Rheinland-Pfälzischer Selbsthilfepreis der Ersatzkassen zum dritten Mal verliehen

1. Preis geht an die Westerwälder Selbsthilfegruppe "Tu Was!" für  HIV und AIDS Betroffene

Im Beisein und unter Mitwirkung von Gesundheitsministerin Malu Dreyer wurde heute in Mainz im Rahmen einer Festveranstaltung der Rheinland-Pfälzische Selbsthilfepreis der Ersatzkassen verliehen. Damit würdigen auch in diesem Jahr die Ersatzkassen das herausragende Engagement vieler, meist selbst unter einer Krankheit leidender Menschen in der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe. Der Preis, der mit insgesamt 2.500 Euro dotiert ist, wird zum dritten Mal gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfeunterstützung in Rheinland-Pfalz (LAG KISS RLP) vergeben.

Weit mehr als 3.500 Selbsthilfegruppen in Rheinland-Pfalz waren zur Teilnahme am Selbsthilfepreis aufgerufen. Die achtköpfige Jury mit Vertretern des Gesundheitswesens und der Selbsthilfe beeindruckte insbesondere das unermüdliche, beispielhafte und kreative Wirken der diesjährigen Preisträger, die durch gelebte Mitmenschlichkeit Kraft geben und Mut machen zum Leben mit Dauererkrankungen und Behinderungen. Armin Lang, Leiter der vdek-Landesvertretung Rheinland-Pfalz: "Hier werden Eigenverantwortung und Solidarität auf außergewöhnliche Weise miteinander verbunden. Wer selbst betroffen ist, weiß genau, wo die Probleme chronisch Kranker und behinderter Menschen liegen und kann sich so für maßgeschneiderte Lösungen einsetzen." Dadurch, so Lang weiter, sei die gesundheitsbezogene Selbsthilfe seit vielen Jahren zu einem verlässlichen Partner in der Gesundheitsversorgung geworden.

Gesundheitsministerin Malu Dreyer begrüßte, dass durch die Preisverleihung ehrenamtlich in der Selbsthilfe besonders engagierte Menschen geehrt werden: „Diese Menschen sprechen anderen Mut zu und unterstützen sie mit Rat und Tat. Für unsere Gesellschaft ist dieses ehrenamtliche Engagement notwendig und ein großer Schatz, den wir pflegen müssen“, so die Ministerin. Daher fördert die Landesregierung seit Jahren kontinuierlich die Selbsthilfearbeit im Land.

Die Preisträger:

Platz1

  • „Tu Was! – Mutig – beherzt – optimistisch“
  • Westerwälder Selbsthilfegruppe für HIV und AIDS Betroffene
  • (Preisgeld: 1.000 Euro)

Einmalig in Rheinland-Pfalz und wohl auch in der gesamten Republik sind die „Wochenendseminare der Begegnung“ für Betroffene mit HIV und AIDS und ihre Angehörigen. Bereits 11 mal fanden diese Seminare statt, was für Kontinuität und Ausdauer der Gruppe spricht. Neben hochkarätigen medizinischen Fachvorträgen bieten die Seminare aber auch ein Programm zur psychischen Stärkung und Entlastung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Mal- und Trommelkurse, Yoga und Klangmassagen gehören zu den Angeboten, die wieder die nötige Ruhe und Kraft für die Bewältigung des Alltags geben, der für die Betroffenen oft am Limit des Ertragbaren stattfindet. Bemerkenswert auch, dass es den Initiatoren gelungen ist, die Finanzierung dieser Seminare über Sponsoren abzudecken.

Die Gruppe besteht aus 26 Mitgliedern, darunter Migranten, Hartz-IV-Empfänger und Arbeitende aus allen Schichten. Neben dem Bewusstsein um den gefährlichen Virus im Körper sind diese Menschen aber auch täglich mit den sekundären Folgen dieses Krankheitsbildes konfrontiert: der Gefahr, den Arbeitsplatz zu verlieren oder der Angst vor Diskriminierung bei Ärzten oder Ämtern.

Gerade deshalb will die Gruppe aber keine „Selbst-Bemitleidungsgruppe sein. Sie sehen die Krise als Chance und leben und verbreiten diese optimistische Einstellung auch in ihren Aktivitäten.

Sprecher der Gruppe ist Ralf Jantzen

Platz 2:

  • MS-Selbsthilfegruppe Cochem-Zell
  • (Preisgeld: 750 Euro)

Einmal im Jahr gestalten sie auf 1.500 qm ein überdimensionales Kunstwerk, das jedes Jahr mit einem neuen Motiv auf die Krankheit „Multiple Sklerose“ hinweist. Dazu wird das ganze Jahr Sägemehl aus einer örtlichen Schreinerei gesammelt. Mit einem Dutzend großer Säcke ziehen die Mitglieder der Gruppe  dann in einen Weinberg bei Mesenich oberhalb der Mosel und zeichnen mit diesem hellen Naturprodukt mit einfacher Linienführung das für mehrere Wochen weithin sichtbare Kunstwerk zwischen die Reben. 1998 begann diese Aktion, so dass bis heute 9 Motive, wie z.B. eine Eidechse, eine Friedenstaube, ein Blumenstrauß oder ein Schmetterling, entstanden sind, die zum Nachdenken über die Krankheit anregen. Parallel dazu erscheinen in der regionalen Presse Zeitungsartikel über die Krankheit MS. Diese Aktion ist inzwischen zu einem großen Ereignis in der Region geworden und jedes Jahr rätseln die Einwohner, Gäste und Medien schon Wochen vorher, welches Motiv die Gruppe sich für dieses Jahr ausgedacht habe. Ziel dieser Aktion ist es, sich mit den Betroffenen solidarisch zu zeigen und ihnen immer wieder Mut zuzusprechen.

Sprecher der Gruppe ist Hugo Arens

Platz 3:

  • Willi Koller und Thomas Lehn (Vorsitzender und Vorstandsmitglied der Dialysepatienten Mainz e.V.)
  • (Preisgeld zusammen 500 Euro)

Der Preis wird an Willi Koller und Thomas Lehn persönlich verliehen. Beide sind seit Jahrzehnten Dialysepatienten und engagieren sich trotz dieser Erkrankung in hervorragender Weise für die Nierenkranken, weit über Mainz und das Bundesland Rheinland-Pfalz hinaus. Sie geben ihr in vielen Jahren erworbenes Wissen über Dialysebehandlungen und den Umgang mit Begleiterkrankungen an andere Betroffene weiter und stehen mit ihren langjährigen Erfahrungen anderen Patienten in schwierigen Lebenssituationen bei. Willi Koller ist seit 1988 Vorstandsmitglied im Bundesverband Niere e.V., er ist Mitbegründer des Dialyse-Vereins in Mainz und in dem Verein mit über 200 Mitgliedern seit 2001 auch Vorsitzender. Er organisiert seit 1988 in Mainz den Tag der Organspende, setzt sich für die Sportgruppe  der IG Mainz ein, hält Vorträge und vieles mehr. Thomas Lehn ist Mitglied im Vorstand des Vereins der Dialysepatienten in Mainz und im Verein „Junge Nierenkranke Deutschland“. In vielen Artikeln und Vorträgen lässt er andere an seinem erworbenen Wissen und seinen gesammelten Erfahrungen teilhaben.

Sonderpreis:

  • Motorradclub Schifferstadt (MRC)
  • (Preisgeld 250 Euro)

Der Motorradclub Schifferstadt (MRC) hat seit über einem viertel Jahrhundert, genauer seit 1984, die Patenschaft für die MS-Selbsthilfegruppe Schifferstadt übernommen. Seit dieser Zeit übernehmen Sie für die MS-Kranken in der Selbsthilfegruppe eine „Schutzengelfunktion“, wann immer die Gruppe Hilfe braucht. Ob dies Grillfeste auf ihrem Vereinsgelände, Hilfe und Betreuung bei Rheinschifffahrten, oder die Bereitstellung eines Infostandes über die SH-Gruppe bei der Jährlichen Motorradausstellung in Schifferstadt sind, immer ist auf den MRC Verlass. Darüber helfen sie bei Alltagsproblemen und spendieren auch mal einen Rollstuhl. Auch der jährliche Reinerlös ihrer Tombola fließt an die DMSG Rheinland-Pfalz und kommt so auch wieder der SH-Gruppe Schifferstadt zu Gute.

Pressemitteilung


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Axel Mittelbach

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