vdek-Fachtagung

Wie krank ist die Notfallversorgung?

Die diesjährige große Fachtagung der Landesvertretung Bayern des Verbandes der Ersatzkassen war dem Thema Ambulante Notfallversorgung gewidmet und fand am 20.10.2016 zum ersten Mal im Rahmen des Europäischen Gesundheitskongresses statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das vom vdek in Auftrag gegebene Gutachten des AQUA-Instituts für angewandte Qualitätsorientierung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH zur Situation der Notfallversorgung in Deutschland.

Seit vielen Jahren kursieren Klagen über die Funktionstüchtigkeit und Effizienz der medizinischen Notfallversorgung. Betroffen von diesen Ineffizienzen sind vor allem die Patienten, die mit intransparenten Strukturen, verstopften Notfallambulanzen an Krankenhäusern und überfüllten Wartezimmern zu kämpfen haben. Dies ist besonders problematisch, weil in einem Notfall, die betroffenen Menschen zunächst auf sich allein gestellt und im Ernstfall selbst Entscheidungen über ihre Notfallbehandlung treffen müssen, ohne genau zu wissen, ob sie den richtigen Weg einschlagen. In den meisten Fällen gehen sie ins Krankenhaus, obwohl oft eine Arztpraxis bzw. Bereitschaftsdienstpraxis in erreichbarer Nähe wäre, die besser geeignet wäre zu helfen.

Vor diesem Hintergrund hat der Verband der Ersatzkasse den Rat der Wissenschaft gesucht. Das Gutachten des AQUA-Instituts sollte konkrete und realistische Maßnahmen aufzeichnen, wie die medizinische Notfallversorgung im Interesse von Patienten verbessert und optimiert werden könnte. Aus den Ergebnissen dieses Gutachtens hat der vdek dann in einem zweiten Schritt konkrete Reformvorschläge abgeleitet.

Dabei sieht sich der vdek in erster Linie als Impulsgeber, der die Diskussion über die anhaltenden Probleme in der ambulanten Notfallversorgung fachlich unterstützt und zu einer sektorenübergreifenden Zusammenarbeit der Notfallmediziner aufruft. Der vdek versucht hier die Vermittlung zwischen dem ambulanten und stationären Sektor, deren Vorstellungen über die Verbesserung der Notfallversorgung zum Teil weit auseinanderliegen.

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Dr. Ralf Langejürgen begrüßt die Teilnehmer der Fachtagung.

In seiner Begrüßung verglich Dr. Ralf Langejürgen, Leiter der vdek-Landesvertretung Bayern, die ambulante Notfallversorgung mit einem schon länger erkrankten Patienten. Dieser Patient sei zwischenzeitlich so stark erkrankt, dass schnelle kurative Hilfe geradezu unumgänglich sei. Vor einer echten Therapie stehe jedoch die Diagnose. Denn ohne eine gründliche diagnostische Bestandsaufnahme sei die Gefahr einer fehlerhaften Therapie und damit einer erfolglosen und mehr noch einer kontraindizierten Behandlung des Patienten viel zu groß.

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Dipl.-Kfm. Björn Broge präsentiert das Gutachten "Ambulante Notfallversorgung".

Die Ergebnisse des Gutachtens wurden in einem Initialvortrag von einem der Autoren, Dipl.-Kfm. Bjorn Broge, vom AQUA-Institut, vorgestellt. Daraufhin folgte eine lebhafte Podiumsdiskussion der Fachexperten. Zu diesem hochkarätigen Kreis gehörten neben Dr. Langejürgen und Dipl.-Kfm. Broge der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft Notfall- und Akutmedizin e.V., Prof. Dr. med. Christoph Dodt, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Dr. med. Wolfgang Krombholz, und der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein. Die Diskussionsrunde wurde von Nikolaus Nützel vom Bayerischen Rundfunk moderiert.

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Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Nikolaus Nützel (Bayerischer Rundfunk), Dr. Wolfgang Krombholz (KVB), Siegfried Hasenbein (BKG), Dr. Ralf Langejürgen (vdek), Prof. Dr. Dodt (DGINA) und Dipl.-Kfm. Björn Broge (AQUA-Institut).

Mehr als 160 Teilnehmer der Fachtagung verfolgten die Diskussion mit großem Interesse und nahmen daran auch aktiv teil. Es wurde eine gelungene Veranstaltung, deren Erfolg darin lag, dass – trotz aller partiellen Interessenunterschiede der Beteiligten – ein konstruktiver und kompetenter Meinungsaustausch über die notwendigen Reformschritte im Interesse der Patienten stattfand.

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160 Teilnehmer der Fachtagung informierten sich und wirkten mit.