
Was sich äußerst positiv verändert hat, sind die Unterbringungsstandards in der Stationären Pflege von heute im Vergleich zu vor der Pflegeversicherung. Einbettzimmer und Nasszellen gehören zum Standard. Desweitern hat die Betreuung von Bewohnern in stationären Einrichtungen einen eigenen Stellenwert. Nicht mehr satt, sauber und warm, sondern die Wahrnehmung des Einzelnen sowohl mit seinen Ressourcen als auch Einschränkungen ist in den Pflegeleitbildern verankert.
Durch eine verbesserte ambulante Versorgung kommen die Menschen später in eine stationäre Einrichtung. Hier ist kritisch zu hinterfragen, ob die Zulassung von immer größeren Einrichtungen dem einzelnen Bewohner noch gerecht wird, der mit einem höheren Pflegebedarf und mit geringerer kognitiver Leistungsfähigkeit in die Einrichtung einzieht. Das Gefühl „hier bin ich Zuhause“ stellt sich dann seltener ein.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Finanzierung der Heimkosten. Durch das „Tariftreue-Gesetz“ und die damit verbundene leistungsgerechte Bezahlung der Beschäftigten in der Pflege (was prinzipiell zu begrüßen ist) sind die Heimkosten drastisch gestiegen. Leider ist sowohl die Erstattung durch die Pflegeversicherung für die Bewohner als auch die Refinanzierung durch die Kostenträger für die Einrichtungen dem nur in Teilen gefolgt. In der Folge sind die Eigenanteile für die Bewohner exorbitant gestiegen. Zwar steigt bei Bewohner mit einem längeren Aufenthalt in stationären Einrichtungen die Erstattungsquote der Pflegekosten, dies federt aber erst spät die Eigenanteile ab.
Eine klare Fehlentscheidung ist es die Pflegefachausbildung zum Teil über die Pflegekosten zu finanzieren. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe dafür zu sorgen, dass in Zukunft genug gut ausgebildete Pflegefachkräfte zur Verfügung stehen. Diese finanziellen Belastungen für den Heimbewohner und seine Angehörigen ist ein solidarischer Offenbarungseid. Außerdem ist dadurch ein nicht im Verhältnis stehender Verwaltungsaufwand entstanden, der sowohl zeitliche als auch finanzielle Ressourcen kostet, die an anderer Stelle viel besser investiert werden sollten.