Billigland Niedersachsen? Preise über Bundesschnitt!
Altenpflegekräfte verdienen in Niedersachsen weniger als in anderen Ländern. Nach einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag das monatliche Gehalt von Fachkräften in der Altenpflege 2017 zwischen Ems und Elbe bei 2.543 Euro - 200 Euro unter dem Bundesschnitt. Bei Hilfskräften mit einem Verdienst von 1.842 Euro betrug die Differenz 100 Euro. Diese Lücke ist in der zugespitzten Diskussion rund um die ambulante Pflege in Niedersachsen immer wieder thematisiert und kritisiert worden. Nach einem gängigen Erklärungsmuster von Anbieterseite sind dafür die unzureichenden Vergütungen ursächlich, die sie mit den Pflegekassen aushandeln.
Niedersachsen ein Billigland? Einer Überprüfung halten diese Vorwürfe nicht stand. Ein Vergleich der vdek-Landesvertretung zeigt, dass die Vergütung ambulanter Pflegeleistungen in Niedersachsen klar überdurchschnittlich ist. Bei der Kombination der großen Pflege mit Hilfe zur Nahrungsaufnahme liegt die Vergütung etwa elf Prozent über dem Bundesschnitt, bei der kleinen Pflege sogar 13 Prozent. Noch nicht eingeflossen ist in diese Auswertung die im Zuge der Konzertierten Aktion Pflege Niedersachsen (KAP.Ni) zum 1. Januar 2020 vereinbarte verbesserte Bewertung der Leistungskomplexe um fünf Prozent.
Im Ergebnis ermöglicht das bestehende Vergütungsniveau in Niedersachsen eine deutlich höhere Bezahlung der Beschäftigten. Dass diese bislang nicht erfolgt, könnte an dem vergleichsweise geringen Grad der Tarifbindung in Niedersachsen liegen. Nur etwa ein Fünftel der ambulanten Pflegedienste ist derzeit an Tarifgehälter gebunden. Tarifzahlungen an Beschäftigte werden von den Pflegekassen bei Vergütungsverhandlungen ausdrücklich bei der Bemessung der Vergütungshöhe berücksichtigt. Im Rahmen der KAP.Ni haben sich gerade die Ersatzkassen ausdrücklich für Tarifzahlungen ausgesprochen.