Geraer Präventionskonferenz 2024

Prävention wird dann interessant, wenn wir sie interessant machen

Rückblick und Vorausschau

Um es vorweg zu sagen: Ein weiteres Ziel der Präventionsfachtagung wurde mit Bravour gemeistert. Denn inzwischen liegt ein Bericht über die Erhebung von bereits etablierten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung der Auszubildenden an Berufsfachschulen in Deutschland vor. Dies ist ein weiteres Ergebnis der mit der Präventionsfachtagung im Januar 2024 begonnenen Umsetzung, was an Gesundheitsförderung und Prävention an Gesundheitsfachschulen machbar ist.

Nach einer quantitativen Datenerhebung zu Bestand und Bedarf von Gesundheitsprävention an Deutschen Gesundheitsfachschulen geht es nun mit großen Schritten weiter in Richtung der Zusammenstellung eines Methodenkoffers, der künftig als App verfügbar sein wird.

Die Gruppe, welche den Methodenkoffer erstellt

Der "Methodenkoffer für Präventionsangebote an Gesundheitsfachschulen“ wird von der Masterkohorte der Medizin-und Gesundheitspädagogik erarbeitet.

Präventionsfachtung - der Beginn  

Wo fangen Gesundheitsförderung und Prävention an Gesundheitsfachschulen an und wo enden sie? Wie wird Prävention an Gesundheitsfachschulen umgesetzt? Was ist machbar oder nur eine Vision? Das sind Fragen, mit denen sich Studentinnen und Studenten von Thüringer Fachhochschulen bereits Anfang 2024 anlässlich der Geraer Präventionskonferenz auseinandersetzten.

In einer zweiten Stufen folgen nun die Schritte der Umsetzung dessen, was möglich und machbar ist. Bis zum Sommer soll unter Leitung von Prof. Dr. Sylvia Sänger von der SRH Hochschule für Gesundheit Gera der „Methodenkoffer für Präventionsangebote an Gesundheitsfachschulen“ vorgestellt werden, der von der Masterkohorte der Medizin-und Gesundheitspädagogik im Rahmen der Lehrveranstaltung „Interdisziplinäres Projekt“ erarbeitet wird.

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Im Präventionsgesetz finden Gesundheitsförderung und Prävention in der „Lebenswelt des Studierens“ eine besondere Berücksichtigung. Zu den Aufgaben der Ersatzkassen gehört es, den Aufbau und die Stärkung gesundheitsförderlicher Strukturen in den Hochschulen zu unterstützen.

Kerstin Keding, vdek-Landesvertretung Thüringen

Projekt „Methodenkoffer für Präventionsangebote an Gesundheitsfachschulen“

Das Projekt der Masterkohorte des Sommersemester 2023 besteht darin, Maßnahmen zur Prävention an Gesundheitsfachschulen zu entwickeln und dadurch letztlich die Selbstfürsorge von Schülerinnen und Schülern anzuregen und zu unterstützen.

Anna Genz, Studierende der Masterkohorte, stellte zu Beginn der Konferenz das Projekt vor. Geplant ist eine Sammlung an Unterrichtsmethoden zum Thema Gesundheitsprävention, die in der Form einer Sammlung, eines sogenannten „Methodenkoffers“ leicht zugänglich sind und niederschwellig in den Unterricht an Gesundheitsfachschulen implementiert werden können. Grundlage für diese Methodensammlung ist eine deutschlandweite Bedarfserhebung und Bestandsermittlung an Gesundheitsfachschulen, die ebenfalls Teil der Lehrveranstaltung sind.

Gesundheitsprävention der beruflichen Schule Dr. Erich Paulun der Asklepios Klinik Pasewalk

Christin Ehrke, Diplom-Medizinpädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, stellte die Entwicklung des von ihr erarbeiteten Präventionsprojekts „Persönliche Fitness - Gesundheitsmanagement“ für Auszubildende in der Schule für Gesundheitsfachberufe in Pasewalk vor. Mit diesem Vorhaben reagierte die Schule auf die Bedeutung von Gesundheit und Fitness von Auszubildenden in der Pflege und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme im Schulalltag wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Beschwerden des Bewegungsapparates.  
Nach der Recherchearbeit und dem Führen von Interviews startete Ehrke 2011 das Projekt in einem nahegelegenen Judo- und Fitnesscenter. Bis zum Jahr 2023 entwickelte sich das Projekt immer weiter über Yoga und Fitnesstests mit Unterstützung ortsansässiger Fachexperten. Die Auszubildenden nahmen dieses Angebot als Teil ihrer Ausbildung an und nahmen aktiv an der Weiterentwicklung teil.

Kollegiale Beratung als Mittel der Prävention

Kollegiale Beratung trägt dazu bei, berufliche Probleme besser zu bewältigen, Belastungen zu vermindern und letztlich erfolgreicher professionell zu handeln. Insbesondere in der Pflege bietet kollegiale Beratung die Möglichkeit, physische und psychische Herausforderungen im Pflegealltag strukturiert und kooperativ zu reflektieren und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung. Mit dem Start der Ausbildung von Pflegefachkräften 2020 in der generalistischen Ausbildung, zeichnete sich eine unmittelbare Herausforderung ab: „Wie kann man die kollegiale Beratung in das neue Ausbildungskonzept verankern?“. Prof. Dr. habil Schochow hat mit Christin Rettig und Kerstin Latzkow im Zeitraum von April 2021 bis September 2022 einen Ansatz zur Implementierung dieses Konzeptes in der Ausbildung entwickelt, der Theorie und Simulation miteinander verbindet. Die Umsetzung erfolgte an der Beruflichen Schule „Dr. Erich Paulun“ der Asklepios Klinik Pasewalk. Die anschließende Befragung von 117 Auszubildenden zeigte, dass die Kombination aus theoretischer Einführung und praktischer Anwendung der kollektiven Beratung im Rahmen der Simulationen während der Praxisbegleitung auf eine hohe Akzeptanz der Auszubildenden gestoßen ist. Das von Schochow und Team entwickelte Konzept setzt dabei besonders darauf, dass Auszubildende Experten in eigener Sache sind, sie kennen ihre persönlichen Herausforderungen und Sorgen im Ausbildungsalltag am besten und können sie im Setting der kollegialen Beratung reflektieren.

Resilienzkoffer der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V.

Als Vertreterin der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V., AGETHUR stellte Carolin Voigt einen Methodenkoffer zur Förderung der seelischen Gesundheit in Teams vor. Er beinhaltet unterschiedliche Materialien für einen vorstrukturierten Workshoptag im Team. Alles ist so verständlich und prägnant erklärt, dass keine externe Fachexpertin oder Fachexperte hinzugezogen werden muss. Mit dem daraus resultierenden zeitlichen Vorteil, kann sich das Kollegium (im Idealfall bestehend aus 8-10 Teilnehmerinnen und Teilnehmern) mit unterschiedlichen Facetten der Resilienz durch Eigenerfahrung auseinandersetzen. Die Methoden umfassen zum Beispiel Aktivitätsübungen und Reflexion. Dies kann zu einem krisenfesteren und gesünderen Zusammenarbeiten führen. Der Koffer kann durch Anfrage bei der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. ausgeliehen werden (https://agethur.de).

Ernährung in jungen Familien

Das Projekt zur Ernährung in jungen Familien wurde von Dr. Kerstin Marx und Gudrun Schaarschmidt (Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V., AGETHUR) vorgestellt. Es soll junge Familien während der ersten drei Lebensjahre ihrer Kinder unterstützen. Die AGETHUR erhebt Informations- und Unterstützungsbedarfe junger Eltern in Thüringen und entwickelt entsprechende Materialien für die Elternkommunikation. Damit sollen Fachkräfte in ihrer Tätigkeit sensibilisiert werden und durch begleitende Schulungen Familien ressourcenorientiert beraten und begleiten können. Die Förderung eines gesunden Essverhaltens im Kleinkindalter umfasst alle Lebensräume eines Kindes, vom Kindergarten bis zum häuslichen Umfeld und beruht auf evidenzbasierten Daten zur Ernährung. Dazu werden neben Flyern und Informationsmaterialien auch Schulungen angeboten. Ein dafür zur Verfügung stehender Methodenkoffer enthält entsprechende Materialien und stellt durch praktisches Erproben den Bezug zum Alltag her.

Bewegung und Begegnung im Quartier

Zusammen mit mehreren Kooperationspartnern hat die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. ein Präventionsprojekt erarbeitet, um die Gesundheitsförderung im Alltag der Menschen in einer Kommune zu steigern. Andrea Priebe, die das Projekt vorstellte, setzt ganz auf Bewegung. Neben der Förderung niedrigschwelliger Angebote im öffentlichen Raum, soll auch die psychische Gesundheit von älteren Menschen und ein spezifisches Transferkonzept zur Implementierung der Bewegung entwickelt werden. In der Zeit Juli 2022 bis März 2025 finden zeitgleich mehrere Umsetzungen zu diesem Projekt statt. Zum einen finden Bewegungs- und Begegnungsangebote an 3 Standorten statt, sowie Qualifizierungsangebote, wie zum Beispiel das Angebot des Bewegungsbegleiters. Darüber hinaus werden Anregungen gegeben zur bewegungsfreundlichen Gestaltung des öffentlichen Raums, z.B. mit Hilfe öffentlich zugänglicher Sportgeräte, die kostenfrei genutzt werden können. Das Angebot richtet sich vornehmlich an ältere Menschen. Eine deutschlandweite Übersicht über Projekte der Bewegungsförderung hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zusammengestellt.

Psychisch fit studieren

 Silke Nöller von der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. stellt das Projekt „Psychisch fit studieren“ vor. Um psychischen Erkrankungen im Studium vorzubeugen, Studienabbrüche zu reduzieren und damit Studienerfolg, Resilienz und Lebenszufriedenheit zu fördern, ist das Forum, zum Austausch von Studierenden, entstanden.

Seit 2017 wurden jährlich verschiedene Fortbildungen an Hochschulen durchgeführt. Die Zielgruppen sind sowohl Studierende als auch Hochschulmitarbeitende. Die Dauer einer Veranstaltung umfasst ca. 120 Minuten und wird in unterschiedlichen Settings angeboten. Bei diesem Programm geht es um ein Verständnis zu der grundlegenden Begriffserklärung von psychischen Erkrankungen im Studium, dem Erkennen von Warnsignalen psychischer Störungen, Mittel und Wege, um Tabus und das Schweigen zu brechen und psychische Probleme zur Sprache zu bringen, sowie um Möglichkeiten zum Vorbeugen und um Erlernen von Bewältigungsstrategien.


Fazit

An einer abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Sylvia Sänger, nahmen Uta Maercker (Geschäftsführerin der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V.), Kerstin Keding (Referatsleiterin der vdek-Landesvertretung Thüringen), Vanessa Uebel (Vertreterin einer Gesundheitsfachschule) und Alexander Ernst (Vertreter der Studierendenkohorte des Masterstudiengangs Medizin- und Gesundheitspädagogik) teil. Es wurde darüber beraten und aus den Vorträgen des Tages ein Fazit gezogen, wie Präventionsangebote wirkungsvoll in die Praxis umgesetzt werden können. Wichtige Punkte waren hierbei die Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung, eine settingorientierte Prävention wie z. B. die „bewegte Pause“ im Setting Schule, die Wichtigkeit der Gesunderhaltung im Rahmen der Ausbildung und letztlich die Vision durch eine wirkungsvolle Prävention vermeidbare Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen.  Der Austausch und die Darstellung verschiedener Sichtweisen lieferten wichtige Impulse für die Bearbeitung des eigenen Projektes der Kohorte, den „Methodenkoffer für Präventionsangebote an Gesundheitsfachschulen“.

Wir bedanken uns vielmals bei den Autoren der Fachbeiträge unserer Website bei Britta Martius, Nancy Voss und Prof. Dr. Sylvia Sänger von der SRH Hochschule für Gesundheit.