12. Thüringer Apothekertag am 7./8.6.2013 in Bad Blankenburg

Grußworte/Reden

des Ersatzkassenverbandes

in Thüringen

Was haben Feuerwehrleute, Krankenschwestern und Piloten, Apotheker und Ärzte gemeinsam? Sie gehören zu den Top Five der Berufsgruppen, denen Deutsche am meisten vertrauen. Das ist das Ergebnis der Studie "European Trusted Brands 2013". Auf die Frage "Wie hoch ist Ihr Vertrauen bei diesen Berufsständen in Ihrem Land?" antworteten 85 Prozent der Befragten, dass sie ihrem Apotheker vertrauen, dicht gefolgt von den Ärzten mit 80 Prozent.

Guten Tag, sehr verehrte Damen und Herren,

ich freue mich, an diesem wunderschönen Tag bei Ihnen in Bad Blankenburg zu sein. Sie haben mich, sehr geehrte Frau Wagner, in eine vom Lavendel geprägte Stadt eingeladen, von der Sie fasziniert sind. Lavendel schreibt man eine heilende Wirkung zu. Apotheker und heilende Wirkung gehören irgendwie schon immer zusammen. Beim Lavendel ist es der Duft, der die Illusion der Reinigung schafft. Dieser Duft hat die seltene Eigenschaft, zu entspannen und zugleich anzuregen, was ein Gefühl innerer Harmonie vermittelt.

Ich werde versuchen, diese Harmonie nicht zu stören. In erster Linie ist es mir heute ein großes Bedürfnis, Ihnen für Ihre Arbeit und für Ihr Engagement im Dienste der Gesundheit unserer Menschen im Namen der Ersatzkassen zu danken.

Gesundheit ist ein hohes Gut, welches es gilt, zu erhalten. Gerade in einer immer älter werdenden Gesellschaft werden die Berufe im Gesundheitswesen eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Der steigende Anteil älterer und hochbetagter Menschen führt zu einer höheren Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen. Das erhöht auch den Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal. Wir begegnen diesem Problem in allen Bereichen des Gesundheitswesens. Der Umgang mit dem demografischen Wandel und die Einstellung auf diese Veränderungen zählen deshalb zu unseren wichtigsten Aufgaben, die es zukünftig zu meistern gilt. Das Gesundheitssystem muss trotz dieses Strukturwandels nachhaltig gesichert und zukunftsfest gemacht werden. Daran haben auch Sie, verehrte Apotheker einen gewichtigen Anteil zu tragen.

Auch wir wollen, dass Apotheker ein Beruf mit Zukunft bleibt. Das heißt – um es ganz klar zu sagen – wir brauchen auch künftig eine Apothekenversorgung in der Fläche. Um die Großstädte mache ich mir momentan weniger Sorgen, aber Flächendeckung heißt insbesondere Versorgung im ländlichen Raum. Dort erwarten die Menschen in unserem Land auch in Zukunft die Apotheke vor Ort, die für viele ein unverzichtbarer Ansprechpartner bei Gesundheitsfragen ist. Fest steht: Die Lösung für eine älter werdende Bevölkerung kann nicht – bzw. nicht nur – die Internetapotheke sein, denn das persönliche Beratungsgespräch ist unersetzlich. Wir sehen dabei für die ländlichen Gebiete bei den demografischen Herausforderungen durchaus einen Zusammenhang mit anderen Berufen im Gesundheitswesen, wie Ärzte aber auch Pflegepersonal. Da müssen Lösungen gefunden werden. Den Königsweg kennen wir auch nicht.

Wenn ich mich recht erinnere, war es einmal Henry Ford, der sagte:

„Das Geheimnis des Erfolges ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen.“

Ich ergänze diese Worte: Dabei wird es immer Höhen und Tiefen geben, die es zu überwinden gilt. Wichtig ist dabei, dass man sich immer wieder auf gleicher Augenhöhe trifft, fair und konstruktiv aufeinander zugeht, auch wenn die Interessen manchmal auseinandergehen.

Im deutschen Gesundheitssystem verbindet uns alle mehr oder weniger ein gemeinsames Anliegen: Gesundheit zu erhalten, wieder herzustellen oder den Gesundheitszustand zu bessern. Das tun wir, das tun Sie! Jeder aus einer anderen Sicht, jeder auf seine Weise, aber stets mit einem klar definierten Ziel.

Als Krankenkassen versichern wir Menschen, welche bei Krankheit Hilfe bedürfen. Als Krankenkassen stellen wir unseren Versicherten unter Beachtung des Wirtschaftlichkeitsgebotes Leistungen zur Verfügung. Auch Arznei- und Hilfsmittel gehören dazu. Wir alle hier kennen die starken Ausgabenzuwächse der letzten Jahre und wir wissen, welche kostensenkenden Maßnahmen getroffen werden mussten. Der Erfolg ist sichtbar: Im letzten Jahr lagen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung unter Berücksichtigung der Zuzahlungen der Versicherten bei rund 29 Mrd. Euro.

Natürlich wenden wir in der GKV noch immer den größten Teil unserer Ausgaben für die Krankenhausbehandlung mit einem Anteil von 33 Prozent auf. Es folgen dann aber schon die Ausgaben für die vertragsärztliche Versorgung mit 18 Prozent und die Ausgaben für Arzneimittel mit 16 Prozent. Jedes Jahr werden in Deutschland über 600 Millionen Arzneimittelpackungen zu Lasten der Krankenkassen abgegeben.

Doch auch, wenn das Arzneimittel-Sparpaket weiterhin zu Entlastungen in der GKV führt, stiegen die Kosten der Ausgaben der Krankenkassen je Versicherten in 2012 wieder spürbar.

Warum erzähle ich Ihnen das? Nun, in Deutschland entwickelt sich das Gesundheitswesen mehr und mehr zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor. Die Freien Berufe stellen dabei einen wesentlichen Teil der deutschen Wirtschaft dar. In Thüringen haben wir 330 Apotheken, mit 480 Apothekern und etwa 1.870 Mitarbeiter.

Apotheker erbringen dabei ganz spezifische pharmazeutische Leistungen, die der Gesundheit des Einzelnen und damit der Bevölkerung zugute kommen. Sie tragen in unserem Gesundheitswesen eine hohe Verantwortung. Das wissen wir als Krankenkassen und Verband sehr zu schätzen.

Als Ersatzkassenverband sehen wir natürlich die wichtige Rolle des wohnortnahen Medizinberaters, bei dem man(n)/Frau auf kurzem Wege ohne Voranmeldung 24 Stunden am Tag an 7 Tagen der Woche kostenlos medizinischen Rat einholen kann. Nähe ist ein zentrales Element in unserer Arzneimittelversorgung. Das ist in Deutschland so selbstverständlich wie Bahn fahren: Erst wenn sie nicht fährt, fehlt sie. Sie als Apotheker sind Teil der Lebenswelt und wollen das auch sein.

Das ist eine erhaltenswerte Funktion, die durch die abnehmende Arztzahl auf dem Land immer schwerer wird. Vor diesem Hintergrund sehen wir gerade das anstehende ANSG (Apotheken-Notdienst-Sicherstellungs-Gesetz) und begrüßen grundsätzlich den Ansatz der Förderung der Landesapotheken. Dennoch stellten wir uns ebenso die Frage, warum dieser Zuschuss von rund 120 Mio. € pro Jahr - dem Gemeinwohl dienend - nicht von der öffentlichen Hand sondern von GKV-Versicherten finanziert werden soll. Auf die absehbaren bürokratischen Kapriolen möchte ich jetzt und hier nicht eingehen.

Wir werden uns stärker denn je in der Zukunft bemühen, den Dialogfaden mit Ihnen als Apothekern zu knüpfen. Manches ist in der Vergangenheit noch nicht immer optimal gelaufen. Ich nenne hier nur als Stichwort die Ausschreibung der Grippe-Impfstoffe. Auch für die kommende Impfsaison haben die Krankenkassen von dieser gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch gemacht, die in Thüringen zu erheblichen Kosteneinsparungen führt. Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, hat die Firma NOVARTIS den Zuschlag erhalten und dabei eine zeitnahe und ausreichende Lieferung garantiert. Wir glauben, dass wir die Kommunikation mit Ihnen als Apothekern in diesem Jahr besser bewältigen werden können. Es werden vorab Gespräche mit dem Apothekerverband und der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen geführt. Die Bestellungen der Impfstoffe können über den Großhandel oder direkt beim Hersteller erfolgen. Hierzu wird es ein Bestellportal im Internet geben. Selbstverständlich sind wir dabei auch auf Ihre Kooperation angewiesen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

weltweit gelten die Apotheken als wichtige Kommunikationszentren und soziale Drehscheiben sowie erste Anlaufstellen für Menschen mit Gesundheitsproblemen. Als Ersatzkassen gehen wir davon aus, dass die Apotheker in Deutschland auch in der Zukunft ihre Kunden und Patienten als freie Heilberufler persönlich beraten und ihnen als Ansprechpartner zur Seite stehen können.

Alle bisherigen Untersuchungen zeigen, dass Apotheker hierbei extrem gut dastehen. Die Menschen in unserem Land beschreiben ihren Apotheker oder ihre Apothekerin als sehr vertrauenswürdigen, kompetenten und mit Fachwissen ausgestatteten Gesprächspartner. Für Patienten, die regelmäßig in die Apotheke gehen, ist ihr Apotheker eine sehr wichtige Vertrauensperson.

Ich habe auch dazu ein Sprichwort bei Seneca gefunden, der einmal formulierte: Die Medizin wird von den Kranken genutzt, von den Gesunden geachtet.

Am Schluss meiner Ausführungen möchte ich es jedoch wie Paracelsus halten, der einmal sagte: Sola dosis facit venenum. Allein die Menge macht das Gift.

Deshalb setze ich hier einen Punkt und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!

Das Grußwort hielt Dr. Arnim Findeklee, Leider der vdek-Landesvertretung Thüringen

 

Anfragen richten Sie bitte an:

Kerstin Keding-Bärschneider

vdek-Landesvertretung Thüringen

Lucas-Cranach-Platz 2

99099 Erfurt

Telefon: 03 61 / 4 42 52 - 27

Fax: 03 61 / 4 42 52 -28

E-Mail: kerstin.keding@vdek.com