Finanzielle Belastung in Bremer Pflegeheimen steigt weiterhin

Eigenanteile in Pflegeheimen

Zum Jahresbeginn 2024 sind die Eigenanteile, die in Bremer Pflegeheimen gezahlt werden müssen, wieder angestiegen: Monatlich bis zu 489 Euro mehr als noch vor einem Jahr müssen Pflegebedürftige hier aufbringen. Damit hat Bremen die viert-teuersten Pflegeheime bundesweit. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung der Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek) hervor.

Und das, obwohl vor zwei Jahren Zuschläge zu den einrichtungseinheitlichen Eigenanteilen (EEE) eine finanzielle Entlastung bringen sollten. Diese Zuschläge wurden aktuell sogar noch angepasst. Gestaffelt nach Aufenthaltsdauer, betragen die Leistungszuschläge der Pflegekassen nunmehr 15 Prozent für die ersten zwölf Monate, 30 Prozent für das zweite Jahr, 50 Prozent ab 24 Monate und 75 Prozent ab 36 Monate Verweildauer im Heim.

Vor allem pflegerische Kosten belasten Pflegebedürftige

Doch die pflegerischen Kosten insgesamt sind inzwischen derart gestiegen, dass die Entlastung im Land Bremen gering ausgefallen ist. Im Gegenteil, neue Bewohnerinnen und Bewohner müssen im ersten Jahr mehr als 39 Prozent mehr EEE bezahlen. Hinzu kommen gestiegene Kosten für Unterkunft und Verpflegung (plus 15 Prozent, jetzt 980 Euro) und Investitionskosten (plus 5 Prozent, jetzt 566 Euro).

Hintergrund für die gestiegenen Kosten in Bremen sind das Tariftreuegesetz und eine neue Personalbemessungsregelung, die für mehr Personal in den Heimen sorgen soll. Diese Personalkosten wirken sich aber letztlich auch auf die Preise der einzelnen Pflegeheime aus und damit auch auf die Eigenbeteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner.

Finanzielle Belastung von Pflegebedürftigen in der stationären Pflege in Bremen 1. Januar 2024

Finanzielle Belastung von Pflegebedürftigen in der stationären Pflege in Bremen (Stand: 01.01.2024)

Wie setzen sich die Eigenanteile zusammen?

Pflegekosten:

  • Die Pflegekassen zahlen den Trägern der stationären Pflegeeinrichtungen Pauschalen pro pflegebedürftigen Bewohner
  • Außerdem zahlen die Pflegekassen seit 2022 ergänzende Zuschüsse pro Heimbewohner, gestaffelt nach Aufenthaltsdauer von 15 bis 75 Prozent.
  • Die Differenz zu den tatsächlichen Kosten eines Heimplatzes müssen Pflegebedürftige zahlen (EEE: einrichtungseinheitlicher Eigenanteil). Können diese das nicht leisten, springt unter Umständen der Sozialhilfe-Träger ein.

Investitionskosten:

  • Kosten für Gebäudeinstandhaltung und Ausstattung werden von den Heimbewohnern getragen

Kosten für Unterkunft und Verpflegung:

Sach- und Personalkosten jenseits der Pflege, gelegentlich "Hotelkosten" genannt

Vergleich finanzieller Belastung von Pflegebedürftigen in Bremen Januar 2023 - Januar 2024

Vergleich der finanziellen Belastung in der stationären Pflege in Bremen Januar 2023 - Januar 2024

Neue Belastungen werden kommen

Diese Entwicklung wird leider auch in naher Zukunft nicht verändert. Bereits Anfang des Jahres 2023 konstatierte Torsten Barenborg, Leiter der vdek-Landesvertretung Bremen, dass Pflegebedürftige und ihre Angehörige nicht mehr wissen, wie sie die Kosten stemmen sollen: „Tarifbindung und mehr Personal sind natürlich wichtig, aber sie müssen auch finanziert werden. Das können nicht allein die Beitragszahlenden schaffen.“

Insgesamt fehle eine Pflegereform aus einem Guss, mit der die Finanzierung der Pflegeversicherung (SPV) auf stabile Pfeiler gestellt wird und Beitragszahler und Pflegebedürftige dauerhaft entlastet werden. Dazu gehören unbedingt auch fest verankerte, dynamisierte Steuerzuschüsse für die SPV, die Übernahme der Investitionskosten durch die Bundesländer und die Beteiligung der privaten Krankenversicherungen.

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Konkrete Informationen zu den einzelnen Pflegeeinrichtungen können Sie beim vdek-Pflegelotsen finden.

Pressemitteilungen zum Thema aus Bremen:

  1. Übernahme von Investitionskosten gefordert

    Eigenanteile in der stationären Pflege sind weiter gestiegen

    Die Eigenbeteiligung von Pflegebedürftigen in stationären Heimen ist auch in Bremen weiter gestiegen. Bis zu 489 Euro mehr als noch vor einem Jahr müssen sie nun monatlich zahlen. Dies zeigen aktuelle Daten des Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek). » Lesen

  2. Eigenbeteiligung in Heimen steigt kontinuierlich

    Pflegebedürftige in Bremen zahlen bis zu 15 Prozent mehr

    Die finanzielle Belastung von Pflegebedürftigen in Heimen steigt weiter an. Das geht aus aktuellen Zahlen des vdek hervor. Bis zu 15 Prozent mehr als noch vor einem Jahr müssen sie heute in Bremen zahlen. Eine Lösung ist nicht in Sicht. » Lesen

  3. Schlüssiges Konzept für Pflegereform gefordert

    Eigenanteile in der stationären Pflege weiter gestiegen

    Die Eigenbeteiligung in den stationären Pflegeheimen ist im vergangenen Jahr in Bremen weiter gestiegen. So müssen neue Bewohnerinnen und Bewohner im ersten Jahr 2.251 EUR zahlen, 136 EUR mehr als vor einem Jahr. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek) » Lesen

Torsten Barenborg, Leiter der vdek-Landesvertretung Bremen

Pflegebedürftigkeit bleibt ein Armutsrisiko

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Die „kleine Pflegereform“ des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn sollte eine Entlastung für die Pflegebedürftigen bewirken. Bereits ein halbes Jahr nach Inkrafttreten der Reform zeigt sich, dass die gestaffelten Zuschüsse, die die Pflegekassen auf den zu zahlenden Eigenanteil erbringen, wenig bis nichts bringen. Das Problem geht weiter.
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