Höchste Belastung in Bremer Pflegeheimen

Eigenanteile in Pflegeheimen

Die Entwicklung der Eigenbeteiligung bei stationären Pflegeheim-Aufenthalten kennt weiterhin nur eine Richtung: nach oben. Innerhalb der letzten 12 Monate stiegen die Kosten für einen Platz in einer stationären Einrichtung in Bremen um 22 Prozent fürs erste Jahr. Nunmehr sind für neue Bewohnerinnen und Bewohner monatlich 3456 Euro fällig. Das sind 472 Euro mehr als im Bundesdurchschnitt (2.984 Euro). Dies geht aus einer aktuellen Auswertung der Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek) hervor.

Damit sind die Pflegeheime im kleinsten Bundesland diesmal bundesweit am teuersten. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Der Hauptgrund werden Personalkosten durch die tarifliche Bindung sein, die in Bremen besonders hoch ist. Ein weiterer Grund könnte die bessere Personalausstattung im Vergleich zu anderen Bundesländern sein.

Denn der größte Brocken bei der Eigenbeteiligung, der so genannte EEE (Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil), stieg nämlich sogar um mehr als 36 Prozent an. Hierin sind v.a. die Personal- und Ausbildungskosten für die pflegerischen Leistungen enthalten. Aber auch die Investitionskosten sind im vergangenen Jahr in Bremen im Schnitt um fast sieben Prozent gestiegen, die Kosten für Unterkunft und Verpflegung um etwa zwölf Prozent.  Die genauen Preise können von Heim zu Heim unterschiedlich sein.

Übernahme der Investitionskosten entlastet

Deutlich ist: Die Zuschüsse der Pflegekassen zum pflegebedingten Eigenanteil, gestaffelt nach Aufenthaltsdauer, oder die Erhöhung der Pflegeleistungen zum 1. Januar 2025 um 4,5 Prozent reichen nicht aus, um den Kostenanstieg auszugleichen.

Eine schnelle Entlastung für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen würde die Übernahme von Investitionskosten durch die Länder bringen. Diese machen in Bremen 605 Euro monatlich aus (plus 7 Prozent). Auch die Ausbildungskosten in Höhe von 169 Euro in den Personalkosten des EEE (plus 58 Prozent) müssen laut vdek herausgerechnet und von den Ländern übernommen werden.  

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Finanzielle Belastung von Pflegebedürftigen in der stationären Pflege in Bremen (Stand: 01.01.2025)

Wie setzen sich die Eigenanteile zusammen?

Pflegekosten:

  • Die Pflegekassen zahlen den Trägern der stationären Pflegeeinrichtungen Pauschalen pro pflegebedürftigen Bewohner
  • Außerdem zahlen die Pflegekassen seit 2022 ergänzende Zuschüsse pro Heimbewohner, gestaffelt nach Aufenthaltsdauer von 15 bis 75 Prozent.
  • Die Differenz zu den tatsächlichen Kosten eines Heimplatzes müssen Pflegebedürftige zahlen (EEE: Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil). Können diese das nicht leisten, springt unter Umständen der Sozialhilfe-Träger ein.

Investitionskosten:

  • Kosten für Gebäudeinstandhaltung und Ausstattung werden von den Heimbewohnern getragen.

Kosten für Unterkunft und Verpflegung:

  • Sach- und Personalkosten jenseits der Pflege, gelegentlich "Hotelkosten" genannt.
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Vergleich der finanziellen Belastung in der stationären Pflege in Bremen Januar 2024 - Januar 2025

Land und Staat müssen Verpflichtungen übernehmen

Diese Entwicklung wird sich auch in naher Zukunft nicht verändern. Bereits Anfang des Jahres 2023 konstatierte Torsten Barenborg, Leiter der vdek-Landesvertretung Bremen, dass Pflegebedürftige und ihre Angehörige nicht mehr wissen, wie sie die Kosten stemmen sollen: „Tarifbindung und mehr Personal sind natürlich wichtig, aber sie müssen auch finanziert werden. Das können nicht allein die Beitragszahlenden schaffen.“ Dies gilt leider auch im Jahr 2025.

Erforderlich ist deshalb nach wie vor eine nachhaltige Finanzierungsreform in der Pflegeversicherung, damit gute Pflege für alle bezahlbar bleibt und Beitragszahler und Pflegebedürftige dauerhaft entlastet werden. Dazu gehören unbedingt auch fest verankerte, dynamisierte Steuerzuschüsse für die Pflegeversicherung, die Übernahme der Investitionskosten durch die Länder und der Ausbildungskosten durch den Bund sowie die Beteiligung der privaten Krankenversicherungen.

Die Darstellung zeigt die monatliche finanzielle Belastung einer / eines Pflegebedürftigen in der stationären Pflege nach Aufenthaltsdauer in Euro je Monat am 1. Januar 2025, Bundesländer und Bundesgebiet

Finanzielle Belastung einer/eines Pflegebedürftigen im Pflegeheim in EUR je Monat in den Bundesländern und im Bundesvergleich, Stand: 1. Januar 2025.

Druck

Konkrete Informationen zu den einzelnen Pflegeeinrichtungen können Sie beim vdek-Pflegelotsen finden.

Pressemitteilungen zum Thema aus Bremen:

  1. „Investitions- und Ausbildungskosten übernehmen!“

    Die finanziellen Belastungen für Pflegebedürftige in Bremer Pflegeheimen sind im Juli 2024 weiter gestiegen: Bis zu 433 Euro mehr als noch im Vorjahr, das heißt zum Beispiel im ersten Jahr 3.070 Euro Eigenanteile müssen die Bewohnenden übernehmen. » Lesen

  2. Eigenanteile in der stationären Pflege weiter gestiegen

    Die Eigenbeteiligung in den stationären Pflegeheimen ist im vergangenen Jahr in Bremen weiter gestiegen. So müssen neue Bewohnerinnen und Bewohner im ersten Jahr 2.251 EUR zahlen, 136 EUR mehr als vor einem Jahr. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek) » Lesen

Torsten Barenborg, Leiter der vdek-Landesvertretung Bremen

Pflegebedürftigkeit bleibt ein Armutsrisiko

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Die „kleine Pflegereform“ des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn sollte eine Entlastung für die Pflegebedürftigen bewirken. Bereits ein halbes Jahr nach Inkrafttreten der Reform zeigt sich, dass die gestaffelten Zuschüsse, die die Pflegekassen auf den zu zahlenden Eigenanteil erbringen, wenig bis nichts bringen. Das Problem geht weiter.
» Lesen

Mehr zum Thema auf Bundesebene

Datum

Titel

06.02.2025
vdek-Auswertung „Eigenbeteiligung in vollstationärer Pflege“

Pflegeheimbewohnende müssen durchschnittlich bis zu 3.000 Euro monatlich zuzahlen – vdek fordert schnelle Begrenzungsmaßnahmen

10.07.2024
Stationäre Pflege

Finanzielle Eigenbeteiligung von Pflegebedürftigen in Pflegeheimen steigt weiter – Bund und Länder in der Verantwortung

11.01.2024
Stationäre Pflege

Anstieg der Eigenanteile für Pflegebedürftige in Pflegeheimen durch gestiegene Zuschüsse abgebremst

18.07.2023
Stationäre Pflege

Finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen in Pflegeheimen steigt kontinuierlich

19.01.2023
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Neuer Leistungszuschlag der Pflegekasse führt zu Entlastungen – deutlich spürbar aber nur bei längeren Heimaufenthalten