Das Kriterium der Wohnortnähe spielt bei der Auswahl eines Krankenhauses nur eine nachgeordnete Rolle: Auf einer Liste mit zehn Auswahlkriterien landet die Wohnortnähe nur auf Platz sieben. Das ergab eine Forsa-Umfrage unter gesetzlich Krankenversicherten, die jüngst im Auftrag des Verbandes der Ersatzkassen durchgeführt wurde.
Bei der Wahl zwischen einem kleinem Krankenhaus in der Nähe, das eine bestimmte Operation selten durchführt, und einem etwa zwei Fahrstunden entfernten großen Krankenhaus, das sich auf diese Operation spezialisiert hat, entscheiden sich 86 Prozent der Befragten für die große spezialisierte Klinik und nehmen dabei eine zweistündige Anfahrt in Kauf. Nur jeder Zehnte verlangt eine Fahrtdistanz von einer halben Stunde, also unmittelbare Wohnortnähe.
Die Befragten sind sich über die Vorteile größerer spezialisierter Häuser ganz überwiegend im Klaren: 78 Prozent von ihnen schätzen die Geräteausstattung dort besser ein als in kleinen Krankenhäusern. 76 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Zahl der durchgeführten Operationen in einem Krankenhaus positiv mit der Qualität der Versorgung korreliert. Diese Einschätzung deckt sich mit den wissenschaftlichen Analysen und macht deutlich, dass die Versicherten durchaus ein gutes Gespür für die höhere Ergebnisqualität bei Spezialisierung und Routine haben.
„Das ermittelte Meinungsbild bestätigt auf vielfältige Weise unsere grundsätzliche Einschätzung“, kommentiert Ralf Langejürgen, Leiter der Landesvertretung Bayern des Verbandes der Ersatzkassen die Ergebnisse der Forsa-Befragung. „Das Argument, dass grundlegende Strukturreformen im Krankenhausbereich schon deshalb nicht umsetzbar seien, weil Standortkonzentrationen von vornherein am Widerstand der örtlichen Bevölkerung scheitern würden, wird durch die Umfrageergebnisse nicht bestätigt. Die Chancen, eine stärker qualitätsorientierte Krankenhausplanung im Einklang mit den Interessen der Patienten auf den Weg zu bringen, sind gegeben. Es wird Zeit, die nächsten Schritte zu gehen“.
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