Der Anteil der rauchenden Tafel-Kund:innen ist mit 50% deutlich höher als bei der Allgemeinbevölkerung. Zudem sind Tafel-Kund:innen häufig von chronischen Erkrankungen und Ernährungsunsicherheit betroffen und gehören damit auch während der Corona-Pandemie zu den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen.
Herkömmliche Rauchentwöhnungsprogramme erreichen einkommensschwache Menschen kaum. Ein Grund mehr für den Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) mit dem beendeten Projekt „Sei dabei, RAUCHFREI!“ Besuchenden der Berliner Tafel vor Ort in den Ausgabestellen „LAIB und SEELE“ Unterstützung bei der Tabakentwöhnung anzubieten. Durch die Rauchentwöhnung sollte zusätzlich die Ernährungssicherheit armutsgefährdeter Menschen gestärkt und somit gleich zwei bedeutenden Gesundheitsrisiken begegnet werden.
Mit der finanziellen Unterstützung der Berliner Ersatzkassen und der Deutschen Krebshilfe wurde das Projekt vom Fachgebiet Angewandte Ernährungspsychologie der Universität Hohenheim zusammen mit dem Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité - Universitätsmedizin Berlin durchgeführt.
Positives Fazit trotz Pandemiesituation
Die Ersatzkassen in Berlin und die Deutsche Krebshilfe ziehen zum Ende des Projekts trotz der erheblichen Schwierigkeiten durch die unvorhergesehenen Ereignisse im Zuge der COVID-19-Pandemie ein positives Fazit.
Das etablierte Rauchfrei Programm des Instituts für Therapieforschung München konnte auf die Bedürfnisse der Tafel-Kundschaft zugeschnitten werden. Im Zuge des Projekts wurden unter Einbeziehung der Tafel-Kund:innen, der Freiwilligen und erfahrener Rauchfrei-Trainer:innen Anpassungen in Hinblick auf Stressbewältigung, Selbstwirksamkeit bei der Rauchentwöhnung, Abgrenzung von Versuchungen im sozialen Umfeld, Tagesstruktur sowie Förderung des allgemeinen Wohlbefindens ermöglicht.
Das so angepasste Programm könnte nun auch für andere armutsgefährdete Zielgruppen geeignet sein.
Ausbildung von Multiplikator:innen elementar für Gelingen des Programms
Das Projekt zeigt, wie wichtig die Einbeziehung der Mitarbeitenden der Ausgabestellen für die Tafel-Kund:innen ist. Ein erster Schritt kann die Ausbildung der Mitarbeitenden zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sein. Die Bildung solch positiver Rollenbilder und die schrittweise Durchdringung des Themas „Rauchausstieg“ können zur Sensibilisierung der Thematik beitragen und die oftmals geringe Selbstwirksamkeitserwartung bei der Tafel-Kundschaft erhöhen.
Eine breitere Wirksamkeit des Rauchfrei Programms wird voraussichtlich durch den Einsatz von Sprachvermittlung erreicht werden, da momentan ein nennenswerter Teil der Kundschaft der Berliner LAIB und SEELE-Ausgabestellen kein oder nur wenig deutsch spricht.
Im Laufe des Projekts wurden wertvolle Erfahrungen für den weiteren Einsatz des Programms im Setting „Tafel-Ausgabestelle“ und für andere zukünftige Projekte gewonnen.
Kontakt
Volker Berg
Referent Politik und Kommunikation
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