vdek: Sind Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen in der Lage, ein Verständnis über gesunde Ernährung zu entwickeln?
Lehmann: Ganz klar: JA! Mit Wertschätzung ohne erhobenen Zeigefinger in Anerkennung der Fähigkeiten und Fertigkeiten haben wir gemeinsam mit den Kindern Neues ausprobiert, Materialien entwickelt und gleichzeitig Lebenskompetenzen gestärkt. Der Grundgedanke dabei: Empowerment. Die Befähigung zur Selbstbestimmung, Einflussnahme auf die Gestaltung des eigenen Lebens und Stärkung des selbstverantwortlichen Handelns sind leitend für alle Aktivitäten im Projekt.
vdek: Was bedeutete das in der Praxis?
Reiff: Gestärkt durch intensive Ernährungsberatung hat das Projektteam in den ersten fünf Monaten des insgesamt zehnmonatigen Projektes gemeinsam mit den Schülern drei thematische Module bearbeitet. Ein tägliches gemeinsames Frühstück über den gesamten Projektzeitraum bildete die praktische Grundlage für die Module und diente der Verstetigung des erlangten Wissens.
In dem ersten Modul Frühstück – Was gehört dazu? standen die Grundbausteine eines gesunden und ausgewogenen Frühstücks im Mittelpunkt.
Das zweite Modul Was macht mich stark? zielte insbesondere auf die Sensibilisierung der Kinder ab, welche Lebensmittel ihren Körper gesund erhalten.
Das dritte Modul Zucker – viel oder wenig? ermöglichte es den Kindern, sich aktiv mit dem Thema Zucker auseinanderzusetzen, insbesondere in der täglichen Arbeit mit der Ernährungspyramide. Süßungsalternativen wurden probiert und zuckerhaltige Lebensmittel erkannt und ersetzt. Unterstützt wurden alle Module durch regelmäßige Aktivitäten, so haben wir beispielsweise selbst Aufstriche hergestellt sowie Brot gebacken.
vdek: Inwiefern war es wichtig, auch die Eltern einzubeziehen?
Reiff: Sehr wichtig: Wir haben monatliche Informationen an die Eltern verschickt und sie in gemeinsame Aktivitäten eingebunden. So servierten die Kinder den Eltern ihren Lieblingsjoghurt und überzeugten beim gemeinsamen Brotbacken mit den erlangten Fähigkeiten. Genau das wollten wir im Sinne von Empowerment ja auch erreichen. Die Kinder spürten Selbstwirksamkeit und konnten ihre Eltern mit ihren Fertigkeiten überraschen. Eine Ernährungsberatung trug ebenfalls dazu bei, dass Eltern neue Erkenntnisse und Einblicke erhielten. Ohne die Unterstützung der Eltern wäre das Projekt niemals so erfolgreich geworden. Unser Dank gilt ihnen aber auch den tollen Kindern, die mit uns den neuen Weg beschritten haben. Und natürlich dem vdek, mit seiner kompetenten und verbindlichen Unterstützung sowie Frau Fontaine für die anschauliche Ernährungsberatung.