Kommentar Marina Rudolph, Leiterin der vdek-Landesvertretung Berlin/Brandenburg

Überfällige Reformen im Gesundheitswesen angehen

Marina Rudolph_vdek_Anke Illing

Der Sommer neigt sich seinem Ende und die Wahl wirft ihre Schatten voraus. Dazu gehen die Infektionszahlen wieder nach oben. Niemand kann sagen, wie sehr uns die vierte Welle erfassen wird. Doch eines steht fest: Das Gesundheitswesen ist weiter unter Druck. Bei allem Wahlkampf vermisse ich Politik, die weiter geht. Die über den 26. September hinausgeht und Pläne bringt, die Leben und Arbeiten auch in einer vierten Welle sicher ermöglichen. Krankenhäuser, Ärztinnen und Ärzte, Arbeitgebende, Eltern und Schülerinnen und Schülern müssen planen können. Hierzu hört man zu wenig Konkretes.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Herausforderungen der Corona-Pandemie waren von einer neuen, unbekannten Dimension. Es war wichtig, zu Beginn schnell zu handeln, die Versorgung der Versicherten sicherzustellen und das Gesundheitswesen durch zusätzliche finanzielle Mittel zur Krisenbekämpfung und im Lockdown leistungsfähig zu halten. Im Gesundheitsbereich wurden im Stakkato Verordnungen erlassen, Gesetze erneuert und Finanzierungen überarbeitet, um die Pandemie in den Griff zu bekommen und die medizinische Versorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Nicht selten jedoch mussten die Gesetze nachgebessert werden, um Fehlentwicklungen entgegenzusteuern.

Auch die vdek-Landesvertretung Berlin/Brandenburg hat unter Hochdruck umgesetzt, was in Gesetzen und Gremien festgelegt und entschieden wurde. Manche Entscheidung der Politik diente zwar vordergründig der Pandemiebekämpfung, war jedoch für die Strukturen unseres komplexen Gesundheitssystems nicht immer passgenau.

Doch jetzt ist die Zeit, weiterzudenken. Gerade jetzt, wo die Erfahrungen präsent sind und die anstehenden Bundestags- und Landtagswahlen frischen Wind in die Debatte bringen, könnte die Pandemie auch eine Chance sein, überfällige Reformen im Gesundheitswesen anzugehen: Maßnahmen, die über das Corona-Virus hinausgehen und unser Gesundheitswesen für die Zukunft rüsten. Stichwort: Krankenhausstrukturreform. Stichwort: Verzahnung von ambulantem und stationärem Sektor. Stichwort: Fortsetzung der Pflegereform.  

Die vdek-Landesvertretung Berlin/Brandenburg hat deshalb politische Positionen für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im September erarbeitet. Die Ersatzkassen verbinden darin Handlungsfelder, die das hochkomplexe Gesundheitssystem zukunftssicher gestalten. Die Krise hat viele Schwachstellen offen gelegt. Wir sind überzeugt: Wenn alle Beteiligten – Krankenkassen, Politikerinnen und Politiker, Ärztinnen und Ärzte, Krankenhausbetreibende sowie Akteure der Pflege gemeinsam nach innovativen Wegen suchen, werden wir Lösungen für die bestehenden Herausforderungen finden, um die Folgen der Pandemie und Strukturprobleme zu bewältigen.

Die Corona-Pandemie kann so auch zur Chance werden: Der vdek und seine Mitgliedskassen stehen mit ihrer Kompetenz bereit, Strukturanpassungen mitzugestalten.