine sehr gute Akzeptanz des Vorsorgeprogramms, deren Qualitätsanforderungen an Mensch und Technik außerordentlich hoch sind und ständig kontrolliert werden.“ So werden unter anderem alle Aufnahmen unabhängig voneinander von zwei besonders weitergebildeten Fachärzten für Radiologie oder Gynäkologie begutachtet. Die Ärzte müssen ferner nachweisen, dass sie mindestens 5.000 Aufnahmen jährlich auswerten. Durchgeführt werden die Mammographien nur an Geräten, deren digitale Technik streng kontrolliert wird.
Nach den Leitlinien der EU liegt die empfohlene Teilnahmerate ab der Ersteinladung bei mindestens 70 Prozent. Ob Dank des Screening-Programms wirklich die Brustkrebsmortalität sinkt, lässt sich wissenschaftlich erst nach einem Zeitraum von zehn Jahren beurteilen.
„Bei Frauen ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung. Von 100.000 Frauen erkranken im Jahr etwa 138 an Brustkrebs. In Hessen müssen sich jährlich etwa 4.200 Frauen der Diagnose Brustkrebs stellen“, berichtet die Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium, Petra Müller-Klepper. Die medizinische Diagnostik und Vorsorgemaßnahmen würden immer weiter entwickelt, was den Kampf gegen den Krebs voran bringe. „Zusätzlich kann jede Frau mit der Sorge und Achtung ihrer eigenen Gesundheit zur Brustkrebsprävention beitragen“, so Müller-Klepper weiter. Um dieses Bestreben zu unterstützen, habe das Land Hessen im Zuge der Hessischen Krebspräventionsinitiative „Du bist kostbar“ neben der Prävention von Darm- und Hautkrebs vor allem einen Schwerpunkt auf die Brustkrebsprävention gelegt. „Damit zeigen wir, dass wir nicht nur an der Seite der Frauen stehen, die an Brustkrebs erkrankt sind, sondern an der Seite jeder Frau, um ihr die Brustkrebsprävention nah zu bringen.“
Anfang Juli 2012 gab das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bekannt, dass in einem mehrjährigen Forschungsvorhaben evaluiert werden soll, ob und in welchem Umfang die Brustkrebs-Sterblichkeit durch die Einführung des Mammographie-Screening-Programms gesunken ist. Meinhard Johannides, Referatsleiter Grundsatzfragen der vdek-Landesvertretung, begrüßt für die Krankenkassen in Hessen das inzwischen begonnene Forschungsvorhaben im Auftrag des BfS, das mit Unterstützung der Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und für Gesundheit und der Kooperationsgemeinschaft Mammographie durchgeführt wird. Er sagt: „Wir gehen davon aus, dass die Studie, mit deren Ergebnissen laut Information des BfS in ca. sieben Jahren zu rechnen ist, wesentliche Grundlagen zur Beantwortung der offenen Fragen geben wird.“
Das Mammographie-Screening wird überwiegend von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung finanziert. „Die gesetzlichen Krankenkassen in Hessen zahlen ca. drei Millionen Euro pro Quartal für die ärztlichen Leistungen des Mammographie-Screening. Dazu kommen noch fast 80 Prozent der Kosten für die Zentrale Stelle“, so Johannides weiter.
Das Mammographie-Screening-Zentrum in Wiesbaden gibt es übrigens schon seit 2001. Neben Bremen und dem Weser-Ems-Gebiet war Wiesbaden Pilotstandort für das bundesweite Mammographie-Screening.
Schriftliche Einladungen, Termine und Informationen zum Screening erhalten Frauen mit erstem Wohnsitz in Hessen von der Zentralen Stelle, die eine gemeinsam finanzierte Einrichtung der Kassenärztlichen Vereinigung und der Krankenkassen ist. Die Zentrale Stelle ist erreichbar unter der Hotline 01803-626666 (derzeit 9 Ct. / Min., ab 1.9. kostenfrei), per Mail unter mammo-info@kvhessen.de oder per Fax 0611 / 7100 282.
Hinweis an die Redaktion:
Bei Fragen und Interviewwünschen wenden Sie sich gerne an die Abteilung Kommunikation der KV Hessen, Karl Matthias Roth, Telefon 069 / 79502-755, Petra Bendrich, Telefon 069 / 79502-580, Telefax 069 / 79502-501, E-Mail: presse@kvhessen.de. Weitere Presseinformationen finden Sie im Internet unter www.kvhessen.de.
Download
Kontakt
Federführend für die Veröffentlichung (GKV):
vdek-Landesvertretung Hessen
Walter-Kolb-Straße 9 - 11
60594 Frankfurt/M.
Ihr Ansprechpartner:
Meinhard Johannides
Pressesprecher
vdek-Landesvertretung Hessen
Walter-Kolb-Straße 9 - 11
60594 Frankfurt/M.
Tel.: 0 69 / 96 21 68 - 20
Fax: 0 69 / 96 21 68 - 90
E-Mail: meinhard.johannides@vdek.com