Grußworte Fachtagung Oktober 2010

Grußworte/Reden des Ersatzkassenverbandes in Thüringen

Grußworte anlässlich des

Fachtages

Macht die moderne Gesellschaft süchtig?

Medikamente, Brain-Doping und exzessiver Medienkonsum

am 27. Oktober 2010 in Erfurt

Kerstin Keding,

Pressesprecherin,

Verband der Ersatzkassen, Landesvertretung Thüringen



Sehr geehrte Damen und Herren,


es gibt Tage, da läuft alles anders als geplant. Sie haben am Nachmittag noch einen sehr wichtigen Geschäftstermin und müssen top fit sein, bekommen aber nach einer schlaflosen Nacht kaum die Augen richtig auf. Dann müssen Sie auch noch ihren eben erkrankten Kollegen vertreten und dessen fachliche Präsentation kurzfristig übernehmen. Gleichzeitig werden sie permanent mit telefonischen Anrufen bombardiert und Ihr Arbeitsstapel auf dem Schreibtisch hat innerhalb weniger Stunden ein Vielfaches an Volumen erreicht. Wie verlockend wäre es, wenn Sie in solch einer Situation mit dem Griff zu einer Wunderpille die Müdigkeit vertreiben und ihre Konzentration erhöhen könnten? Oder denken Sie wie ich doch lieber an die gute Tasse Cafe oder den beruhigenden Griff nach einem Stückchen Schokolade?


Damit sind wir eigentlich schon mittendrin in der Thematik unserer heutigen Fachtagung. Doch bevor ich mit meine Ausführungen fortsetze, gestatten Sie mir, Ihnen die besten Grüße meines Chefs, des Leiters der Landesvertretung des Ersatzkassenverbandes in Thüringen, Herrn Domrös, zu überbringen. Eigentlich hätte er an dieser Stelle stehen sollen, doch für ihn kam heute Morgen eben alles anders…Ich hoffe, dass ich ihn würdig vertreten werde.


Sehr geehrte Damen und Herren,


jeder von uns weiß, was Abhängigkeit bedeutet. Oftmals sind wir bereits von etwas abhängig, ohne es zu wissen. Und wenn es uns bewusst wird, ist es meist schon zu spät. Jede Sucht hat einmal als Suche begonnen, als Suche nach etwas Besonderem, etwas Außergewöhnlichem. Welche katastrophalen Langzeitfolgen Suchtmittelabhängigkeit für die abhängigen Menschen, ihre Familien, ihr soziales Umfeld und die Gesellschaft haben, ist im Vorfeld kaum bewusst.

Tabletten für mehr Aufnahmefähigkeit, Dragees gegen die Müdigkeit oder Pulver zur Verbesserung der Konzentration: Studenten, Schüler oder Arbeitnehmer greifen immer öfter zu hilfreichen Medikamenten…Und etwa zwei Millionen Deutsche haben schon einmal am Arbeitsplatz Psychopharmaka eingenommen. Das geht aus dem Gesundheitsreport 2009 der DAK hervor.

Aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherung erweist sich die primärpräventive Arbeit oftmals mehr als ein notwendiges Anhängsel gesetzgeberischer Vorgaben. Vielmehr müssen der Schutz vor Krankheit und die Förderung der Gesundheit als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Denn der Gesundheitszustand der Bevölkerung wird geprägt durch unsere Gesellschaft: Die Qualität von Bildung und Erziehung, berufliche Anforderungen und Belastungen, die Integration in den Arbeitsmarkt und die soziale Teilhabe, die Einkommenssituation einschließlich des sozialen Schutzes gegen Verarmung und die Wohnbedingungen beeinflussen nachhaltig das Risiko zu erkranken und die Chancen, gesund zu bleiben. Der Beitrag der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verbesserung des Gesundheitszustandes und –verhaltens der Versicherten kann daher nur ein Baustein im Rahmen eines größeren Verbundes unterschiedlich verantwortlicher Akteure sein.


Sehr geehrte Damen und Herren,


Suchterkrankungen sind nicht nur ein medizinisches, sondern vielmehr ein soziales und gesellschaftliches Problem.

Als Ersatzkassenverband begrüßen wir besonders alle vorbeugenden Maßnahmen und Aktionen zur Verhinderung von Drogen und Sucht. Nicht zuletzt deshalb sehen wir auch in der heutigen Veranstaltung die Möglichkeit, uns mit diesem Problem aktiv auseinander zu setzen. Wir wissen aber auch, dass diese Veranstaltung lediglich einen kleinen Ausschnitt aller auftretenden Problembereiche aufzeigen kann. Ich jedenfalls bin gespannt auf die folgenden Diskussionsbeiträge unserer Referenten und erhoffe mir wichtige Ansatzpunkte für meine Arbeit.


Und um wieder zum Ausgangspunkt meiner Überlegungen – den Griff zur Wunderpille - zurück zu kehren: Auch wenn bisher die Möglichkeit der pharmakologischen Leistungssteigerung mehr als eine bloße Fiktion erschien, sollten wir den Griff nach Tabletten für mehr Leistungsfähigkeit sehr ernst nehmen und uns der Frage stellen, wie man gesellschaftlich mit solchen Verhalten umgehen sollte. Denn anders als beim Sport gibt es bislang für die Verbesserung geistiger Fähigkeiten keine klaren Regeln.

 Ich bin gewiss, dass wir mit den Beiträgen unserer Referenten wieder ein Stückchen an Mehrinformationen über Risiken und Nebenwirkungen im Umgang mit Drogen und Sucht erfahren werden.


Zum Schluss möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass der Fachtag heute stattfinden kann. Mein Dank gilt dabei besonders Frau Dr. Spangenberg vom Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit und Herrn Dembach von der Thüringer Koordinierungsstelle Suchtprävention. Vielen Dank auch an Frau Diezel, die uns die Möglichkeit eröffnete, die Veranstaltung im Haus des Thüringer Landtages durchführen zu können. Ich bitte Sie, Frau Hitzing, ihr unseren Dank dafür zu überbringen. Ich danke Ihnen Frau Hitzing ebenso für Ihre Grußworte. Ein besonderer Dank auch an Frau Taubert, die es sich trotz ihres übervollen Terminkalenders nicht nehmen ließ, bei uns zu sein.


Ich wünsche uns allen eine gute Veranstaltung und danke für Ihre Aufmerksamkeit.


Anfragen richten Sie bitte an:

Kerstin Keding
Tel.: 03 61 / 4 42 52 - 27
eMail: Kerstin.Keding@vdak-aev.de