Hospizarbeit und Palliativversorgung bieten für sterbende und schwerstkranke Menschen eine wichtige Unterstützung. Anlässlich des Welthospiztags 2022 zogen zentrale Akteure rund um den Aufbau und die Weiterentwicklung der ambulanten wie stationären Hospizarbeit in Erlabrunn Bilanz. Gemäß dem Motto „Hospiz kann mehr.“ zeigte die Erzgebirgs - Hospiz Erlabrunn gGmbH, inwiefern sie Normalität und Alltäglichkeit in die von schwerer Krankheit oder Sterben bestimmte Lebenswelt der Betroffenen bringt und vor welchen Herausforderungen sich die Hospizarbeit gegenwärtig gegenüber gestellt sieht.
Vor kurzem feierte der Ambulante Hospizverein Erlabrunn e .V. sein 15-jähriges Bestehen. Auch das Hospiz in Erlabrunn gibt es seit fast 13 Jahren. „Im Zentrum unseres Handelns steht seither für die verbleibende Lebenszeit die Erhaltung einer bestmöglichen Lebensqualität und eines weitgehend selbstbestimmten Lebens. Für unser multiprofessionelles Team bedeutet die Begleitung auf dem letzten Lebensweg, dass wir immer in der Nähe sind, wenn wir gebraucht werden“, betont Simone Kaufmann, Leiterin der Erzgebirgs - Hospiz Erlabrunn gGmbH.
„Hospizarbeit wird maßgeblich vom ehrenamtlichen Engagement getragen. Sie steht für ein ganzheitliches Konzept zur Beratung und Begleitung schwerstkranker oder sterbender Menschen. Ziel ist es, die letzte Lebensphase so lebenswert wie möglich zu gestalten und den Menschen ein Sterben in Würde und Geborgenheit zu ermöglichen“, erläutert Simone Lang, Vorstandsvorsitzende des Landesverbands für Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachsen e.V. „Hospizarbeit besteht auch darin, Angehörige und nahestehende Menschen in der Zeit des Abschiednehmens und der Trauer zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, den Verlust emotional zu verarbeiten.“
Palliativversorgung (Palliative Care) hat zum Ziel, schwerstkranken oder sterbenden Menschen eine bestmögliche Lebensqualität bis zum Tod zu ermöglichen. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf die letzte Phase des Lebens. Auch Menschen mit einer schwerwiegenden chronischen Krankheit können von Palliativversorgung profitieren – zum Beispiel, indem ihre Schmerzen gelindert werden. Hospizarbeit und Palliativversorgung sind ohne einander nicht denkbar. Sie ergänzen sich gegenseitig in der Sorge um schwerstkranke und sterbende Menschen sowie ihre An- und Zugehörigen. Beide fordern Beratung, Begleitung und Versorgung durch ein multiprofessionelles Team, in dem sich medizinische, pflegerische psychosoziale und seelsorgerische Fachkräfte sowie ehrenamtlich engagierte Menschen ergänzen.
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich die Hospizarbeit in vielfacher Hinsicht professionalisiert. Der gesetzliche Anspruch auf eine Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) 2008 und das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) 2015 waren in Deutschland wesentliche Impulse dafür, dass Hospizarbeit und Palliativversorgung immer stärker im Gesundheitssystem verankert wurden. Silke Heinke, Leiterin der vdek-Landesvertretung Sachsen, fasst zusammen: „Es ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, jedem Menschen ein würdiges und selbstbestimmtes Leben in der letzten Lebensphase zu ermöglichen. Dank spezialisierter Hospiz- und Palliativangebote können individuelle Wünsche oft Berücksichtigung finden. Sachsen ist im Bereich der spezialisierten Versorgung strukturell gut aufgestellt. Zwischen den Kranken- bzw. Pflegekassen und den Leistungserbringern gibt es wertvolle Kooperationen, die künftig noch intensiviert werden sollen. Denn regionale Hospiz- und Palliativ-Netzwerke sind notwendige Eckpfeiler für eine qualitativ hochwertige und nachhaltig wirksame hospizliche und palliative Beratung, Begleitung und Versorgung: Sie schaffen Synergievorteile, da nicht mehr jeder Akteur für sich selbst agieren muss. Deshalb werden künftig durch die Krankenkassen die sog. Netzwerkkoordinator:innen in Hospiz- und Palliativnetzwerken finanziell gefördert.“
Des Weiteren wurde die Rolle des ehrenamtlichen Engagements in der Hospizarbeit hervorgehoben: „Gerade im Rahmen der zunehmenden Differenzierung und Professionalisierung sorgen ehrenamtlich Engagierte dafür, dass Raum geschaffen wird für die individuelle Lebenswelt und die Selbstbestimmung der Sterbenden. Ein wichtiges Ziel für uns ist es daher, das ehrenamtliche Engagement weiter zu fördern“, ergänzt Heinke.
Außerdem wurde anlässlich des diesjährigen Welthospiztages die Bedeutung der „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ für die (regionale) Weiterentwicklung der Hospiz- und Palliativversorgung und Bündelung der vorhandenen Ressourcen herausgestellt. Die Charta beschreibt Notwendigkeiten, damit jeder Mensch, der auf Grund einer fortschreitenden, lebensbegrenzenden Erkrankung mit Sterben und Tod konfrontiert ist, eine bedarfsgerechte, würdevolle und nach seinen Wünschen gestaltete Begleitung während seiner letzten Lebensphase erhält. Bis dato hatten in Sachsen der Städte- und Gemeinde- sowie der Landkreistag die Charta unterzeichnet. „Gerade in ländlichen Regionen wie dem Erzgebirge braucht es noch mehr Kommunen, die sich zu den Zielen der Charta bekennen und sich somit für Selbstbestimmung am Lebensende einsetzen. Wir danken Lars Dsaak, Bürgermeister der Gemeinde Breitenbrunn, für seine Unterzeichnung der Charta als der ersten sächsischen Kommune und das hiermit verbundene Engagement für bestmögliche Versorgungsstrukturen sowie eine angemessene, qualifizierte und bei Bedarf multiprofessionelle Behandlung und Begleitung“, so Simone Lang abschließend.
Kontakt
Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen
Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com