Critical Incident Reporting System (CIRS)

„Mehr Patientensicherheit“: Neues Meldeportal online

Screenshot: Mehr Patientensicherheit

Die Ersatzkassen und der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) haben das barrierefreie Internetportal „Mehr Patientensicherheit“ gestartet. Hier können Versicherte und ihre Angehörigen über Erfahrungen aus allen Bereichen der Gesundheitsversorgung berichten. Deutschlands erstes anonymes, freiwilliges und sanktionsfreies Critical Incident Reporting System (kurz: CIRS) für Patientinnen und Patienten wird einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Patientensicherheit im Gesundheitswesen leisten.

Ob Arztpraxis, Krankenhaus oder Pflegeeinrichtung – überall kann es zu kritischen Ereignissen kommen, die ggf. in einen Fehler bei der Versorgung münden können. Auch positive Erfahrungen sollen ausdrücklich gemeldet werden. Die Berichte der Betroffenen werden strukturiert erfasst und vor der Veröffentlichung anonymisiert. Ziel ist es, aus den Erfahrungen der Versicherten zu lernen und Erkenntnisse hieraus aktiv in die Verbesserung einer sicheren Gesundheitsversorgung einzubeziehen Damit soll auch der globale Aktionsplan Patientensicherheit der WHO unterstützt werden, der im August 2021 in deutscher Übersetzung vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht wurde und dort heruntergeladen werden kann.

Claudia Ackermann

Berichtssysteme im Gesundheitswesen haben sich sowohl national als auch international bewährt. Sie sind wichtiger Bestandteil des Qualitäts- und Risikomanagements in Gesundheitseinrichtungen und werden von Leistungserbringenden wie zum Beispiel niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Fachpersonal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen genutzt. Bislang wurden jedoch die Erfahrungen von Versicherten und ihren Angehörigen noch kaum genutzt. Dabei sind sie oft die Einzigen, die den kompletten Behandlungsprozess erleben und schildern können.

Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen

Was ist ein CIRS und wozu dient es?

CIRS steht für Critical Incident Reporting System. Es handelt sich hierbei um ein Lern- und Meldesystem, welches insbesondere in Krankenhäusern bereits seit 2012 verpflichtend zum Einsatz kommt. Ärzteschaft und Pflegekräfte berichten hier anonym über kritische Ereignisse, sogenannte "Beinahe-Fehler", die ihnen selbst passiert sind oder von ihnen beobachtet wurden. Ein kritisches Ereignis muss dabei nicht zwingend zu einem Schaden für Patientinnen und Patienten geführt haben.

Was ist beim CIRS-Berichtsystem für Versicherte anders?

Im Rahmen des CIRS-Berichtsystems für Versicherte ist vorgesehen, dass beobachtete (Beinahe-)Fehler nicht vom medizinischen Personal, sondern von den Versicherten selbst gemeldet werden. Die Versicherten können kritische Ereignisse, die sie in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens, wie beispielsweise bei der niedergelassenen Ärzteschaft, im Pflegeheim oder Krankenhaus, wahrgenommen haben, über die gemeinsame Internetseite der Ersatzkassen mehr-patientensicherheit.de melden. Versicherte sind aber auch ausdrücklich dazu aufgerufen, positive Erlebnisse zu dokumentieren, da negative und positive Erfahrungen gleichermaßen in das neue CIRS-Berichtsystem einfließen sollen. Das Portal soll explizit kein einseitiges Beschwerdeportal, sondern eine Plattform sowohl für Lob als auch Kritik sein.

Logo: Mehr Patientensicherheit

Ersatzkassen setzen sich schon lange für Patientensicherheit ein

Das Thema Patientensicherheit ist für den vdek und die Ersatzkassen schon lange ein wichtiges Thema. Zuletzt wurde 2021, zusammen mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit und weiteren Projektpartnern, die Aufklärungskampagne „Deutschland erkennt Sepsis“ auf den Weg gebracht. Mit dem neuen CIRS-Portal stärken die Ersatzkassen und der vdek sowohl bundesweit als auch direkt vor Ort in Hessen nun zusätzlich und direkt die Stimme der Versicherten und ihrer Angehörigen in der Versorgung. Das ist #regionalstark.

 

230306_Kachel für Portal MEHR PATIENTENSICHERHEIT
CIRS_DAK_Zitat Dalhoff_20.03.2024
KKH_Zitat_vdek_1200x627px_Lisa Wiertz
Claudia Ackermann

Die Verbesserung der Patientensicherheit ist den Ersatzkassen und dem vdek in Hessen ein wichtiges Anliegen, für das wir uns kontinuierlich einsetzen. Mit dem Portal ‚Mehr Patientensicherheit‘ rücken wir die Erfahrungen der Versicherten in den Mittelpunkt, denn sie sind oft die Einzigen, die den Behandlungsprozess von Anfang bis Ende erleben. Ihre Erfahrungen und Eindrücke können wirksam dazu beitragen, vermeidbare Fehler zu erkennen und die Versorgung so weiterzuentwickeln, dass diese zukünftig möglichst vermieden werden.

Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen

Wissenswertes zum neuen CIRS-Portal:

Wer kann Ereignisse melden? Ist es notwendig, bei den Ersatzkassen versichert zu sein, um einen Fallbericht einzureichen?

Nein. Auch wenn die Ersatzkassen – das sind Techniker Krankenkasse (TK), BARMER, DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, Handelskrankenkasse (hkk) und HEK – Hanseatische Krankenkasse – sowie der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) das neue Portal ins Leben gerufen haben, ist es nicht erforderlich, bei einer Ersatzkasse versichert zu sein, um einen Fallbericht einzureichen.

Welche Ereignisse können gemeldet werden?

Prinzipiell sind alle Erfahrungen aus sämtlichen Bereichen des Gesundheitssystems relevant, die die Sicherheit der Behandlung betreffen. Dies können beispielsweise Erfahrungen in Arztpraxen, Krankenhäusern, Rehakliniken, Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten, bei Heilmittelerbringern (u.a. Physiotherapie, Ergotherapie) usw. sein. Neben Meldungen von Fehlern und Problemen werden insbesondere auch besonders positive Erfahrungen und erfolgreiche Lösungen gesucht. Deren Weitergabe ermöglicht es anderen, von erfolgreichen Ansätzen zu lernen, und trägt zur Gesamtverbesserung der Gesundheitsversorgung bei.

Was geschieht nach der Meldung?

Nachdem ein Vorfall auf der Online-Plattform gemeldet wurde, wird er professionell anonymisiert und erst danach den Expertinnen und Experten zur Analyse zur Verfügung gestellt. Persönliche Identifikationsmerkmale wie Namen, Kontaktdaten und andere sensible Informationen einschließlich des Namens der Einrichtung und des Fachpersonals werden zuvor entfernt, um die Vertraulichkeit der Daten zu gewährleisten. Die hieraus resultierenden Ergebnisse einschließlich Vorschlägen zur Verbesserung sollen einem breiten und je nach Fall zielgerichteten Adressatenkreis zugeleitet werden (z.B. Krankenhäusern, Pflegeheimen und Vertragsärztinnen und -ärzten) mit dem Ziel, hieraus zu lernen. Perspektivisch sollen auch weitere Institutionen des Gesundheitswesens, wie der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und die Bundesärztekammer sowie Hersteller von Medizinprodukten und Pharmazeutika über die Ergebnisse informiert werden.  Darüber hinaus wird regelmäßig ein „Fall des Monats“ veröffentlicht, der unter anderem konkrete Handlungsempfehlungen für Versicherte beinhaltet.

Wer analysiert die gemeldeten Fälle?

Die Analyse erfolgt durch ein Expertenteam, das aus Medizinerinnen und Medizinern, Expertinnen und Experten für Patientensicherheit und/oder Qualitäts- und Risikomanagement, Pflegefachpersonen und – je nach Fall – weiteren relevanten Fachexpertinnen und -experten besteht. Ziel ist es, Ursachen und Risikofaktoren zu identifizieren, Empfehlungen für Verbesserungen zu entwickeln und so die Patientensicherheit und Gesundheitsversorgung zu stärken.

Wie tragen die Fallberichte zur Patientensicherheit bei?

Die Fallberichte liefern entscheidende Erkenntnisse, die zur Verbesserung des Gesundheitssystems und der Versorgung beitragen. Das Teilen von Erfahrungen ermöglicht es, potenzielle Schwachstellen in der Gesundheitsversorgung zu identifizieren und Maßnahmen zur Steigerung der Patientensicherheit umzusetzen.

Wie werden die Erkenntnisse aus den Fallberichten ins Gesundheitssystem zurückgeführt?

Die im Expertenteam besprochenen Erkenntnisse aus den Fallberichten werden in Form von Informationsmaterial sowohl für Fachpersonal im Gesundheitswesen als auch für Versicherte zugänglich gemacht, um die gewonnenen Erkenntnisse im Gesundheitssystem zu verbreiten und die Patientenversorgung zu verbessern. Parallel dazu werden die gesetzlichen Krankenkassen ihre Informationskanäle aktiv zur Unterstützung nutzen.

Wie wird die Datensicherheit gewährleistet?

Die Sicherheit der Daten ist von höchster Bedeutung. Die Server der Plattform befinden sich in einem zertifizierten Zentrum in Deutschland und erfüllen alle erforderlichen strengen deutschen Datenschutzvorschriften.  Genauere Informationen zur Datensicherheit sind unter https://mehr-patientensicherheit.de/datenschutz/ verfügbar.

Download

Mehr zum Thema

Pressemitteilung: Ersatzkassen starten Webportal für Berichte von Versicherten über kritische und positive Ereignisse in der medizinischen Versorgung

Zeitungen

Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) und seine Mitgliedskassen TK, BARMER, DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK haben den Startschuss für das neue Internetportal „Mehr Patientensicherheit“ gegeben. Versicherte der Ersatzkassen und anderer Kassenarten haben erstmalig in Deutschland die Möglichkeit, auf dieser Plattform über kritische Ereignisse, aber auch über positive Erfahrungen in der medizinischen Versorgung anonym und in strukturierter Form zu berichten. » Lesen