Politik ist gefordert - Pflegereform und Investitionskostenübernahme

Erneut Anstieg der Eigenanteile in den Pflegeheimen Mecklenburg-Vorpommerns

Eigenanteile in Pflegeheimen

Es scheint eine Never-ending-Story: Die von den Pflegebedürftigen in Pflegeheimen Mecklenburg-Vorpommerns selbst aufzubringenden Kosten steigen auch 2024 weiter. Wie Zahlen des Verbands der Ersatzkassen e. V. (vdek) zeigen, beträgt der durchschnittliche Eigenanteil im Nordosten nun 2.263 Euro. Dies bedeutet ein Plus von 157 Euro (7,5 Prozent). Und das trotz seit Jahresbeginn höherer, bereits in den Berechnungen berücksichtigter Leistungszuschläge der Pflegekassen.

Gestaffelt nach der Aufenthaltsdauer, betragen diese Zuschüsse nunmehr 15 Prozent für die ersten zwölf Monate, 30 Prozent für das zweite Jahr, 50 Prozent ab 24 Monate und 75 Prozent ab 36 Monate Verweildauer im Heim. Die 2022 eingeführten Leistungszuschläge betrugen bislang 5, 25, 45 und 70 Prozent vom s. g. Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE). Dessen Höhe ist vor allem durch die pflegerischen Kosten gekennzeichnet und war durch das Tariftreuegesetz, das endlich eine in allen Einrichtungen faire Bezahlung der Pflegekräfte zur Folge hat, zuletzt deutlich gestiegen. 

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„Die Erhöhung des sogenannten Leistungszuschlags war ein wichtiger und auch wirksamer Schritt, um die zwischenzeitlich starken Anstiege der durch die Pflegebedürftigen zu tragenden Kosten zumindest abzufedern.“

Kirsten Jüttner, Leiterin vdek-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern

Pflegekassen zahlen in MV bis zu 3.030 Euro monatlich

Neben den durch die Betroffenen aufzubringenden Eigenanteilen zahlen die Pflegekassen aber nicht allein diese Leistungszuschläge, sondern kommen auch für die pflegebedingte Aufwendungen im Bereich der Betreuung und medizinischen Behandlungspflege auf. So ergeben sich, abhängig von der Aufenthaltsdauer im Pflegeheim und dem individuellen Pflegegrad, je pflegebedürftiger Person bis zu 3.030 Euro.

Immer mehr Versicherte können Eigenanteile nicht mehr selbst tragen

Trotz dieser aus den Beiträgen der Versicherten getragenen Kosten sind die Eigenanteile in Mecklenburg-Vorpommern auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Ein Blick auf die durchschnittliche Monatsrente im Nordosten, die die Deutsche Rentenversicherung auf 1.443 Euro beziffert, verdeutlicht, weshalb die Zahl derer, die die stationäre Pflege nicht mehr aus eigener Tasche finanzieren können, immer weiter steigt. Wenn Pflege langfristig nicht zu einem Luxusgut werden soll, bedarf es grundlegender Veränderungen. Es braucht eine Pflegereform aus einem Guss, die sowohl finanzielle als auch strukturelle Weichen stellt.

Kirsten_Juettner_Leiterin_vdek_LV_MV

„Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme wie auch zukünftiger Herausforderungen entsprechend stellen müssen. Daher braucht es zeitnah eine Reform aus einem Guss, die die Kernprobleme angeht und nachhaltig wirkt. Und das nicht nur im stationären Bereich. Denn auch im ambulanten Sektor steigen die Eigenanteile stetig“.

Kirsten Jüttner, Leiterin vdek-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern

Deutschland braucht Pflegereform aus einem Guss  

Blickt man auf das Jahr 2023 zurück, so zeigt sich in der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) ein Defizit von rund drei Milliarden Euro. Diese Situation dürfte sich mit Blick auf die demografische Entwicklung ohne eine zukunftsorientierte Reform in den kommenden Jahren weiter verschärfen.

Einseitige Belastungen der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler können dabei nicht die Lösung sein. So sollten die Rentenbeiträge pflegender Angehöriger wie auch bereits vorverauslagte pandemiebedingte Ausgaben aus Steuermitteln finanziert und die Private Pflegeversicherung am Finanzausgleich der SPV beteiligt werden. Ferner sollte eine Reform aus einem Guss langfristig einen dynamisierten Steuerzuschuss in die SPV verbindlich vorsehen.

Investitionskosten-Übernahme: Land kann unmittelbar entlasten

Spürbare Entlastung ist allerdings auch vor Ort möglich. „Es liegt in der Hand der Politik, mit einer Übernahme der in den Eigenanteilen enthaltenen Investitionskosten den Betroffenen unmittelbar unter die Arme zu greifen. Für die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern würde dies immerhin monatliche Einsparungen von aktuell durchschnittlich 356 Euro bedeuten“, so Kirsten Jüttner, Leiterin der vdek-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern.

Bundesländer-Vergleich der Eigenanteile in der stationären Pflege

Eigenanteile in der stationären Pflege

Bundesländer-Vergleich
Stand: 1. Januar 2024

Vergleich Eigenanteile in stationaerer Pflege in MV und im Bundesdurchschnitt

Eigenanteile in der stationären Pflege

Vergleich Mecklenburg-Vorpommern und Bund
Januar 2023 und Januar 2024

Eigenanteile in stationärer Pflege in MV nach Aufenthaltsdauer

Eigenanteile in der stationären Pflege

Mecklenburg-Vorpommern
Vergleich Januar 2023 und Januar 2024
nach Aufenthaltsdauer

Zahlungen der Pflegekassen in der stationären Pflege in Mecklenburg-Vorpommern

Zahlungen der Pflegekassen in stationärer Pflege

Mecklenburg-Vorpommern
nach Aufenthaltsdauer und Pflegegrad
Stand: Januar 2024

Logo des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek)

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Fragen und Antworten "Eigenanteile"

Rund um das Thema "Eigenanteile in der stationären Pflege" ergeben sich häufig vertiefende und weitergehende Fragen. Die vdek-Verbandszentrale hat verschiedene dieser Fragen zusammengetragen und beantwortet. » Lesen

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Pressemitteilung der vdek-LV MV Der Platz im Pflegeheim wird für Betroffene in MV immer teurer

11. Januar 2024