vdek warnt vor unnötigen Operationen:

Keine Gewinnmaximierung auf Kosten der Versicherten

Nirgendwo auf der Welt werden mehr Knie und Hüften operiert wie in Deutschland. Darauf verwies kürzlich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr – und erntete sogleich Proteststürme. Ob denn künftig alte Menschen keine neue Hüfte mehr bekommen sollten, lautete die besorgte Frage. „Selbstverständlich bekommt jeder die Behandlung, die er benötigt“, betont Karl Nagel, Leiter der Landesvertretung Bremen des Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek).

Es gehe vielmehr darum zu beobachten, ob wirklich jede Operation nötig sei. Auch in Bremen weisen Hüft- und Knieprothesen Steigerungsraten von 9 Prozent bzw. sogar 27 Prozent zwischen 2006 und 2010 auf. Dies müsse auch vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass es immer mehr Chefarztverträge an den Krankenhäusern gebe, die sich am finanziellen Erfolg einer Klinik orientieren und weniger an der chirurgischen Qualität. „Eine Hüft-OP kostet die Gesetzlichen Krankenkassen immerhin etwa 7000 Euro, da könnte es lukrativ sein, die Menge im Rahmen der Möglichkeiten auszuweiten“, so Nagel weiter. „Bonus-Zahlungen für Chefarzt und Oberarzt für besonders gewinnbringende Operationen sehen die Ersatzkassen kritisch.“

Neben Hüft- und Knieprothesen ist auch eine enorme Zunahme von Rückenoperationen zu verzeichnen. Grundsätzlich sei eine zu enge Verknüpfung von wirtschaftlichen Zielvorgaben und Belegzahlen in Krankenhäusern abzulehnen. Karl Nagel betont: „So etwas begünstigt nur eine Zunahme an Therapien und Operationen, die hohe Erträge sichern, ohne dass sie medizinisch notwendig sind.“

Ein anderer Bereich, in dem enorme Zuwächse und gewinnträchtige Kosten auffallen, ist die Kaiserschnittrate. Während die Geburtsrate zwischen 1994 und 2010 in Bremer Krankenhäusern um etwa 5 Prozent wuchs, stieg die Zahl der Kaiserschnitt-Geburten im gleichen Zeitraum um 25 Prozent. „Auch hier ist anzunehmen, dass nicht immer alles zum Wohle der Patientin und des Kindes geschieht, sondern manches auch in Hinblick auf den ökonomischen Gewinn des Krankenhauses“, sorgt sich der Bremer vdek-Leiter.

Es gehe also nicht darum, kranken Menschen Hilfe zu verweigern, so Nagel, aber: „Überflüssige Operationen verursachen nicht nur unnötiges Leid, sondern auch unnötige Kosten. Das solidarische System der Gesetzlichen Krankenkassen ist nicht für die Gewinnmaximierung der Chefärzte oder Krankenhäuser eingerichtet.“  Die Ersatzkassen begrüßen die Verschärfung der Mehrleistungsabschläge, wie sie jetzt von der Koalition auf Bundesebene vorgeschlagen wurde. Nagel: „Wenn der Preis für Mehrleistungen geringer wird, ist dies ein gutes Instrument, um die unnötige Mengenausweitung zu stoppen.“


Kontakt

Birgit Tillmann

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)

Landesvertretung Bremen

Tel.: 04 21 / 1 65 65 - 76

E-Mail: birgit.tillmann@vdek.com