Corona hält das Land weiter im Griff und beschert uns seit dem Herbst steigende Fallzahlen. Die sich ständig ändernde Lage fordert, dass sich Politik und Bevölkerung immer wieder neu gegen die Bedrohung durch das Virus aufstellen. Derzeit befinden wir uns mitten in der zweiten Infektionswelle und sorgen uns wegen der neuen Mutation B117 des Corona-Virus. Diese scheint noch ansteckender zu sein als die bisherige Variante und breitet sich möglicher Weise auch in Deutschland aus.
Bisher hat unser Gesundheitswesen die Anforderungen durch Corona vorbildlich gemeistert. Kein Patient in Deutschland musste bislang, wie in andern Ländern, in Zelten stationär behandelt werden und niemandem musste eine intensivmedizinische Behandlung aufgrund fehlender Ausrüstung oder Personalmangels verwehrt werden. Im Gegenteil: Corona hat gezeigt, dass Ärzte und Kliniken im Land schnell anpassungsfähig sind und damit handlungsfähig bleiben.
Krankenhäuser und einzelne Stationen beweisen derzeit immer wieder aufs Neue, dass sie schnell umdisponieren, Kapazitäten frei machen und sich gegenseitig unterstützen können. Um dies weiterhin zu gewährleisten, ist der aktuelle Lockdown, in Kombination mit den beginnenden Impfungen, die einzige „Medizin“ die dem Gesundheitswesen helfen kann, leistungsfähig zu bleiben und nicht auf einen Engpass hinzusteuern.
Dabei erfordert die Krise nicht nur enorme menschliche Anstrengungen von den Menschen in der Versorgung und der gesamten Bevölkerung im Lockdown, sondern auch einen hohen finanziellen Einsatz. Der zusätzliche Aufbau von Intensiv-Kapazitäten, die Ausgleichszahlungen an Krankenhäuser, Ärzte, Pflegeeinrichtungen und weitere Anbieter von Gesundheitsleistungen strapazieren die Ressourcen der gesetzlichen Krankenversicherung. Bereits jetzt liegen die Mehrkosten bei über 16 Milliarden Euro. Umso wichtiger ist es daher, das Gesundheitswesen zukünftig auf Fehlstrukturen und Fehlsteuerungen zu scannen und weiterzuentwickeln.
Die Ressourcen, die wir haben, müssen treffgenau eingesetzt werden. Dies gilt in besonderem Maße für den Krankenhausbereich. Für die Gesamtheit der Bremer Kliniken wird es in Zukunft essentiell sein, sich auf Strukturen zu verständigen, die der Entwicklung in der Versorgung standhalten. Denn im Vergleich mit den anderen Bundesländern ist Bremen das einzige Land, in dem es in den vergangenen 30 Jahren keine nennenswerten Veränderungen der Klinikstrukturen gab – keine Konzentration von Leistungen, keine gemeinsame Medizinstrategie mit Spezialisierungen.
Die Ersatzkassen wünschen sich an dieser Stelle dringend einen gemeinsamen Dialog über die zukünftige Struktur der Krankenhauslandschaft und von der Gesundheitssenatorin ein deutliches Handeln, das die freien und gemeinnützigen Kliniken einbezieht und nicht in Konkurrenz zum kommunalen Klinikverbund GeNo stellt. Denn so banal die Erkenntnis auch klingen mag: Nur gemeinsam ist es möglich, wirklich etwas zu erreichen - das zeigt uns die Pandemie allzu deutlich.