Zielgruppe Migranten – Präventionsprojekt für Menschen mit Migrationshintergrund in Völklingen präsentiert erste Ergebnisse

Die gesetzlichen Krankenkassen bieten seit vielen Jahren Präventionsleistungen an. Durch das 2015 in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention (Präventionsgesetz – PrävG) wurde die Gesundheitsförderung auf eine neue Grundlage gestellt.

Allerdings profitieren nicht alle Menschen im gleichen Umfang von diesen Präventionsleistungen. Das Robert-Koch-Institut hat vor einigen Jahren berichtet, dass z. B. Menschen mit Migrationshintergrund seltener Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen. Als Gründe für eine geringere Beteiligung wurden die sprachlichen und kulturellen Barrieren, aber auch Diskriminierungserfahrungen genannt. Darüber hinaus orientieren sich die Projekte und Programme nicht an dem spezifischen Bedarf der Zielgruppe im jeweiligen Quartier, sondern geben von vorneherein Inhalt und Format vor, die größtenteils defizitorientiert sind.

Genau hier setzt das gemeinsame Projekt des Verbandes der Ersatzkassen e.V. (vdek) und der sog. Kooperation unternehmensnaher Krankenkassen (kuk: IKK Südwest, KNAPPSCHAFT, BKK Landesverband Mitte und dem SVLFG) „Bewusst – Gesund – Aktiv: Gesundheitsförderung für Migrant/-innen im Quartier“ an. Das Projekt, welches die Krankenkassen mit dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e.V. durchführen, wird an zehn Standorten umgesetzt. Der Stand des Projektes im saarländischen Völklingen wird im Rahmen der Veranstaltung „Zielgruppe Migranten - Prävention und Gesundheitsförderung für und mit Menschen mit Migrationshintergrund“ am 19.04.2018 in der Arbeitskammer des Saarlandes vorgestellt.

„Gesundheitsfördernde Maßnahmen kommen nur dann bei den Menschen an, wenn sie niedrigschwellig erreichbar sind, am besten im direkten Umfeld der Menschen. Darüber hinaus müssen die Angebote und Maßnahmen bedarfsgerecht sein, sie müssen sich nach den Bedürfnissen der Zielgruppe vor Ort orientieren“, sagte Martin Schneider, Leiter der vdek-Landesvertretung Saarland. Hierzu ergänzt Armin Beck, Leiter der Regionaldirektion Saarbrücken der KNAPPSCHAFT: „Es ist wichtig, mögliche Barrieren für eine Teilnahme von Menschen mit Migrationshintergrund zu identifizieren und zusammen mit Migranten auszuräumen. Mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Mitgliedsorganisation BARIŞ – Leben und Lernen e.V. haben wir Kooperationspartner gefunden, die vor Ort in Völklingen vernetzt sind und die bereits derzeit mit der Zielgruppe zusammenarbeiten.“

„Die gesetzlichen Krankenkassen sind der größte Player im Bereich Prävention, aber auch wir brauchen Partner, um gerade so genannte vulnerablen Zielgruppen, wie in diesem Fall Migranten, mit unseren Maßnahmen zu erreichen. Mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e. V. (DPWV), als Dachverband von über 10.000 eigenständigen Organisationen, haben der vdek und die kuk-Kassen einen Partner gefunden, der vor Ort vernetzt und präsent ist. Sei es in Frankfurt, Stuttgart, Leipzig, Bremen oder hier im Saarland am Projektstandort Völklingen“, sagte Uwe Klemens, vdek-Verbandsvorsitzender, zu der Kooperationsgemeinschaft des vdek und der Kooperation unternehmensnaher Krankenkassen.

„Prävention und Gesundheitsförderung haben einen hohen Stellenwert in der saarländischen Gesundheitspolitik. Die Bevölkerung soll mit Angeboten zur Prävention und Gesundheitsförderung möglichst in allen Lebensphasen und -bereichen erreicht werden, sodass Prävention dort greifen kann, wo Menschen leben, lernen und arbeiten. Darüber hinaus ist es wichtig auch Zielgruppen anzusprechen, die wir mit derzeitigen Angeboten noch nicht vollständig erreichen. Daher begrüßt die Landesregierung ausdrücklich, dass im Rahmen des bundesweiten Projekts „Bewusst – Gesund – Aktiv“ ein saarländischer Standort für gesundheitsfördernde Maßnahmen für Menschen mit Migrationshintergrund ausgesucht wurde.“, erklärte Sozialministerin Monika Bachmann.

„Migranten sind nicht gleich Migranten. Von dem Enkel in dritter Generation, dessen Großeltern aus der Türkei nach Deutschland migriert sind, bis hin zu den Menschen, die Ende 2015 zu uns gekommen sind, ist die Zielgruppen Migranten in sich sehr heterogen sowie religiös und kulturell vielfältig. Daher ist es wichtig, wirksame migrantenspezifische Projekte für die Zielgruppe vor Ort zu entwickeln. Dies entbindet aber die Akteure in der Gesundheitsförderung nicht, ihre Angebote insgesamt zu öffnen und für die Zielgruppe Migranten attraktiver zu machen.“, führte Prof. Dr. Winfried Banzer in seinem Vortrag aus.

Nina Krause, Projektkoordinatorin des Paritätischen Gesamtverbands, informierte die Teilnehmer, dass die in dem Projekt entwickelten Handreichungen und Methoden auch über den Projektzeitraum hinaus der Gesundheitsförderung und den Präventionsangeboten für Menschen mit Migrationshintergrund zugutekommen werden. „Wir sind zuversichtlich, dass das an den zehn Projektstandorten entwickelte Wissen, die Erfahrungen im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit mit der Zielgruppe sowie die konkrete Projektarbeit den Alltag von Migranten in ihrem Lebensumfeld nachhaltig verbessern werden. Dies soll nicht nur an den zehn Projektstandorten gelingen, sondern auch durch unsere über 200 Migrantenselbstorganisationen im Paritätischen bundesweit Wirkung entfalten.“

„BARIŞ – Leben und Lernen e.V. wurde 1986 von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gegründet. In enger Kooperation mit unserem heutigen Gastgeber, der Arbeitskammer des Saarlandes, entstand aus einem Schülerseminar im Laufe der Jahre ein Interkulturelles Kompetenzzentrum. Heute bietet BARIŞ zahlreiche Unterstützungsangebote an. „Mit dem Projekt Bewusst – Gesund – Aktiv“ können wir unsere Angebote um zahlreiche gesundheitsfördernde Maßnahmen erweitern“, sagt Ingrid Scholz projektverantwortliche Koordinatorin bei BARIŞ.

Günter Eller, Regionaldirektor bei der IKK Südwest, bedankte sich in seinem Resümee bei der Arbeitskammer des Saarlandes, die für das Projekt Bewusst – Gesund – Aktiv die Publikation „AK Aktuell“ herausgegeben hat. Ein weiterer Dank ging an die Projektverantwortlichen, die beim Markt der Möglichkeiten ihre Projekte präsentiert haben. „Wir haben die Bedürfnisse der Zielgruppe Migranten im Blick und haben bereits einzelne Bausteine gefunden, wie wir Menschen mit Migrationshintergrund in ihrem Lebensumfeld erreichen. Da wir aber bei der Zielgruppe Migranten keine homogene Gruppe haben, lohnt es sich, zu vernetzten und zu schauen, wo es im Saarland weitere Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund braucht bzw. welche weitere Zielgruppe einen hohen Bedarf an präventiven Maßnahmen hat.“, fasste Günter Eller in seinem Resümee die Veranstaltung zusammen.

Kontakt

Angela Legrum
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Saarland

Tel.: 06 81 / 9 26 71 - 17
E-Mail: angela.legrum@vdek.com