Antibiotika: Versorgungsprogramm RESIST in Arztpraxen gestartet

Antibiotika bewusst verschreiben und einnehmen - das ist Ziel des neuen Versorgungsprogramms RESIST („Resistenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“) des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Dabei können sich seit diesem Herbst Ersatzkassenversicherte mit Verdacht auf einen Atemwegsinfekt in Niedersachsen und einigen anderen Bundesländern von einem Haus-, Kinder-, HNO-Arzt oder einem Facharzt für Innere Medizin speziell beraten lassen. In Niedersachsen haben 422 Ärzte ein Online-Schulungsprogramm abgeschlossen, um das Konzept in den Praxisalltag zu übernehmen. Das Projekt läuft bis zum 30. Juni 2019. Im Anschluss daran wird entschieden, ob es in die Regelversorgung übergeht. Von RESIST profitieren Versicherte der TK, BARMER, DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK.

„Schätzungsweise knapp ein Drittel aller Antibiotika-Verordnungen sind unnötig“, sagte Jörg Niemann, Leiter der vdek-Landesvertretung Niedersachsen. „Viele Antibiotikarezepte werden wegen eigentlich harmlosen Atemwegsinfekten ausgestellt. Da diese Infekte zu 90 Prozent von Viren statt von Bakterien ausgelöst werden, sind Antibiotika hier meist wirkungslos. Solche unnötigen Verordnungen steigern das Risiko von Resistenzbildungen, führen zu vermeidbaren Nebenwirkungen und verursachen überflüssige Kosten. Wir wollen Ärzte und Patienten deshalb zu einem sensibleren Umgang mit Antibiotika bewegen und dadurch die Qualität der Versorgung verbessern“, betonte er.

„Immer wieder werden Ärzte mit der Erwartungshaltung von Patienten konfrontiert, auch bei relativ harmlosen Beschwerden die Verordnungsmöglichkeiten maximal auszuschöpfen“, weiß Dr. Jörg Berling, Hausarzt bei Lüneburg und stellv. Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, aus eigener Praxis zu berichten. „Mit dem Begriff ‚Antibiotika‘ verbinden viele Patienten die Vorstellung von etwas, was in jedem Fall maximal und in kürzester Zeit Linderung bringt. Hier ist die Kommunikationsfähigkeit des Arztes gefragt, im persönlichen Gespräch mit falschen Vorstellungen aufzuräumen und sinnvolle Alternativen aufzuzeigen. Das RESIST-Programm kann die notwendigen Überzeugungsstrategien dafür vermitteln.“

RESIST wird mit rund 14 Millionen Euro aus Mitteln des Innovationsfonds gefördert. Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird das Modellvorhaben durch das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Rostock (UMR) in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Erste Ergebnisse sollen Ende 2019 vorliegen.

Ersatzkassenversicherte Patienten sollten sich bei ihren Ärzten erkundigen, ob sie an dem Projekt teilnehmen.

Kontakt

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Niedersachsen

Pressesprecher
Simon Kopelke

Telefon: 05 11 / 3 03 97 - 50
E-Mail: simon.kopelke@vdek.com