Vor zwölf Jahren warnte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) mit ihrer „Arztzahlprognose 2020“ vor einem sich abzeichnenden massiven Ärztemangel im Land. Nachdem das Jahr 2020 erreicht ist, hat der Verband der Ersatzkassen (vdek) die damalige Prognose überprüft. Danach ist sie eindeutig widerlegt. „Die Kassenärztliche Vereinigung lag mit ihrem Schreckensszenario vollständig daneben. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte in Niedersachsen ist seit 2008 nicht gesunken, sondern im Gegenteil deutlich gestiegen. Die Vorhersagen der Kassenärztlichen Vereinigung sind also mit Vorsicht zu genießen“, sagte der Leiter der vdek-Landesvertretung, Jörg Niemann.
Derzeit sind landesweit 12.676 Vertragsärzte tätig. Das sind 1.151 mehr als 2008 - und 3.231 mehr als im Worst-Case-Szenario der KVN. Selbst die Zahl der Hausärzte ist stabil geblieben, mit 5.034 Hausärzten sind 70 mehr tätig als 2008. Das sind 1.140 mehr als damals befürchtet. „Solche Prognosen haben immer auch die Funktion, eigene Interessen zu befördern. Schon damals hatte die Kassenärztliche Vereinigung ihre Zahlen mit dem Hinweis auf eine vermeintlich sinkende 'Attraktivität' der ärztlichen Tätigkeit veröffentlicht. Von daher ist es gut, wenn die Möglichkeit besteht, diese Zahlenspiele anhand der tatsächlichen Entwicklung zu überprüfen“, sagte Niemann.
Nach der KVN-Prognose von 2008 wäre ein erheblicher Teil der Kassenärzte bis 2020 aus Altersgründen aus der Versorgung ausgeschieden. Konkret hieß es damals, dass von den 11.500 Vertragsärzten in den folgenden zwölf Jahren 4.200 das 68. Lebensjahr und 8.000 das 60. Lebensjahr erreicht haben werden. Besonders dramatisch sei die Lage bei den Hausärzten: Von den 5.000 Hausärzten würden dann je nach Annahme 2.000 oder sogar 3.400 nicht mehr zur Verfügung stehen. Daraus abgeleitet wurde die Botschaft, dass es im Jahr 2020 landesweit 1.000 Hausärzte weniger geben könnte als 2008.
„Die Zahl von 1.000 fehlenden Hausärzten war von Anfang an unrealistisch, weil sie auf der Annahme basierte, dass Vertragsärzte schon mit 60 Jahren ihre Praxen aufgeben“, sagte Niemann.
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