Statistische Effekthascherei zum Ärztemangel in Thüringen

Thüringer Medien berichten seit gestern über dramatische Entwicklungen aufgrund fehlender Ärzte in Thüringer Krankenhäusern und niedergelassenen Arztpraxen. Sie stützen sich dabei auf Aussagen der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen und der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen. Die von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgelegten Zahlen sind bisher jedoch nicht offiziell bestätigt worden. Der für Thüringen zuständige gemeinsame Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen wird sich erst in seinen nächsten Sitzungen mit dieser Thematik beschäftigen.

„Das Aufbauschen hochdramatischer Szenarien ist wenig hilfreich und führt letztendes nur zu einer Verunsicherung der Bevölkerung. Wir halten uns in der notwendigen und sinnvollen Bedarfsplanung eher an bestehende Fakten“, so Michael Domrös.

Fakt ist, dass sich die neuen Hochrechnungen zur ärztlichen Situation im Freistaat Thüringen lediglich wegen einer neuen Rechensystematik der Bundesebene mit Bezug auf Alter und Krankheitshäufigkeit ergeben.

Fakt ist darüber hinaus, dass sich die Ersatzkassen seit Jahren für eine umfassende qualitätsgesicherte Versorgung einsetzen und konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in Thüringer Krankenhäusern und im niedergelassenen ärztlichen Bereich einbringen; zuletzt im Zusammenhang mit dem 6. Thüringer Krankenhausplan.

Durch eine Konzentration auf leistungsfähigere Einheiten könnten bis zu 80 Arztstellen ohne Qualitätsverlust eingespart werden. Dieses „freigesetzte Potenzial“ könnte umgewidmet werden.

Leider wurde dieser Vorschlag insbesondere von der Thüringer Landeskrankenhausgesellschaft abgelehnt.

Fakt ist außerdem, dass die Zahl der an Thüringer Krankenhäusern tätigen Ärzte seit 2000 kontinuierlich gestiegen ist.

Die steigenden Ärztezahlen belegen diese Aussagen. Laut statistischem Landesamt waren:

2000: 3.258 Ärzte

2005: 3.634 Ärzte

2009: 4.003 Ärzte im Krankenhaus tätig.

„Damit stieg die Zahl der an Thüringer Krankenhäusern tätigen Ärzte in den letzten 10 Jahren nachweislich um fast 23 Prozent!“, so der Leiter der vdek-Landesvertretung. Hinzu kommt die wesentlich verbesserte Relation zwischen Arzt und Krankenhausfällen. Hier hatte jeder Arzt am Krankenhaus in 2005 noch 148 Fälle zu versorgen. In 2009 lag die Zahl der Versorgungsfälle bei 139. Diese Aussage wird unterstützt durch die vorliegenden amtlichen Einwohnerzahlen:

2000: 2.431.255 Einwohner

2005: 2.334.575 Einwohner

2009: 2.249.882 Einwohner

Dies entspricht einem Einwohnerrückgang von etwa acht Prozent im Vergleichszeitraum.

Fakt ist, dass Thüringer Krankenkassen ebenso in den letzten beiden Jahren fast 160 Millionen Euro mehr an Honorar an die Ärzte im niedergelassenen Bereich gezahlt haben. Somit flossen in Thüringen rund 900 Millionen Euro Honorare.

„Darüber hinaus“, so Domrös abschließend, „haben wir alternative Vorschläge zu neuen Versorgungsformen, wie Praxisgemeinschaften und Zweitpraxen eingebracht und teilweise auch schon umgesetzt. Das derzeitige Szenario um fehlende Ärzte im Freistaat Thüringen dürfte damit bisher eher als Mediengetümmel zur allgemeinen Verunsicherung und nicht als konstruktives Miteinander verstanden werden!“

Pressemitteilung


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