Sterbenskranke Menschen können in Bremen künftig auch zu Hause von speziell ausgebildeten Ärzten und Pflegekräften versorgt werden – rund um die Uhr. Möglich macht dies der Ambulante Palliativdienst Bremen, der gestern (15. September 2009) die Arbeit aufnimmt. Die Krankenkassen in Bremen finanzieren diese neue Leistung, die die bereits bestehenden Versorgungsmöglichkeiten für unheilbar kranke Menschen ergänzt. „Mit dem Vertrag zur spezialisierten ambulanten Versorgung ermöglichen wir unseren Versicherten auch bei sehr spezialisiertem Betreuungsbedarf die Betreuung zuhause. Damit komplettieren wir, neben der Versorgung in der Klinik und durch ambulante Hospizdienste, die Versorgungskette in der Palliativmedizin.“, betont Karl Nagel für die Krankenkassen in Bremen.
„Zum ersten Mal in der Geschichte der Bremer Gesundheitsversorgung wird es damit eine ambulante palliativmedizinische Versorgungsmöglichkeit für unheilbar kranke Patienten geben, so dass ihnen in vielen Fällen belastende Klinikaufenthalte erspart bleiben können“, sagt Gesundheit-Nord-Geschäftsführer Privatdozent Dr. Diethelm Hansen. Wenn Patienten so schwer krank sind, dass sie nicht mehr geheilt werden können, werden sie palliativmedizinisch behandelt. Das bedeutet, dass nicht mehr die Ursache der Krankheit, sondern nur noch die Symptome behandelt werden können.
In der Regel geht es dabei darum, Schmerzen, Übelkeit, Atemnot und andere Symptome zu lindern und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Palliativmedizinische Versorgung schließt allerdings auch die psychosoziale Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen mit ein. Schon seit vielen Jahren werden unheilbar kranke Patienten – beispielsweise an Krebs oder Aids erkrankte Menschen, oder Menschen mit bestimmten neurologischen Erkrankungen – in der Klinik für Palliativmedizin am Klinikum Links der Weser betreut. Anders als in einem Hospiz steht hier nicht die Begleitung der Sterbenden im Vordergrund – statt dessen geht es darum, die Patienten so zu versorgen, dass sie die letzte Phase ihres Lebens möglichst schmerzfrei zu Hause verbringen können. Für Patienten, die aus der Klinik entlassen und zu Hause waren, gab es bisher in Bremen allerdings keine spezielle palliativmedizinische Versorgung.
Diese Lücke schließt nun der Ambulante Palliativdienst Bremen. Getragen wird er vom Klinikum Links der Weser und der Zentrale für Private Fürsorge, die seit vielen Jahren das hospiz:brücke in Walle betreibt. Während die Zentrale für Private Fürsorge für die pflegerische Versorgung innerhalb des ambulanten Palliativdienstes zuständig ist, stellt das Klinikum Links der Weser die speziell ausgebildeten Ärzte und. Sozialarbeiter.
Seelsorger, Therapeuten und ehrenamtliche Begleiter werden das Angebot des Dienstes ergänzen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Hospiz- und Palliativ-Verband Bremen ist geplant.
Konkret bedeutet dies, dass ab sofort ein Team aus palliativmedizinisch ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte mit der Zusatzausbildung Palliativ Care und Erfahrung in der Palliativmedizin oder der Onkologie rund um die Uhr bereitstehen und sofort verfügbar sind, sollte ein Patient Hilfe benötigen – unabhängig davon, ob es darum geht, akute Schmerzen zu lindern, bestimmte Medikamente zu verabreichen, Schmerzpumpen neu einzustellen oder bei akuten Angstzuständen zu begleiten. Den Patientinnen und Patienten kann mit der Einrichtung des neuen Palliativdienstes künftig so mancher Krankenhaus-aufenthalt erspart bleiben. Denn viele Tätigkeiten, die jetzt das Team des Palliativdienstes übernehmen wird, waren bisher nur in der Klinik möglich – beispielsweise das Reinigen oder Einstellen der Schmerzpumpen. „Gerade für schwerstkranke Menschen ist ein Krankenhausaufenthalt mit großen Belastungen verbunden“, sagt Johannes Foppe, Geschäftsführer der Zentrale für Private Fürsorge. „Die ambulante Versorgung durch einen Palliativdienst bedeutet für sie daher eine enorme Erleichterung.“
Die Kosten für die Versorgung der Patientinnen und Patienten werden von den Krankenkassen übernommen. Grundsätzlich können unheilbar kranke Menschen nur dann vom ambulanten Palliativdienst versorgt werden, wenn ein Arzt diese Versorgung verordnet hat. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass jährlich rund 150 Patientinnen und Patienten durch den Dienst versorgt werden.
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