Aus der täglichen Praxis für die tägliche Praxis lernen und damit die größtmögliche Patientensicherheit erreichen: Die Erkenntnisse aus einer sektorenübergreifenden Qualitätssicherung, die die ambulante und stationäre Versorgung von Patientinnen und Patienten erfasst, gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Arbeit in den Arztpraxen und Krankenhäusern. Wie dieser Transfer gelingen kann, stand im Mittelpunkt beim dritten Qualitätskongress NRW, der am Donnerstag in Münster stattfand. Unter dem Tagungsmotto „Die neue Normalität und ihr praktischer Nutzen“ trafen sich rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Halle Münsterland und online, um sich über neue Erfahrungen und weiter notwendige Anpassungen auszutauschen.
Als zentrale Herausforderung für die seit zwei Jahren eingeführte sektorenübergreifende Qualitätssicherung müssten nun technische Prozesse vereinfacht und der bürokratische Aufwand minimiert werden, betonte Dr. Volker Schrage, Vorsitzender des Lenkungsgremiums der LAG DeQS NRW und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). In dieser Landesarbeitsgemeinschaft sind die Krankenkassen, die Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe, die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) vertreten. Das Konferenzmotto sei trotz der vielen Fortschritte deshalb auch eine Zielbeschreibung, erklärte Schrage: „Qualitätssicherung muss dazu dienen, Verbesserungspotenziale aufzuzeigen, die es dem Arzt oder der Ärztin ermöglichen, die ohnehin hohe Qualität der Arbeit zu verbessern.“
In verschiedenen Workshops tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über detaillierte Erkenntnisse der Qualitätssicherung aus ausgewählten Leistungsbereichen aus. Natürlich ging es auch um die Auswirkungen der Pandemie und die dabei beobachteten Entwicklungen. In weiteren Workshops vertieften die Fachleute die Ergebnisse der Sektorenübergreifenden Qualitätssicherung in den Leistungsbereichen Chirurgie/Orthopädie, Kardiologie sowie in Bezug auf postoperative Wundinfektionen. Im Zentrum zweier Vorträge stand die Bedeutung der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung auf Landesebene sowie das Zusammenspiel zwischen Bund und Land.
In der Praxis sei das System der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung noch stark auf den stationären Bereich fokussiert, bilanzierte KGNW-Geschäftsführer Matthias Blum als Vorsitzender des Lenkungsausschusses QS-NRW. Von 15 im laufenden Jahr erfassten Verfahren seien aktuell lediglich drei sektorenübergreifend angelegt. Die meisten Verfahren seien zunächst stationär weitergeführt worden. „Es liegt aber auch daran, dass die Überwindung der Sektorengrenzen in der Umsetzung so schwierig ist“, erläuterte Blum. Zahlreiche methodische Hürden erschwerten aber noch die Anwendung in der Praxis: „Die Begleitevaluation muss hier sehr ernst genommen werden. Noch besser wäre es, wenn neue Verfahren nicht sofort in der Fläche angewendet, sondern zunächst gründlicher in einer Pilotphase erprobt werden können.“
Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, ergänzte im Namen der Krankenkassen: „Patientinnen und Patienten haben zu Recht den Anspruch, sowohl ambulant als auch im Krankenhaus in ganz Nordrhein-Westfalen hochwertig versorgt zu werden. Die sektorenübergreifende Qualitätssicherung ist ein relevanter Baustein, dies zu erreichen. Aus Patientensicht ist zu begrüßen, dass zukünftig neben medizinischen Daten auch Patientenbefragungen in den Verfahren Berücksichtigung finden werden.“
Im Vorfeld der Qualitätskonferenz NRW sagte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Hans-Albert Gehle, die externe Qualitätssicherung nach SGB V befinde sich im Wandel. Die Richtlinie über Maßnahmen der Qualitätssicherung in Krankenhäusern werde gerade abgewickelt. „Mit der Richtlinie zur datengestützten einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung treten wir in eine neue Zeit mit mehr Akteuren und Einbeziehung des ambulanten Bereichs. Ziel ist es, den guten Standard, den wir mit den Leistungserbringern bisher erarbeitet haben, weiter zu halten.“
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