Interview mit Prof. Dr. Boris Augurzky, Geschäftsführer der hcb GmbH:
Was müssen die nächsten Schritte sein, um vor dem Hintergrund des KHVVG die Krankenhauslandschaft in Rheinland-Pfalz und dem Saarland zukunftsfest aufzustellen?
Zuerst muss die Leistungsgruppensystematik eingeführt und konsequent in der Planung angewendet werden, das heißt, Leistungsgruppen bündeln. In unserem Gutachten haben wir gezeigt, dass dies selbst bei konsequenter Schwerpunktbildung in Rheinland-Pfalz und im Saarland machbar ist, ohne die Erreichbarkeit zu gefährden. NRW hat hier einiges erreicht.
Im Rahmen der Vorstellung des Gutachtens haben Sie betont, dass beide Länder (Rheinland-Pfalz und Saarland) es noch selbst in der Hand haben, eine qualitative hochwertige und zukunftsweisende Versorgung sicherzustellen. Erreichen wir dieses Ziel mit der Krankenhausreform? Wo sehen Sie Chancen, wo Gefahren?
Ja, im Grunde schon. Es wird wichtig, den Werkzeugkasten des KHVVG anzuwenden: Level 1i für eine flächendeckende Basisversorgung, wo nötig, und der Bau von Zentralkliniken mit Mitteln des Transformationsfonds. Wichtig ist, dass die Vorhaltefinanzierung nicht dazu führt, dass Krankenhäuser einen temporären Anreiz zu stationären Mehrleistungen erhalten. Sie soll die Ambulantisierung fördern, indem die Vorhaltebudgets konstant bleiben, wenn ambulantisiert wird.
Ein Blick in die Zukunft: Ist die Krankenhausreform eine Chance, die Sektoren in der Versorgung zu überwinden und Doppelstrukturen abzubauen, oder haben wir erneut eine Chance verpasst?
Als Nebeneffekt bietet sie diese Chance. Aber konzipiert ist sie als Reform der stationären Versorgung mit den Hauptzielen der Schwerpunktbildung und Zentralisierung. Über die Vorhaltefinanzierung wird aber ein gewisser Anreiz zur Ambulantisierung gesetzt und auch Level 1i kann hier neue Wege eröffnen. Trotzdem werden wir uns noch weitaus intensiver mit dem Thema der sektorenfreien Versorgung befassen müssen. Denn die tradierten Sektoren werden sich allmählich auflösen, wenn der medizinische Nachwuchs – und ebenso auch die Pflege – schrittweise mehr Verantwortung übernimmt.
Vielen Dank!