
Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung bedürfen häufig einer komplexen medizinischen Versorgung. Gleichzeitig stoßen sie im bestehenden Gesundheitssystem oft an Grenzen: lange Wege zu Fachärzten, fehlende Barrierefreiheit, mangelnde Erfahrung im Umgang mit besonderen Kommunikationsbedarfen oder unzureichend abgestimmte Behandlungsangebote. Um den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen besser nachzukommen, gibt es seit einigen Jahren als ambulantes Versorgungsangebot „Medizinische Zentren für Erwachsene mit Behinderung“ (MZEB). Die Leistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
In Niedersachsen gibt es derzeit sechs MZEB. Eins davon haben heute im Krankenhaus Marienstift in Braunschweig die Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, und der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Christos Pantazis, besucht.
„MZEB sind ein wichtiger Baustein, um eine hochwertige, barrierefreie und koordinierte Versorgung sicherzustellen“, so Elsner. „Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Teilhabe und gesundheitliche Chancengleichheit von Menschen mit Behinderungen. Dabei bieten sie nicht nur spezialisierte Diagnostik und Therapie, sondern die Patientinnen und Patienten bekommen auch Zeit, Verständnis und eine koordinierte Betreuung, die sich am individuellen Bedarf orientiert. MZEB sind ein modernes ambulantes Angebot, mit dem wir eine Versorgungslücke geschlossen haben.“
Wichtiger Beitrag zu mehr Teilhabe
„Medizinische Zentren für Erwachsene mit Behinderungen (MZEB) sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer inklusiven Gesundheitsversorgung“, erklärt Dr. Pantazis. „Sie zeigen, wie wichtig interdisziplinäre, barrierefreie und individuell abgestimmte Behandlungskonzepte sind, damit Menschen mit Behinderungen die medizinische Versorgung erhalten, die sie brauchen und verdienen. Als Arzt weiß ich, wie entscheidend Zeit, Verständnis und Koordination für eine gute Behandlung sind. MZEB leisten hier einen wichtigen Beitrag zu mehr Teilhabe und Chancengleichheit und sind damit gelebte Solidarität in unserem Gesundheitssystem.“
Das MZEB in Braunschweig gibt es seit 2017. Im vergangenen Jahr sind dort 618 Patientinnen und Patienten interdisziplinär betreut worden.
Interdisziplinär, barrierefrei, koordiniert
Die Besonderheit der MZEB liegt im interdisziplinären Ansatz: Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen arbeiten gemeinsam mit Psychologen, Ergo-, Physio- und Sprachtherapeuten sowie spezialisierten Pflegefachkräften. Ziel ist es, Behandlungspläne individuell aufeinander abzustimmen. Doppeluntersuchungen werden vermieden, die Kommunikation verbessert und die Versorgung effizienter.
Barrierefreiheit spielt eine zentrale Rolle: von geeigneten Räumen und technischen Hilfsmitteln bis hin zu leichter Sprache und längeren Untersuchungszeiten, die den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung entsprechen.
Während es entsprechende Angebote für Kinder bereits seit längerer Zeit gibt, sind MZEB als Einrichtungen für betroffene Menschen nach Vollendung des 18. Lebensjahres erst in den 2010er-Jahren entstanden.
Aus Sicht der Ersatzkassen haben MZEB gleich mehrere Vorteile:
- Qualität: spezialisierte und passgenaue Behandlung statt fragmentierter Einzelversorgung.
- Wirtschaftlichkeit: durch koordinierte Abläufe können unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden werden.
- Teilhabe: Menschen mit Behinderung erhalten den Zugang zu medizinischer Versorgung, der ihnen zusteht.
Kontakt
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Niedersachsen
Pressesprecher
Simon Kopelke
Telefon: 05 11 / 3 03 97 - 50
E-Mail: simon.kopelke@vdek.com