„SCRANGE“ - Präventionsprojekt will junge Menschen widerstandsfähiger machen und Strukturen im ländlichen Raum stärken

Das Präventionsprojekt „SCRANGE“, durchgeführt vom Schlupfwinkel und Lausitzer Bildungsgesellschaft e. V. und gefördert durch den Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) im Namen und Auftrag der Ersatzkassen, startete heute mit einer Auftaktveranstaltung in Boxberg O./L. In sieben sächsischen und einer brandenburgischen Jugendhilfeeinrichtung des in Sachsen ansässigen Trägers werden sich in den nächsten drei Jahren Kinder, Jugendliche, pädagogische Fachkräfte und das Einrichtungsleitungsteam in einem bisher unbekannten Setting mit dem Thema „Stress- und Ressourcenmanagement“ auseinandersetzen.

Kerngedanke des „SCRANGE“-Projekts: LAB-Setting

Das Akronym „SCRANGE“ beinhaltet die Aufklärung und Stärkung von Resilienz und psychischer Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, die in der stationären Jugendhilfe leben. Dies wird durch das Zusammenspiel von förderlichen Laboratorien (sog. LABs) in der Lebensumgebung der Kinder und Jugendlichen geschehen: LABs sind Orte, in denen Gruppen zu einem bestimmten Thema zusammenarbeiten und wo gleichzeitig deren Dynamik erforscht werden kann. Durch die Verknüpfung von pädagogischer Praxis und Forschung im LAB-Setting können die Kinder und Jugendlichen nicht nur mehr Widerstandskraft zur Bewältigung belastender Lebensbedingungen erlernen, sondern auch wertvolle soziale Kompetenzen für ihr weiteres Leben entwickeln. Der Projektgedanke: Ohne den Druck des „echten Lebens“ lernen, verstehen und anwenden.

Dabei stehen die einzelnen Buchstaben des Akronyms für folgende Worte:

S – Strengthening: Aufklärung für Stärkung Resilienz und psychische Gesundheit

C – Community: Wohngruppe Schlupfwinkel

R – Resilienz: Resilienz als zentrale Rolle im Projekt

A – and

N – Nurturing: Förderung der Jugendlichen in der Umgebung

G – Growth: persönliche Entfaltung

E – Environment: förderliche Labore

Erfahrungen zeigen die Notwendigkeit & Relevanz des Projektes

Daniel Kneiseler (Pädagogisches Leitungsteam des Projektträgers) reflektiert aus seiner Erfahrung: „Wir erleben immer wieder, dass Jugendliche nach Vollendung des 18. Lebensjahres dazu neigen, in ein emotionales Loch zu fallen. Dieses Loch entsteht durch einen Bindungsabbruch zwischen Jugendlichen und Betreuern, die meist nicht mehr an ihrer Seite stehen können und dürfen. Somit ist es notwendig, den Kindern und Jugendlichen Handwerkszeug an die Hand zu geben, sodass sie im weiteren Verlauf des Lebens mit sich weitestgehend im Reinen sind. Dies nachhaltig aufzubauen, verstehen wir als Prozess, den es gilt anzugehen.“

„Mit diesem Präventionsprojekt nehmen wir eine immer wichtiger werdende Säule innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe in den Blick: Die Widerstandsfähigkeit junger Menschen zu stärken, ist mittlerweile bedeutender denn je, da über die Hälfte der psychischen Erkrankungen bereits vor dem Erwachsenenalter entstehen. Gerade Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien sind aufgrund ihrer erlebten, teils traumatischen Erfahrungen anfälliger für psychische Probleme und benötigen bei der Bewältigung von schwierigen Herausforderungen im Alltag entsprechende ‚gute Schutzfaktoren‘. Geschaffen werden können diese beispielweise durch Präventionsprojekte wie SCRANGE, wo in den nächsten drei Jahren Kinder und Jugendliche in Wohngruppen an den Standorten Weißwasser, Bad Muskau, Großräschen und Leipzig einen gesunden Umgang mit sich selbst und ihrer Umgebung finden sollen“, so Anke Weber, Projektreferentin Gesundheitsförderung und Prävention der vdek-Landesvertretung Sachsen.

Nachhaltigkeit, Verstetigung & regionale Verankerung von Anfang an mitgedacht

Im Rahmen des Projektes werden die pädagogischen Fachkräfte als Resilienz- Trainer und somit Multiplikatoren weitergebildet. Zudem sollen die erarbeiteten Daten und Erkenntnisse in einem Modulhandbuch zusammengefasst werden, das als Leitfaden zur Resilienzförderung dient und auch für andere Träger zugänglich gemacht wird. Ein systematischer Ausbau bzw. die Weiterentwicklung von bestehenden regionalen Netzwerkstrukturen mit Schulen, Jugendhilfe und externen Partnern wird ebenso ein wichtiger Baustein sein.

„Veränderungen brauchen stets kreative Ideen und Mut! Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit dem Schlupfwinkel & Lausitzer Bildungsgesellschaft e. V. einen kompetenten, mutigen und mit vollem Tatendrang ausgestatteten Partner gefunden haben, der sich mit den LABs an eine noch relativ selten eingesetzte Lernmethode in der Kinder- und Jugendhilfe heranwagen möchte“, so Weber weiter.

Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) leistet nun fortan auch im Landkreis Görlitz und in der Stadt Leipzig einen positiven Beitrag zur Gestaltung von gesundheitsfördernden Strukturen in Sachsen und fördert das Projekt im Namen und Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK), BARMER, DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, hkk Krankenkasse und der HEK - Hanseatische Krankenkasse mit rund 280.000 Euro.

Hintergrund:

Mit dem Inkrafttreten des Präventionsgesetzes im Jahr 2015 sollen sozial bedingte Ungleichheiten von Gesundheitschancen vermindert werden. Im Rahmen dieses Gesetzes sind die Krankenkassen dazu aufgefordert, gezielt und qualitätsgesichert die Gesundheit von Personen mit speziellem Präventionsbedarf zu fördern. Dies geschieht insbesondere in sogenannten Lebenswelten, wobei ein besonderes Augen­merk auf vulnerablen Gruppen liegt. Unter der Initiative „Gesunde Lebenswelten“ setzt sich der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) im Namen und Auftrag der Ersatz­kassen dafür ein, Menschen mit einem besonderen Präventions- und Gesundheits­förderungsbedarf in den Fokus der gemeinsamen Aktivitäten zu rücken und gesund­heitsfördernde Verhaltensweisen als Selbstverständnis zu entwickeln bzw. zu stärken.

Kontakt

Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen

Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com