Demografische Entwicklung als größte Herausforderung
Insbesondere durch die bisherigen Anstrengungen der gemeinsamen Selbstverwaltung besteht in Sachsen grundsätzlich ein hohes Versorgungsniveau. Vor allem durch die demografische Entwicklung ergeben sich in näherer Zukunft jedoch besondere Herausforderungen: So verändern sich die Versorgungsangebote zwischen den städtisch geprägten Ballungsgebieten und dem ländlichen Raum. Auch die zunehmend alternde Bevölkerung sowie die Erfordernisse bezüglich der Gewinnung von ausreichend Nachwuchs und ingesamt qualifizierter Fachkräfte in der Gesundheitsversorgung sind zentrale Rahmenbedingungen für alle Akteure.
Denn: Von den gut 1.820 Hausärztinnen und Hausärzten in Sachsen (Stand: 31.12.2023, StaLA) wird aus Altersgründen in den nächsten fünf bis sieben Jahren ein Großteil ausscheiden. Aktuell ist jede dritte Ärztin bzw. jeder dritte Arzt über 60 Jahre alt (Altersdurchschnitt 53,8 Jahre).
Derzeit gibt es schon gute Ansätze zur Nachwuchsgewinnung und -sicherung – wie zum Beispiel das Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ , das in 2021 verabschiedete „Gesetz zur Stärkung der ärztlichen Versorgung im Freistaat Sachsen" sowie die damit verbundene Landarztquote (Sächsisches Landarztgesetz – SächsLArztG), Förderungen der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin und in grundversorgenden Fachgebieten sowie Förderungen für die weiterbildenden Praxen. Die Nachwuchsgewinnung stellt einen sehr wichtigen, aber langfristigen Ansatz dar, weil zwischen der Aufnahme eines Medizinstudiums und dem Abschluss als Facharzt in der Regel 12 bis 15 Jahre vergehen.
Insgesamt lässt sich konstatieren: In Sachsen sind zwar derzeit so viele Ärztinnen und Ärzte wie noch nie in der Versorgung tätig. Aber es zeichnen sich klare Tendenzen ab, dass immer mehr Personal in Teilzeit sowie in einem Anstellungsverhältnis tätig ist. In Folge dessen verringert sich in der Regel der Versorgungsumfang bzw. das Versorgungsangebot. Zum Teil ist regional der ambulante Versorgungsbedarf in bestimmten Fachgebieten nur (noch) schwer zu decken - es droht oder besteht sogar schon eine Unterversorgung in diesen Gebieten.
Arztentlastung durch Delegation & Digitalisierung
Insbesondere in ländlichen Regionen mit einer oft verhältnismäßig alten Bevölkerung, langen Wegen und infrastrukturellen Hürden kommt es nicht selten zu einer versorgerischen Ausdünnung. Eine sinkende Arztdichte auf dem Land bei gleichzeitiger Zunahme chronischer Erkrankungen in einer alternden Bevölkerung führt dazu, dass niedergelassene Ärzte und Ärztinnen immer häufiger an die Belastungsgrenze kommen. Ein möglicher Ausweg, die vorhandenen ärztlichen Kapazitäten optimal zu nutzen: delegationsfähige Aufgaben an nichtärztliche Gesundheitsberufe übertragen.
Auch telemedizinische Anwendungen sind in der Lage, in Zukunft die medizinische Versorgung sinnvoll zu ergänzen. Dies kann – mit Blick auf die (infra-)strukturellen und sozialen Gegebenheiten – besonders für die Versorgung der Bevölkerung in Sachsen von Bedeutung sein.