W ie es um die Zahngesundheit in Deutschland steht, hat die BARMER in ihrem neuen Zahnreport anhand einer Analyse der Abrechnungsdaten über die Jahre 2012 bis 2020 überprüft. Der Report hat für verschiedene Alterskohorten untersucht, über welchen Zeitraum sie keine invasive Zahntherapie wie zum Beispiel Wurzelbehandlungen, Füllungen, Parodontitisbehandlungen, neue Kronen oder Zahn- extraktionen benötigten. Dabei gibt es vor allem ein erfreuliches Ergebnis: Besonders bei jungen Men- schen wird die Zahngesundheit besser. Zwischen den Jahren 2012 und 2020 ist bei 20-Jährigen der mittlere Zeitraum ohne invasive Zahntherapie um mehr als sechs Monate auf 4,4 Jahre gestiegen. Bei den 40-Jährigen gab es einen Zuwachs um drei Monate auf 1,9 Jahre. Den geringsten Fort- schritt gab es bei den 60-Jährigen, bei denen die durchschnittliche therapiefreie Zeit um etwa einen Monat auf 1,6 Jahre angewachsen ist. Der Wandel von der therapiegeprägten zur präventionsgeprägten Zahnheilkunde ist noch lange nicht vollzogen. Sonja Gurris ist Referentin in der Unternehmenskommu- nikation der BARMER Jüngere am häufigsten therapiefrei Versicherte mit und ohne invasive zahnärztliche Leistungen (von Füllungen bis Zahnersatz) im Zeitraum von 2012 bis 2020; Angaben in Prozent 23,7 11,2 11,6 8,7 20-Jährige 40-Jährige 60-Jährige 5,4 4,9 5,8 5,1 4,0 4,3 4,7 4,0 4,2 3,7 3,3 3,5 3,2 2,4 0 2 4 6 8 10 50 Quelle: BARMER-Zahnreport 2022 0,1 0,2 0,3 Fast zwölf Prozent der 60-Jährigen sind im Betrach- tungszeitraum ohne invasive Zahnbehandlungen ausgekommen, bei den 40-Jährigen traf dies auf gut elf Prozent zu. Ab etwa 70 Jahren nimmt die Zahl der langfristig therapiefreien Versicherten dagegen stark zu. Ost-West-Unterschiede werden kleiner Auch regionale Veränderungen sind sichtbar gewor- den. Dabei zeigt sich in der jüngsten Altersgruppe, dass die Unterschiede zwischen Ost und West, die in den vergangenen Zahnreporten immer wieder auffielen, offenbar kleiner werden. Während die durchschnittliche therapiefreie Zeit im Jahr 2012 in den westlichen Bundesländern noch um mehr als zwölf Monate länger war als in den östlichen, hat sich nach acht Jahren der Abstand auf zehn Monate verringert. Ein weiteres Report-Ergebnis ist der Unter- schied in der Zahngesundheit zwischen den Geschlechtern. Männer sind während eines Groß- teils ihres Lebens deutlich häufiger langfristig the- rapiefrei als Frauen. So waren zum Beispiel rund 12,4 Prozent der 49-jährigen Männer und 8,4 Pro- zent der gleichaltrigen Frauen langfristig ohne zahninvasive Behandlung. Erst ab 70 Jahren kehrt sich das Geschlechterverhältnis um. Die Ergebnisse sind teilweise ermu- tigend, jedoch gibt es immer noch klare Verbesserungsmöglichkeiten. Auf der Patientinnen- und Patientenebene soll- ten weitere Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz ergriffen werden. Die entsprechenden Potenziale dazu scheinen noch nicht ausgeschöpft. In diesem Kontext sind beispielsweise der Ausbau der Informationsmöglichkei- ten, die Qualitätsförderung bei Gesund- heitsinformationen und die individuelle Aufklärung zu Ernährung und Mund- hygiene zu nennen. Der Wandel von einer therapie- zu einer nachhaltig prä- ventionsgeprägten Zahnmedizin sollte konsequent weiterverfolgt werden, denn Prävention muss Vorrang vor Interven- tion haben. bit.ly/3hknmls E R S AT Z K A S S E M A G A Z I N . 6 . A U S G A B E 2 0 2 2 4 3