Rund 100 Fachleute aus dem Gesundheitswesen sind heute auf Einladung des Verbands der Ersatzkassen e. V. (vdek) Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin zusammengekommen, um über neue Wege in der medizinischen Versorgung zu beraten. Im Fokus stand dabei die drängende Frage, wie die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung und die damit verbundenen Probleme in der Patientenversorgung überwunden werden können.
„Diese Trennung führt zunehmend zu Reibungsverlusten in der Patientenversorgung“, warnte Prof. Rolf-Detlef Treede, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. Informationslücken, ineffiziente Abläufe und unnötige Kosten seien die Folge – zulasten der Patientinnen und Patienten.
Bevorstehende Reformprojekte nur sektorenverbindend denken
Schlecht vernetzte Strukturen könne sich das Gesundheitswesen angesichts knapper finanzieller und personeller Ressourcen nicht mehr leisten, betonte auch Claudia Straub, Leiterin der vdek-Landesvertretungen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. „Jetzt, da große Reformprojekte wie die Krankenhaus- oder Notfallreform anstehen, ist der Zeitpunkt gekommen, die Schnittstellen der medizinischen Versorgung stärker in den Blick zunehmen, um eine bessere Vernetzung und effiziente Abläufe möglich zu machen. Die Digitalisierung macht eine vernetzte Zusammenarbeit leichter und sollte daher in MV stärker vorangebracht werden“, so Straub. Besonders in Flächenländern müsse gewährleistet sein, dass Versorgung nicht nur erreichbar, sondern auch qualitativ hochwertig bleibe. Ihre Forderung stieß bei den Anwesenden auf breite Zustimmung.
vdek fordert seit Langem sektorenverbindende Strukturen zur Qualitätssicherung
Auch Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese betont die Relevanz sektorübergreifender Strukturen. „Einen wichtigen Schritt zum Zusammenwachsen der Sektoren im Gesundheitswesen machen wir im Zuge der bevorstehenden Krankenhausreform mit der Einführung von sektorenübergreifenden Versorgern." Claudia Straub verwies in diesem Zusammenhang auf das Modell der „Regionalen Gesundheitszentren“, das der vdek bereits vor drei Jahren entwickelt hatte. Diese sollen nicht nur ambulante Angebote zusammenführen, sondern auch Pflege und Arzneimittelversorgung und weitere medizinische Angebote integrieren können.
Zahlreiche Teilnehmende aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens brachten sich aktiv in die Diskussion ein – darunter Johannes Rasche (Helios-Kliniken Nord), Angelika von Schütz (Kassenärztliche Vereinigung M-V) und Dr. Evelin Pinnow (Ärztekammer M-V). Sie alle betonten die Notwendigkeit, endlich vom Reden ins konkrete Handeln zu kommen. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich: Die Umsetzung solcher Strukturveränderungen ist komplex. „Sektorübergreifende Versorgung darf nicht dazu führen, dass neue parallele Strukturen entstehen“, mahnte Claudia Straub. Ziel müsse vielmehr sein, das Versorgungssystem einfacher, effizienter und für die Versicherten nachvollziehbarer zu gestalten – bei gleichzeitigem Qualitätsgewinn und idealerweise geringeren Kosten.
Große Einigkeit und doch bleiben Detailfragen
Auch Angelika von Schütz unterstrich: „Die enge Verzahnung beider Sektoren eröffnet große Chancen für eine effizientere Patientenversorgung. Doch dafür brauchen wir klare Abgrenzungen der Leistungsbereiche und eine einheitliche Vergütung.“
Trotz aller Herausforderungen ging vom Ersatzkassenforum MV ein klares Signal aus: Eine bessere medizinische Versorgung – insbesondere in ländlich geprägten Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern – ist nur möglich, wenn ambulante, stationäre und pflegerische Leistungen stärker miteinander vernetzt und gemeinsam geplant werden. Nur so lassen sich Angebotsbreite und Versorgungsqualität auch langfristig sichern.
Kontakt
Stephan Haring
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern
Tel.: 0385 / 52 16 - 105
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