
„Die Ersatzkassen halten den Einsatz von Telenotärzten für unabdingbar.“
Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung
Mit dem Telenotarzt-System hat Nordrhein-Westfalen eine Lösung für ein zukunftsfähiges Rettungswesen gefunden. Als qualifizierte, erfahrene und speziell geschulte Notärzte im Rettungsdienst können Telenotärzte durch eine Live-Schaltung in Bild und Ton in den Rettungswagen (RTW) zugeschaltet werden. Zusätzlich können telemetrisch auch Patientendaten wie Blutdruck, Puls oder Atmung in Echtzeit übertragen werden. Die Telenotärzte sind dadurch in der Lage, den Rettungsteams vor Ort bei einer ersten medizinischen Einschätzung zu unterstützen und eine Versorgung der Patienten durch Ärzte sicherzustellen. Dabei fungiert der Telenotarzt als Ergänzung des bereits bestehenden fahrenden und fliegenden Rettungsdienstes.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Rettungseinsätze in Nordrhein-Westfalen weiter gestiegen. Dadurch wurde mehr Personal für die Einsätze benötigt. Gleichzeitig gestaltete es sich immer schwieriger, ausreichend Notärzte für den Rettungsdienst zu gewinnen. Darüber hinaus müssen auch in Zukunft die ländlichen Regionen weiterhin optimal rettungsdienstlich bzw. notärztlich versorgt werden, um Menschenleben zu retten:
Durch den Einsatz von Telenotärzte bleibt der „konventionelle“ Notarzt verfügbar für lebensbedrohliche Einsätze, bei denen seine manuellen Fertigkeiten erforderlich sind. Zudem können therapiefreie Intervalle verkürzt und der Telenotarzt nach Abstimmung mit dem Team des Rettungswagens (RTW) vor Ort eine Medikamentengabe anordnen und verantworten. Die selbständige Arbeit der Rettungsteams kann durch die Delegation bei maximaler Rechtssicherheit gewährleistet werden. Dies geschieht oft bei der Gabe von Schmerzmitteln. Ebenso haben sich eine schnelle strukturierte Anamnese und der Transport ohne weitere Wartezeit auf einen Notarzt in eine „Stroke Unit“ bei Schlaganfällen bewährt. Zusätzlich haben sich im Laufe der Erfahrungen mit dem Telenotarzt weitere Möglichkeiten aufgezeigt, etwa die Beratung der Leitstellen-Disponenten oder der Krankenhausärzte bei Verlegungsfahrten. Ein Telenotarzt kann – abhängig vom Einsatzgeschehen – bis zu drei Einsätze nahezu parallel bearbeiten; dies hängt vom Maß der Unterstützungsnotwendigkeit sowie der Erfahrung des Teams vor Ort und des Telenotarztes ab. Die Entscheidung einen Notarzt nachzufordern, obliegt jederzeit dem RTW-Team.
„Die Ersatzkassen halten den Einsatz von Telenotärzten für unabdingbar.“
Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung
Im Aachener Rettungsdienst-System war zum Beispiel eine Reduzierung der Notarzteinsätze auf diese Weise um mehr als 50 Prozent möglich. Die Notarztquote reduzierte sich von 36 Prozent auf 17 Prozent. Die Dauer einer Konsultation des Telenotarztes beträgt zirka 9,5 Minuten pro Einsatz. Die Behandlung erfolgt nach einheitlichen Leitlinien und führt somit zu einer deutlichen Qualitätsverbesserung der medizinischen Versorgung und der Dokumentation.
Der Telenotarzt zeigt, dass der Patient von der Digitalisierung in der Gesundheitspolitik profitieren kann. Dies gilt auch für weitere Bereiche der Digitalisierung. Von der Telemedizin im Rettungsdienst erhoffen sich die Ersatzkassen eine verbesserte Versorgung, insbesondere in den ländlichen Regionen, wo ein herkömmlicher Notarzt mitunter weite Anfahrtswege haben kann. Dadurch können Rettungseinsätze verzögert werden.