Über 20 Millionen Patienten kommen bundesweit jährlich in die Notaufnahme an Krankenhäusern. Nicht selten aber stellen sich Patienten dort mit „Bagatellerkrankungen“ vor, die keiner stationären Krankenhausbehandlung bedürfen. Mit dieser Fehlentwicklung wird die Versorgung schwerkranker und echter Notfälle behindert.
Die Lösung für dieses Problem können Portalpraxen sein, die eine einheitliche Ersteinschätzung über den tatsächlichen Behandlungsbedarf geben und die Patienten angemessen in die medizinischen Versorgungsstrukturen – ambulant oder stationär – steuern. Abhängig von den Gegebenheiten des Einzelfalls ist die Behandlung auf eine überbrückende Erstversorgung ausgerichtet, damit die Patienten bis zur nächstmöglichen notwendigen Behandlung beim niedergelassenen Arzt versorgt sind. Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat dies heute in Erfurt unterstützt.
In Thüringen haben die Landesverbände der Krankenkassen, die Ersatzkassen und die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen an den DRK-Krankenhäusern Bad Frankenhausen, Sondershausen und Sömmerda bereits zum 1. Oktober 2017 Portalpraxen modellhaft etabliert. Die Portalpraxen an dem jeweiligen Krankenhaus sind von 7:00 Uhr bis 22:00 Uhr durchgehend mit einem Arzt besetzt, der die erforderliche Ersteinschätzung nach wissenschaftlichen Kriterien vornimmt (sogenanntes Manchester Triage System).
Trotz erheblicher Bemühungen konnte noch kein Krankenhaus im
(groß)städtischen Bereich in Thüringen für die Teilnahme an diesem Modellprojekt gewonnen werden. Um die Funktions- und Wirkungsweisen der Pilot-Portalpraxen zu evaluieren, bedarf es eines Vergleiches zwischen ländlichem und städtischem Raum.
„Wir geben die Hoffnung nicht auf“, so Dr. Arnim Findeklee, Leiter der vdek-Landesvertretung „doch noch ein geeignetes weiteres Krankenhaus als Vertragspartner für das Modellprojekt zu gewinnen“.
Hintergrund:
Ein durch den Verband der Ersatzkassen in Auftrag gegebenes Gutachten des AQUA-Instituts analysierte die Versorgungssituation in ganz Deutschland. Eine zentrale Empfehlung zur Reform der ambulanten Notfallversorgung und zu einer besseren Verzahnung zwischen ambulantem und stationären Notdienst sowie dem Rettungsdienst war die Errichtung von Portalpraxen.
Kontakt
Kerstin Keding
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Thüringen
Tel.: 03 61 / 4 42 52 - 27
E-Mail: Kerstin.Keding@vdek.com