Veranstaltungen 2017
Länderübergreifende Tagung der Landesausschüsse der Ersatzkassen aus Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein
Anfang Juli trafen sich die Landesausschüsse der Ersatzkassen aus Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in Schülp bei Nortorf zu ihrer mittlerweile fünften gemeinsamen Tagung.
Thomas Letixerant und Britta Schwichtenberg von der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit (BA) referierten und diskutierten über Probleme, Programme und Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt der Pflegeberufe. Es herrscht schon heute eine Mangelsituation, die sich u. a. daran messen lässt, dass es in diesem Bereich über vier Mal so viele offene Stellen wie registrierte Arbeitslose gibt. Die BA ist in ihrer Arbeit primär darauf ausgerichtet, die duale Ausbildung zu fördern. Die Experten wagten aber keine Prognose, inwieweit das jüngst beschlossene Pflegeberufereformgesetz dem Fachkräftemangel in der Branche wirksam begegnen kann.
Der Geschäftsführer der Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf, Dr. Christian Rotering, beleuchtete sehr plastisch unterschiedliche Qualitätsaspekte im Bereich der Endoprothetik. Das beginne bei der Indikationsqualität: Obwohl bei Knorpelverschleiß im Knie in 45 Prozent der Fälle nur eine Seite betroffen sei, würden in 93 Prozent der Operationen in Deutschland Doppelschlitten eingesetzt. Hierfür sieht Rotering vor allem ökonomische Anreize, denn medizinisch wäre die Verwendung eines Monoschlittens in vielen Fällen sinnvoller, weil dann die Kreuzbänder erhalten blieben. Am Ende der Qualitätskette steht in der Parkklinik eine freiwillige fünfjährige Garantie auf Endoprothesen, so dass Revisionen in diesem Zeitraum zu Lasten der Klinik gehen.
Am zweiten Tag erörterte Marit Hansen, Leiterin des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein, mit den Mitgliedern der Landesausschüsse verschiedene Aspekte des Datenschutzes im Bereich von „Mobile Health“ und Telemedizin – von rechtlichen Rahmenbedingungen über das Nutzerverhalten bis zu datenschutzrechtlichen Risiken beim Umgang mit Gesundheitsdaten.
Gespräche am Wasser zur Kieler-Woche-2017 der vdek Landesvertretung
Zur Kieler-Woche-2017 im Juni trafen sich rund 80 Gäste zu den Gesprächen am Wasser zum Thema, Deutschland wird immer mehr zu einer „Gesellschaft längeren Lebens“. Mehr ältere Menschen bedeuten auch mehr chronisch Kranke und mehr Multimorbide. Diese Patienten brauchen mehr Versorgung. Gleichzeitig zeichnen sich vor allem auf dem Land, wo überdurchschnittlich viele Alte leben, personelle Engpässe im Gesundheitswesen ab. Außerdem scheint das Gesundheitssystem für viele Patienten immer unübersichtlicher werden. Betroffene empfinden es oft so, als würde die Versorgung weniger greifbar (= vorhanden) und weniger begreifbar (= verständlich).
Für Prof. Gerd Glaeske vom Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen steht fest, dass die Versorgung chronisch Kranker in unserem an sich sehr guten Gesundheitssystem hinter den Möglichkeiten zurückbleibe. Er regte ein Disease Management Programm „Multimorbidität“ an, denn derzeit gebe es eine mangelnde Kooperation und Kommunikation zwischen den Ärztegruppen, die letztlich zu Lasten der Patienten gehe. Glaeske sprach sich für einen „Professionen-Mix“ in der Versorgung aus, der zudem nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe stärker einbinde.
Zustimmung dazu gab es von Prof. Sascha Köpke vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck, der seit Jahren für mehr Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen wirbt. Internationale Studien zeigten die Er-folge dieses Ansatzes – in Deutschland funktioniere das (noch) nicht.
Harald Stender, Koordinator des Kreises Dithmarschen für die ambulante Versorgung und ehemaliger Geschäftsführer des Westküstenklinikums, betonte die Versorgungsunterschiede zwischen Stadt und Land. Er appellierte an die neue Landes-regierung, sich die ländlichen Regionen mit ihren Problemen genau anzusehen. Schleswig-Holstein habe die Nähe und ein gutes Klima der Zusammenarbeit zwischen den Protagonisten. Das habe schon mehrfach zu guten Modellen geführt, die die Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung greifbar und begreifbar gemacht hätten.
Neujahrsgespräch 2017 der vdek-Landesvertretung mit Wahlhearing zur Landtagswahl
Die bevorstehende Landtagswahl war auch Thema beim traditionellen Neujahrsgespräch der vdek-Landesvertretung. Auf dem Podium saßen die gesundheitspolitischen Sprecher der sechs derzeit im Schleswig-Holsteinischen Landtag vertretenen Parteien: Karsten Jasper (CDU), Bernd Heinemann (SPD), Dr. Marret Bohn (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), Dr. Heiner Garg (FDP), Wolfgang Dudda (PIRATEN) und Flemming Meyer (SSW).
Rund 90 Gäste waren in den Sell-Speicher gekommen und erlebten einen Parforceritt durch die gesundheitspolitischen Vorstellungen der sechs derzeit im Schleswig-Holsteinischen Landtag vertretenen Parteien für die kommenden fünf Jahre. Fast im Stile eines „Speed-Datings“ ging es in sechs Runden mit knackigen Statements um die Sicherstellung der flächendeckenden ambulanten Versorgung, die ambulante Notfallversorgung, den Rettungsdienst, um Krankenhausplanung und -finanzierung sowie um die Zukunft der Pflege.
Weitgehend Konsens bei der ambulanten Versorgung
Dabei unterschieden sich die Vorstellungen der sechs Parteien für die ambulante Versorgung nur in Nuancen: Die Stichworte Telemedizin, engere Kooperation mit dem stationären Sektor und Delegation ärztlicher Leistungen waren weitgehend Konsens. Lediglich bei der Frage, ob die wohnortnahe ambulante Versorgung eher durch die Stärkung der Freiberuflichkeit (FDP) oder durch das Modell von ambulanten Versorgungszentren mit angestellten Medizinern (PIRATEN, SSW) gesichert werden könne, gab es divergierende Ansichten.
Opposition kritisiert Krankenhausplan der Regierung
Im Bereich der stationären Versorgung kritisierten die drei Vertreter der Opposition den jüngst von der „Küstenkoalition“ aus SPD, BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN und SSW vorgelegten Krankenhausplan. Jasper plädierte dafür, dass Qualitätsaspekte stärker in die Planung einbezogen werden müssten. Garg forderte eine stärke Spezialisierung der Häuser und eine Zentrenbildung. Dudda betonte dagegen die Bedeutung kleiner Krankenhäuser für die flächendeckende Versorgung und forderte deren Erhalt.
Uneinigkeit beim Thema Pflegekammer
Der größte Zankapfel in der Diskussion war jedoch die Pflegekammer, deren Gründung von der Küstenkoalition beschlossen worden war – und die von allen Oppositionsvertretern vehement abgelehnt.