Finanzen

vdek-Landesvertretung NRW: Steigende GKV-Ausgaben erfordern verstärkte Reformschritte – Belastungen für Beitragszahler müssen begrenzt werden

Die vdek-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen appelliert zum Jahresende an die politisch Verantwortlichen, aktiv zu werden. Die anhaltend hohe Kostenentwicklung in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) belastet auch in NRW die Kassen. Damit ist die finanzielle Stabilität des Systems in Gefahr und weitere Beitragserhöhungen sind absehbar. Das werden die geplanten Sparmaßnahmen, zu denen der Vermittlungsausschuss einen Kompromiss gefunden hat, zwar abmildern, aber leider nicht verhindern. Echte Reformanstrengungen auf Bundesebene sind aus Sicht des vdek unumgänglich.

Zusatzbeitragssatz für 2026 nicht ausreichend

In den vergangenen Monaten zeigte sich, dass die Ausgaben der GKV weiterhin deutlich stärker wachsen als die Einnahmen. Für das erste bis dritte Quartal 2025 stiegen die Leistungsausgaben allein bei den sechs Ersatzkassen bundesweit um durchschnittlich +7,7 % je Versicherten gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. Zum Vergleich: Die Beitragseinnahmen stiegen im selben Zeitraum um lediglich 5,3 %.
Im Ergebnis führt dies zu einer erheblichen Unterdeckung und daraus resultierend zu steigenden Zusatzbeitragssätzen. Es ist bereits absehbar, dass der von der Bundesregierung für das Jahr 2026 festgelegte durchschnittliche Zusatzbeitragssatz von 2,9 % nicht ausreichen wird, um die GKV-Finanzen zu stabilisieren. Zumal auch die gesetzlich vorgegebenen Mindestreserven der Kassen noch weiter aufgefüllt werden müssen. In 2025 beträgt der tatsächlich von den Kassen erhobene Zusatzbeitragssatz bereits 2,94 %. Für 2026 ist daher von weiter steigenden Beitragssätzen auszugehen und damit von einer weiter steigenden Belastung der Beitragszahler.

Steigende Kosten können kaum durch Beiträge aufgefangen werden

Die Kostensteigerungen der vergangenen Jahre sind auch für die GKV in NRW enorm. Die Ausgaben in NRW für Arzneimittel sind im Zeitraum 2014-2024 um 57,5 % gestiegen, bei Heilmitteln liegt die NRW-Steigerung mit 170,8 % deutlich über dem Bundesschnitt; der Landesbasisfallwert als Grundpreis für eine Behandlung im Krankenhaus stieg um 38,5 %. Im Rettungsdienst haben sich die Kosten in zehn Jahren verdoppelt. Die immer weiter steigenden Ausgaben belasten die Solidargemeinschaft extrem und sind allein durch Beitragserhöhungen auf Dauer nicht verantwortbar. Daher ist Mut zu Reformen dringend notwendig.

Stabilisierung der GKV-Finanzen braucht wirksame Strukturreformen

„Die nun beschlossenen Maßnahmen zur Ausgabendämpfung, die im Vermittlungsausschuss voraussichtlich bestätigt werden, können nur ein erster Schritt zur Stabilisierung der GKV-Finanzen sein. Sie geben etwas Planungssicherheit, werden Beitragserhöhungen aber nicht verhindern können“, so Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung NRW, und weiter: „Angesichts der aktuellen Entwicklungen sind grundsätzliche Strukturreformen erforderlich, um auch in den kommenden Jahren tragfähige GKV-Finanzen zu ermöglichen.“ Wichtig ist aus Sicht des vdek, dass Maßnahmen langfristig wirken und die Lasten für Beitragszahlende begrenzt werden.

Geeignete Reformmaßnahmen wären eine verlässliche Refinanzierung versicherungsfremder Leistungen durch den Bund sowie eine wirksame Krankenhausreform. Außerdem muss die Notfallreform nun zügig auf den Weg gebracht werden. Ein Schlüsselelement für die bessere Versorgung und Steuerung der Notfallpatientinnen und -patienten ist die standardisierte digitale oder telefonische Ersteinschätzung, die bei jeder Kontaktaufnahme verpflichtend in allen Bereichen der Notfallversorgung etabliert werden soll.

Endlich grundlegende Reformen angehen

Abschließend sagt Dirk Ruiss: „Die Politik muss endlich grundlegende Reformen angehen, die zu einer soliden und nachhaltigen Finanzierung der GKV führen. Auf der Einnahmenseite sollte die Politik den Bundeszuschuss für versicherungsfremde Leistungen dynamisieren und eine kostendeckende Finanzierung der Bürgergeldempfänger:innen einführen. Gleichzeitig benötigen wir dringend eine Rückbesinnung auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Versorgung und damit eine Finanzpolitik, bei der sich die Ausgaben an den verfügbaren Einnahmen orientieren und nicht dauerhaft über diese hinausgehen.“

Pressemitteilung zum Download 18.12.2025 PM GKV-Ausgaben

Kontakt

Christian Breidenbach
Pressesprecher
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Landesvertretung Nordrhein-Westfalen

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