Notfallversorgung

Stand der Reform in Berlin und Brandenburg

Notaufnahme

Vor der Corona-Pandemie waren die Notaufnahmen mit Patienten überlaufen, die nicht notwendigerweise in einer Rettungsstelle versorgt werden müssen. Die Gründe dafür sind vielseitig: Patienten schätzen entweder ihre Beschwerden falsch ein, haben das Gefühl, dass sie bei Fachärzten nicht schnell genug einen Termin bekommen oder wissen nicht, wohin sie sich außerhalb der Sprechzeiten der Arztpraxen wenden sollen. Dies hat sich während der Corona-Krise grundlegend geändert. Teilweise trauen sich Patienten aus Angst vor einer Ansteckung kaum mehr in eine Notaufnahme. Wenn sich die Situation nach dem Ende der Pandemie wieder normalisiert, liegt die Vermutung nahe, dass die Patienten wieder zu den alten Verhaltensmustern zurückkehren und sich die Notaufnahmen wieder füllen werden.

Regulierung der Notfallversorgung

Um die Situation in den Notaufnahmen zu verbessern, hat der Gesetzgeber 2015 mit dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) den Grundstein gelegt. Das Gesetz sieht vor, Notdienstpraxen in oder an Krankenhäusern einzurichten. Der vdek hat sich frühzeitig in die Diskussion eingebracht und ein Gutachten zur ambulanten Notfallversorgung in Zusammenarbeit mit dem aQua-Institut veröffentlicht.

2019 wurde mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) die Verpflichtung eingeführt, die Service-Leistungen des ärztlichen Bereitschaftsdiensts unter der Telefonnummer 116 117 zu erweitern. Seit dem 01.01.2020 wird den Versicherten unter anderem rund um die Uhr in Akutfällen eine ärztliche Versorgung vermittelt. Hier kommt, wie vom TSVG gefordert, ein bundesweit einheitliches, standardisiertes Ersteinschätzungsverfahren zum Einsatz. Es handelt sich dabei um die Software SmED (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland).

Gemeinsamen Notfallleitsystem als Lotse

Im Sommer 2019 veröffentlichte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zunächst einen Referentenentwurf, in dem die Notfallversorgung weiterentwickelt wurde. Anfang 2020 folgte ein weiterer angepasster Referentenentwurf des BMG. Der Entwurf sieht vor, die Telefonnummern 112 (Rettungsdienst und Feuerwehr) und 116 117 (ärztlicher Bereitschaftsdienst) zu einem gemeinsamen Notfallleitsystem (GNL) zusammenzuführen. Das GNL soll auf Basis eines qualifizierten, standardisierten und softwaregestützten Ersteinschätzungsverfahren die Lotsenfunktion für die medizinische Notfallrettung, den Krankentransport und eine telemedizinische oder aufsuchende notdienstliche Versorgung übernehmen.

Integrierte Notfallzentren

Als weiterer Punkt ist die Einrichtung von sogenannten integrierten Notfallzentren (INZ) vorgesehen. Die Zentren sollen an geeigneten Krankenhausstandorten eingerichtet werden und rund um die Uhr erreichbar sein. Sie sollen den Patienten als erste Anlaufstelle im Notfall dienen. Die INZ werden durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und die Krankenhäuser betrieben.

Darüber hinaus soll die medizinische Notfallversorgung durch Rettungsdienste als eigenständige Leistung der medizinischen Notfallrettung im SGB V geregelt und unabhängig von der Inanspruchnahme anderer Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung vergütet werden.

Die geplanten Regelungen befinden sich seit Anfang 2020 nach wie vor im Entwurfsstatus und wurden bisher vom BMG nicht in ein weiterführendes Gesetzgebungsverfahren eingebracht. Gleichwohl wurden in Berlin und Brandenburg an einigen Krankenhäusern Notdienst- bzw. Bereitschaftspraxen eingerichtet, die der Funktion des im Referentenentwurf des BMG genannten INZ gerecht werden.

Die Notfallversorgung in Berlin

In Berlin sind mittlerweile elf Notdienstpraxen für Erwachsene und Kinder/Jugendliche am Netz. Die letzte Notdienstpraxis eröffnete Ende 2020, womit die Reorganisation der ambulanten Notfallversorgung abgeschlossen ist.

In Berlin kommt seit dem 01.01.2020 die Ersteinschätzungs-Software SmED unter der Nummer 116117 zum Einsatz. Damit können die Beschwerden der Patienten schnell und präzise geklärt und eine Einschätzung der Dringlichkeit vorgenommen werden.

Notdienstpraxen für Erwachsene
Bezirk Standort
Charlottenburg

DRK-Kliniken Berlin, Westend

Zentrale Notaufnahme

Spandauer Damm 130

14050 Berlin

Friedrichshain

Vivantes Klinikum im Friedrichshain

Rettungsstelle

Landsberger Allee 49

10249 Berlin

Marzahn

Unfallkrankenhaus Berlin

Rettungsstelle

Warener Str. 7

12683 Berlin

Mitte

Jüdisches Krankenhaus Berlin

Rettungsstelle

Heinz-Galinski-Str. 1

13347 Berlin

Neukölln

Vivantes Klinikum Neukölln

Rudower Straße 48

12351 Berlin

Steglitz / Zehlendorf

Charité am Campus Benjamin Franklin

Hindenburgdamm 30

12203 Berlin

Notdienstpraxen für Kinder und Jugendliche
Bezirk Standort
Charlottenburg

DRK-Kliniken Berlin, Westend

kinderärztliche Erste-Hilfe-Stelle

Spandauer Damm 130

14050 Berlin

Lichtenberg

Sana Klinikum Lichtenberg

Haus B, EG, Räume B012 und B013

Fanningerstraße 32

10365 Berlin

Neukölln

Vivantes Klinikum Neukölln

Mutter-Kind-Zentrum

Rudower Straße 48

12351 Berlin

Tempelhof

St.-Joseph-Krankenhaus Tempelhof

Erste-Hilfe-Stelle

Eingang Wüsthoffstraße 15

12101 Berlin

Wedding

Charité-Campus Virchow-Klinikum

Haus 8 – Kinderrettungsstelle

Mittelallee 8

13353 Berlin

Notfallversorgung in Brandenburg

Derzeit sind 18 ärztliche Bereitschaftspraxen an Brandenburger Krankenhäusern eingerichtet. Es fehlt nur noch eine weitere Bereitschaftspraxis, um die Reorganisation abzuschließen.

In Brandenburg kommt seit dem 01.04.2019 die Software SmED zum Einsatz. Außerdem wurde in drei von fünf Leitstellen für den Rettungsdienst die Kooperation mit der Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdiensts (116117) bereits umgesetzt.

Standorte der ärztlichen Bereitschaftspraxen
Standort In folgenden Krankenhäusern
Bernau

Immanuel Klinikum Bernau

Herzzentrum Brandenburg

Ladeburger Straße 17

16321 Bernau bei Berlin

Brandenburg an der Havel

Städtisches Klinikum Brandenburg

Interdisziplinären Aufnahmezentrum, Haus 3, Ebene 0

Hochstraße 29

14770 Brandenburg an der Havel

Cottbus

Carl-Thiem-Klinikum

Rettungsstelle Haus 3

Thiemstraße 111

03048 Cottbus

Eberswalde

Werner Forßmann Krankenhaus

Rudolf-Breitscheid-Straße 100

16225 Eberswalde

Frankfurt (Oder)

Klinikum Frankfurt (Oder)

Eingang Haus 6

Müllroser Chaussee 7

15236 Frankfurt (Oder)

Herzberg

Elbe-Elster Klinikum GmbH

Krankenhaus Herzberg

Alte Prettiner Straße

04916 Herzberg (Elster)

Königs Wusterhausen

Achenbach-Krankenhaus

Klinikum Dahme-Spreewald

Köpenicker Straße 29

15711 Königs Wusterhausen

Lübben

Spreewaldklinik Lübben

Schillerstraße 29

15907 Lübben

Ludwigsfelde

Evangelisches Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow

Albert-Schweitzer-Straße 40-44

14974 Ludwigsfelde

Nauen

Havelland Kliniken GmbH

Ketziner Straße 19

14641 Nauen

Neuruppin

Ruppiner Kliniken

Haus X

Fehrbelliner Straße 38

16816 Neuruppin

Oranienburg

Oberhavel Kliniken GmbH

Robert-Koch-Straße 2-12

16515 Oranienburg

Perleberg

Kreiskrankenhaus Prignitz

Dobberziner Str. 112

19348 Perleberg

Potsdam

St. Josefs-Krankenhaus Potsdam

Zufahrt über Zimmerstraße 6

14471 Potsdam

Rüdersdorf

Immanuel Klinik Rüdersdorf

Ebene 2.

Seebad 82/83

15562 Rüdersdorf bei Berlin

Schwedt

Asklepios Klinikum Uckermark

Am Klinikum 1

16303 Schwedt/Oder

Senftenberg

Klinikum Niederlausitz GmbH

Standort Senftenberg

Krankenhausstraße 10

01968 Senftenberg

Templin

SANA-Krankenhaus Templin

Robert-Koch-Straße 24

17268 Templin