Corona

Was lernen wir aus der Krise?

Bild Impfung

Jeder kann zur Eindämmung des Corona-Virus beitragen.

So, nun leben wir bereits etwas mehr als zwei Jahre mit Corona - mitsamt aller Folgen und Auswirkungen der Pandemie. Fest steht: Es ist noch nicht vorbei. Doch selbst eine Art Zwischenbilanz zu ziehen, fällt derzeit ziemlich schwer. Denn mit den neuen Varianten kommen neue Unwägbarkeiten auf uns zu, die ein solides Abschätzen der Situation noch immer nahezu unmöglich machen.

Dabei sah es ja zeitweise wirklich gut aus: Die sinkenden Fallzahlen und die stetig steigende Impfquote sorgten für Aufbruchsstimmung. Aber die Entwicklungen in den letzten Monaten haben gezeigt, wie schnell sich das Blatt wieder drehen kann. Die Saarländer freuen sich derzeit zwar über geöffnete Gastronomien und Geschäfte, aber die in einigen Regionen hohe Bettenauslastung und der bundesweit immer noch hohe Inzidenzwert zeigen deutlich, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Umso wichtiger ist es, dass das Impfangebot von möglichst vielen Menschen wahrgenommen wird und die weiterhin geltenden Schutzmaßnahmen und Hygieneauflagen eingehalten werden. Unabhängig von dem, was uns noch erwartet, lässt sich eines aber doch schon festhalten: Die Bevölkerung hat viel gelernt in den letzten zwei Jahren - über das Gesundheitssystem, über Impfstoffe und Tests und nicht zuletzt über Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Dies wurde vor allem im Rückgang von Infektionskrankheiten, wie z. B. er Grippe, deutlich. Und auch das Gesundheitssystem als Ganzes hat sich weiterentwickelt und ist noch anpassungsfähiger geworden.

Gemeinsam Stärke zeigen

Nach wie vor sind die Verbreitung des Virus und schützende Maßnahmen in aller Munde und das Gesundheitssystem hat trotz aller Rückschläge und Wartezeiten etwa bei Testungen und Impfungen speziell auch im Saarland viel zusätzliches Vertrauen in der Bevölkerung sammeln können. Denn kein Patient in Deutschland musste, wie in andern Ländern, in Zelten stationär behandelt werden und niemandem musste eine intensivmedizinische Behandlung aufgrund fehlender Ausrüstung oder Personalmangels verwehrt werden. Im Gegenteil: Corona hat gezeigt, dass Ärzte und Kliniken im Land schnell reagieren können und damit handlungsfähig bleiben. Krankenhäuser und einzelne Stationen beweisen derzeit immer wieder aufs Neue, dass sie schnell umdisponieren, Kapazitäten frei machen und sich gegenseitig unterstützen können. Die Ressourcen in puncto Fachwissen (hier: SARS-CoV-2) und Spezial-Ausrüstung wurden bereits zu Beginn der Pandemie von der Landesregierung an einzelnen Standorten gebündelt – eine Bündelung, wie sie übrigens die vdek-Landesvertretung zur Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft im Saarland seit Jahren vorschlägt.

Und auch die gesetzlichen Krankenkassen und ihre Verbände, wie der vdek im Saarland, haben gezeigt, was im Ausnahmezustand möglich ist zur Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung und für die Sicherheit der im Gesundheitswesen Beschäftigten. Von der Ausstattung mit Schutzausrüstung bis zu Ausgleichszahlungen während der Pandemie wurden und werden in allen Bereichen - von Ärzten und Zahnärzten über Ergo- und Physiotherapeuten bis hin zur Pflege - Vorkehrungen getroffen, damit die Gesundheitsversorgung in Rheinland-Pfalz gewährleistet bleibt. Ein Beispiel aus Mai 2020: der vom Bund beschlossene Rettungsschirm für Heilmittelerbringer in Milliardenhöhe. Allein der vdek im Saarland war für ca. 600 Leistungserbringer und deren Anträge zuständig. Spontan wurden deshalb Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen rekrutiert, um das Projekt möglichst zeitnah stemmen zu können. Hinzu kamen und kommen schnelle, unbürokratische Sonderregelungen, wie etwa bei Krankschreibungen über das Telefon und dem telefonischen Rezept. Vereinbarungen zu Schutzausrüstungen und Testungen zeigen, dass die gemeinsame Selbstverwaltung schnell und unbürokratisch gehandelt und die Politik bei der Bewältigung der Corona-Pandemie zu jeder Zeit unterstützt hat. Damit hat auch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erneut ihre Stärke unter Beweis gestellt.

GKV braucht eine stabile Finanzierung

Neben den organisatorischen Herausforderungen wird aber auch immer offensichtlicher, welche enormen finanziellen Belastungen die Corona-Krise gerade auch für das Gesundheitswesen mit sich bringt. Für die Krankenkassen wird der finanzielle Druck in den kommenden Jahren weiter steigen. Es ist daher ein guter Anfang, dass die Bundesregierung ein GKV-Finanzierungsgesetz auf den Weg bringt. Positiv sind die Zusicherung eines weiteren – ab 2024 auch dynamisierten – zusätzlichen dauerhaften Steuerzuschusses in Höhe von 5 Milliarden Euro zur Kompensation versicherungsfremder Leistungen und die geplanten Maßnahmen im Arzneimittelsektor. Es bedarf aber weiterer Maßnahmen, um die Finanzierungslücke von 17 Milliarden Euro zu schließen. Wichtig ist daher, dass die angekündigte Absenkung des Umsatzsteuersatzes für Arzneimittel auf 7 Prozent vollständig umgesetzt und das hierfür notwendige Gesetzesverfahren zeitnah eingeleitet wird. Darüber hinaus muss die Bundesregierung den im Koalitionsvertrag angekündigten kostendeckenden Beitragssatz für die Versorgung von ALG-II-Empfängern ebenfalls eine hohe Priorität zuordnen, um die Deckungslücke von rund 10 Milliarden zu Euro schließen.

Was können und müssen wir also aus Corona lernen? Noch können wir sagen: Unser Gesundheitssystem hält weiterhin dem Krisentest stand, die Gesundheitsversorgung kann durch eine enge Zusammenarbeit aller Akteure aufrechterhalten werden. Auch Einschränkungen wie im ersten Lockdown, beispielsweise etwa das Besuchsverbot in Pflegeheimen, sollen, wo dies vertretbar ist, weiterhin vermieden werden. Dennoch: Die Ressourcen, medizinisch wie finanziell, werden einmal mehr knapper. Wir können es uns damit in Zukunft noch weniger leisten, diese durch Doppelstrukturen zum Beispiel in Krankenhäusern zu vergeuden. Zudem hat die Pandemie aufgezeigt, dass die Europäische Union (EU) bei Problemstellungen der Gesundheitsversorgung, die über die Landesgrenzen hinausgehen, noch besser zusammenarbeiten kann und muss. Auch im Bereich der Digitalisierung können wir viel aus der Krise lernen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für digitale Angebote - wie Online-Sprechstunden – ist sehr hoch. Das können wir nutzen, um die Versorgung künftig noch besser auf die Bedürfnisse der Versicherten anzupassen. Corona führt uns klar vor Augen, dass mit Konzentration und Spezialisierung, verbunden mit einer sektorenübergreifenden Zusammenarbeit, ganz viel erreicht werden kann. Hieran müssen wir alle zusammen in Zukunft weiter arbeiten, um gemeinsam mit allen Akteuren die Versorgung der Saarländer sicherstellen. Die Impfungen gegen Corona leisten dazu ihren Beitrag. Daneben ist jeder Einzelne weiterhin in der Verantwortung – durch die Einhaltung von Abstandsregeln und Schutzmaßnahmen. Denn eins hat die Krise bislang ganz deutlich gezeigt: Es geht nur gemeinsam!