Geriatriekonzept vorgestellt: Lebensqualität älterer Menschen so lange wie möglich erhalten

Mit einem geriatrischen Konzept soll die Versorgung älterer Menschen im Land Bremen auf neue Herausforderungen eingestellt werden. Die Mitglieder des Gemeinsamen Landesgremiums beschlossen das Konzept, das aufeinander abgestimmte Ziele vorgibt. Das Konzept ist sektorübergreifend – insbesondere die vertragsärztliche Versorgung der Kassenärztlichen Vereinigung, die stationäre Versorgung sowie der Bereich Pflege werden umfasst. Im Gemeinsamen Landesgremium nach § 90a SGB V beraten die Akteure über Fragen der ambulanten und stationären Versorgung.

In dem heute (Mittwoch, 15. August 2018) vorgestellten Konzept wird der Fokus darauf gerichtet, dass die Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt und eigenständig leben können. Senatorin Quante-Brandt: „Ich freue mich darüber, dass wir ein gemeinsames Konzept haben. Denn der Anteil der älteren Menschen wird immer größer. Sie haben unterschiedliche Erkrankungen. Im Vordergrund steht oft die Frage, wie die Lebensqualität älterer Menschen so lange wie möglich erhalten werden kann. Für viele bedeutet das, ob sie in ihrem Lebensumfeld bleiben können. Diesen Wunsch zu unterstützen, das ist ein zentrales Ziel der Gesundheitspolitik. Damit das gelingt, brauchen wir gemeinsame, übergreifende Lösungen, die über Fach- und Zuständigkeitsgrenzen hinausgehen und die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellen.“

Die Präsidentin der Ärztekammer, Heidrun Gitter: „Das verabschiedete Geriatriekonzept ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir haben uns aber noch ehrgeizige Ziele zur Verbesserung der umfassenden Versorgung und Unterstützung sehr alter Menschen in Ihrer Selbständigkeit vorgenommen. Die zügige Umsetzung der Ziele wird nur gelingen, wenn alle Beteiligten aktiv und in weiterhin guter Zusammenarbeit dazu beitragen."

Stärkung der Hausärzte

Das Konzept stärkt die Rolle der Hausärzte als erste und zentrale Ansprechpartner. Die ambulante Versorgung wird von niedergelassenen Ärzten verschiedener Fachrichtungen, vor allem aber von Hausärzten wahrgenommen. Sie haben eine Schlüsselfunktion bei der Versorgung und der Beurteilung der Behandlungs- und Pflegebedürftigkeit. Die Hausärzte haben eine Lotsenfunktion im Stadtteil. Sie sind Anlaufstellen und sollen zukünftig auch noch besser Informationen zu wohnortnahen Gesundheitsangeboten vermitteln können.

Dr. Jörg Hermann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen: „In die Versorgung älterer Patienten müssen möglichst viele Akteure einbezogen werden und gut zusammenarbeiten. Es ist aber auch wichtig, dass diese Menschen vertraute Gesichter um sich haben. Hausärzten kommt eine Schlüsselrolle zu. Denn niemandem vertrauen kranke Menschen in medizinischen Fragen mehr als ihrem langjährigen Hausarzt.“

Schwerpunktpraxen: Stärkere Vernetzung mit Hausärzten

Durch die Schwerpunktpraxen wird eine aktuell noch bestehende Lücke zwischen den Hausärzten und den Krankenhäusern geschlossen. Patientinnen und Patienten, die einer intensiven, aber keiner Krankenhausbehandlung bedürfen, können vorübergehend in der Schwerpunktpraxis auf Überweisung des Hausarztes versorgt werden. Hier kooperieren Hausärzte, Fachärzte, Pflegende, Therapeuten, soziale Dienste. Diese Schwerpunktpraxen sind wichtige Einrichtungen, um Patientinnen und Patienten selbständig in ihrer häuslichen Umgebung zu behandeln und die Pflegebedürftigkeit zu mindern.

„Damit das auch tatsächlich funktioniert, machen wir uns für einen ganzheitlichen Versorgungsansatz und eine systematische Qualitätssicherung stark“, sagt Peter Kurt Josenhans, Direktor Versorgung der AOK Bremen/Bremerhaven. „Dazu gehört ein multiprofessionelles Team, das je nach Einzelfall zusammenarbeitet und sich in der Altersheilkunde auskennt. Die Qualität der Versorgung wird durch definierte Standards, Qualitätszirkel und Fallkonferenzen sichergestellt.“

Krankenhäuser auch in der Fort- und Weiterbildung gefordert

Die Krankenhäuser nehmen in der Versorgung der geriatrischen Patienten eine wesentliche Rolle ein, wenn es darum geht nach akuten Krankheitsereignissen Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder zu reduzieren. Mit den eingerichteten geriatrischen Fachabteilungen in den Krankenhäusern in Bremen und Bremerhaven stehen diesen Patienten insoweit wohnortnahe hochqualifizierte Versorgungsangebote zur Verfügung. Die Qualität dieser Angebote wird auch im Bremer Krankenhausspiegel für jedermann transparent dargestellt. Die an den Standorten angesiedelten geriatrischen Tageskliniken leisten einen wichtigen Beitrag an der Schnittstelle zur ambulanten Versorgung. Neben dieser wichtigen Funktion in der Versorgung sind die Krankenhäuser ein unverzichtbarer Bestandteil in der Fort- und Weiterbildung der Fachkräfte. Herr Dr. Hilmer, Chefarzt der Klinik für Geriatrie im Klinikum Bremen Ost betont: „Die Krankenhäuser sind vor dem Hintergrund der anstehenden demografischen Veränderungen darauf angewiesen, dass eine hochwertige geriatrische Versorgung auch in den anderen Sektoren weiter zielgerichtet ausgestaltet und ausgebaut wird. Hierzu bietet das Zielkonzept mit seinen Handlungsempfehlungen die richtigen Ansatzpunkte.“

Ausbau der Beratungsangebote

Gerade ältere Menschen, die gesundheitlich angeschlagen sind und keine Angehörigen in der Nähe haben, haben oftmals Probleme, sich umfassend zu informieren. Während es zu Fragen mit Bezug zur Pflege die Pflegestützpunkte gibt, besteht für Fragen außerhalb der Kranken- und Pflegekassenleistungen eine Informationslücke. Die Krankenhäuser haben dafür die Sozialdienste, aber es gibt bislang kein Gegenstück für Menschen, die sich außerhalb des Krankenhauses befinden.

Es muss sichergestellt werden, dass die älteren Menschen die Unterstützung erhalten, die sie nach ihrem individuellen Gesundheitszustand benötigen. Ein richtiger Schritt ist dabei die Sicherstellung einer unabhängigen psychosozialen und sozialrechtlichen Beratung von geriatrischen Patientinnen und Patienten auch im ambulanten Bereich zum Beispiel an Pflegestützpunkten. „Die Kranken- und Pflegekassen finanzieren Prävention, Behandlung, Pflege und Rehabilitation und bieten Beratung an. Die verschiedenen Sektoren der Versorgungsangebote besser zu vernetzen, auch mit den Angeboten der öffentlichen Gesundheitsfürsorge und denen anderer Kostenträger, ist der jetzt notwendige Schritt. Die gute Versorgung einer älter werdenden Bevölkerung ist den Ersatzkassen wichtig. Deshalb setzen wir uns auch im Rahmen des Geriatriekonzepts für ein gutes Zusammenspiel aller Beteiligten ein“, so Kathrin Herbst, Leiterin der vdek-Landesvertretung Bremen.

Prävention

Gezielte Präventionsangebote im Quartier sind wichtig, dabei spielen neben dem Erhalt der körperlichen und geistigen Gesundheit auch das soziale Umfeld und die Früherkennung von Krankheiten eine zentrale Rolle. Es gibt bereits eine Vielzahl von Präventionsangeboten für ältere Menschen in Bremen, die beispielsweise von Wandervereinen und Begegnungsstätten angeboten werden. Mit dem Präventionsgesetz erhält die Pflegeversicherung einen neuen Auftrag, um künftig auch Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen mit gesundheitsfördernden Angeboten zu erreichen. Mit der Präventionsstrategie sollen die Menschen vor allem besser über wohnortnahe Angebote informiert werden.  

Das Geriatriekonzept sowie Informationen zum Gemeinsamen Landesgremium finden Sie unter www.gesundheit.bremen.de

Kontakt

Christiane Rings

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Bremen

Tel.: 04 21 / 1 65 65 - 76

E-Mail: christiane.rings@vdek.com

und

Birgit Tillmann

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Bremen

Tel.: 04 21 / 1 65 65 - 84
E-Mail: birgit.tillmann@vdek.com