Prävention

Gesund Altern und Pflegen im Quartier

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Im Rahmen des Projektes "Gesund Altern und Pflegen im Quartier", welches der vdek zusammen mit dem AWO Bundesverband e. V. in sechs Bundesländern und an acht Standorten durchführt, stehen sowohl ältere Menschen als auch pflegende Angehörige im Mittelpunkt. Im Saarland wird das Projekt zusammen mit dem AWO Landesverband Saarland e. V. in Spießen-Elversberg umgesetzt. Ziel des Projektes ist im ländlichen Raum (Quartieren) Rahmenbedingungen vor Ort so zu verändern, dass es älteren, oft allein lebenden Personen und häufig stark eingebundenen pflegenden Angehörigen ermöglicht wird, mehr für ihre Gesundheit zu tun.

Wir haben bei Britta Wilkin, pädagogische Betreuerin des Projektes, nachgefragt, wie das Projekt in Spießen-Elversberg umgesetzt wird.

Frage: Corona hat viele Bereiche in unserem Leben und in der Gesellschaft verändert bzw. verändert diese immer noch. Was hat sich durch Corona im Projekt „Gesund Altern und Pflegen im Quartier“ verändert?

Antwort: Die Pandemie hat zum einen die Umsetzung des Projektes verzögert und erschwert. So mussten zum Beispiel die Planungskreissitzungen mit den lokalen Akteuren teilweise in digitaler Form umgesetzt werden, was dazu führte, dass einige Mitglieder aus unterschiedlichen Gründen nicht daran teilnehmen konnten. Zum anderen hat sich ein wesentlicher Meilenstein im Projekt verändert - die Bedürfniserhebung der pflegenden Angehörigen. Die zu Beginn des Jahres steigenden Inzidenzwerte im Rahmen der Corona-Pandemie erschwerten die Umsetzung von Veranstaltungen in Präsenz. Da es sich bei pflegenden Angehörigen sowie speziell bei den von ihnen unterstützten Personen um äußerst vulnerable und damit zu schützende Zielgruppen handelt, musste bei der Bedürfniserhebung an den Standorten flexibel reagiert und das weitere Vorgehen angepasst werden.

Da die Kenntnis über die Bedürfnisse der Zielgruppe sowie deren Partizipation essentiell für die erfolgreiche Planung und Umsetzung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention ist, sollte trotzdem an einer umfangreichen Bedürfniserhebung festgehalten werden.  In einem ersten Schritt werden die für die Fokusgruppen akquirierten pflegenden Angehörigen nun zunächst in einem leitfadengestützten Interview befragt. Diese Interviews stärken das Vertrauensverhältnis zwischen den pflegenden Angehörigen und der Projektkoordination und geben Aufschluss über die Pflegesituation sowie daraus entstehende persönliche Bedürfnisse.

Im zweiten Schritt finden die geplanten Fokusgruppen mit pflegenden Angehörigen statt. Hier werden erneut die Personen geladen, welche bereits als Interviewpartner*innen zur Verfügung standen, es können jedoch auch weitere hinzugezogen werden. Die Fokusgruppen werden Anfang Mai 2022 in digitaler Form und standortübergreifend umgesetzt und vom AWO Bundesverband organisiert und moderiert.

Die Fokusgruppe dient dazu, Möglichkeiten für gesundheitsfördernde Maßnahmen im Quartier auszuarbeiten und zu diskutieren. Die Ergebnisse werden auf Bundesebene durch den AWO Bundesverband ausgewertet und sollen anschließend auf den jeweiligen Standort heruntergebrochen werden.

Frage: Teil des Projektes ist eine IST-Stands-Analyse an den Standorten. Was können Sie in diesem Zusammenhang zur Gemeinde Spiesen-Elversberg sagen und wo sehen Sie nach der Analyse einen Bedarf bei der Zielgruppe ältere Menschen und pflegende Angehörige?

Antwort: Bei pflegenden Angehörigen kommt es durch die Dauer- und Doppelbelastung in vielen Fällen zu einer erhöhten gesundheitlichen Belastung, physisch und psychisch. Es hat sich herausgestellt, dass in den Bereichen Bewegung, Stressmanagement, Ernährung und Sucht keine Angebote speziell für pflegende Angehörige existieren. Allerdings sind die vorhandenen Angebote auch geeignet, um die Gesundheit der Zielgruppe zu fördern und zu erhalten.

Die befragten pflegenden Personen gaben an, an Themen und Informationen über Pflegeversicherung und Vorsorgemöglichkeiten, sowie finanziellen Hilfen interessiert zu sein. Ebenso wichtig seien Wegweiser mit wichtigen Adressen und Ansprechpartner*innen.

Außerdem wurden folgende Bedürfnisse angegeben: Auszeiten von der Pflege, gute Beratungsangebote, körperliche Aktivitäten zum Ausgleich, Gesprächsangebote, ein Lotse durch den Bürokratiedschungel und eine flexible hausärztliche Betreuung.
Bei den Senioren ab ca. 65 Jahren treten die üblichen mit dem Alter einhergehenden Krankheiten auf, wie Schwierigkeiten mit dem Gleichgewichtssinn sowie ggf. psychische Belastungen durch Einsamkeit. Ein großer Anteil der Senior*Innen in Spiesen-Elversberg ist kontaktfreudig und in irgendeiner Form vernetzt. Die Teilhabe wird im Alter jedoch aufgrund körperlicher Beschwerden und mangelnder Mobilität zunehmend erschwert.

Die bisher angesprochenen Personen gaben an, dass für sie Kontakte sowie eine erfüllende Aufgabe, passgenaue Beratung in unterschiedlichen Lebenslagen, Unterstützung und Angebote im Freizeitbereich, wie beispielsweise Wanderungen, Kaffeenachmittage und eine flexible ärztliche Versorgung wichtig seien.

Frage: Last but not Least… Bitte geben Sie uns einen Einblick, wie es weitergeht mit dem Projekt „Gesund Altern und Pflegen im Quartier“ in Spiesen-Elversberg?

Antwort: Nach der Bedürfniserhebung  in der Zielgruppe der pflegenden Angehörigen widmen wir uns den Menschen ab ca. 65 Jahren in Spiesen-Elversberg. Durch einen sogenannten Bürger*innendialog sollen die Bedürfnisse der älteren Menschen des Quartiers erfragt und Ideen zur weiteren Vorgehensweise im Projekt gesammelt werden. Die Beteiligung der älteren Bürger*innen an diesem Ideenaustausch ist wichtig, da so ihre Ideen und Wünsche im Projekt geprüft werden können. So kann gewährleistet werden, dass die spätere Maßnahmenplanung bedarfsgerecht erfolgt. Ziel des Bürger*innendialogs ist es, gemeinsam Ideen zu sammeln, wie die Rahmenbedingungen für ein gesundes Älterwerden in der Gemeinde verbessert werden können.

Die Ergebnisse werden im Nachgang gesammelt und priorisiert. Anschließend wird im Planungskreis beraten, welche Ideen umgesetzt werden können. Die Entwicklung und Umsetzung der darauf aufbauenden gesundheitsfördernden Maßnahmen erfolgt daraufhin in Arbeitsgruppen aus Ehrenamtlichen, lokalen Akteuren und der Zielgruppe. Diese sollen nicht nur neue Angebote der Gesundheitsförderung und Prävention entwickeln, sondern auch die bereits bestehenden gesundheitsförderliche Angebote besser verzahnen. Ziel ist es, die Gesundheit älterer Menschen und pflegender Angehöriger durch den Aufbau gesundheitsfördernder Strukturen zu verbessern.

Zur Sicherung der Nachhaltigkeit finden in allen Projektstandorten abschließende Nachhaltigkeitswerkstätten statt, in denen mit kommunalen Entscheidungsträger*innen und zentralen Projektbeteiligten Vereinbarungen zur Verstetigung der etablierten Strukturen und Angebote getroffen werden sollen. So soll erreicht werden, dass die im Projekt aufgebauten Strukturen auch über das Projektende hinaus Bestand haben.