Qualitätssicherung
Qualitätssicherung im Krankenhaus
Erfolgreiche Behandlungen im Krankenhaus erfordern eine patienten- und bedarfsgerechte, fachlich qualifizierte Versorgung auf hohem Leistungsniveau. Zudem muss diese Leistung wirtschaftlich erbracht werden, um allen Versicherten/Patienten dauerhaft offen zu stehen. Der vdek setzt sich seit vielen Jahren kontinuierlich für mehr Behandlungs- und Versorgungsqualität für die Versicherten ein. Weitere Informationen zur Qualitätssicherung in Krankenhäusern auf Bundesebene finden Sie hier.
Qualitätssicherung in Hessen
Seit 2022 ist die Landesarbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung Hessen (LAGQH) für die datengestützte einrichtungsübergreifende Qualitätssicherung gemäß der DeQS-RL zuständig. Träger sind neben den Landesverbänden der Krankenkassen und der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG) auch die Kassenärztliche Vereinigung (KVH) und die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZVH).
Rechtliche Grundlage für die Arbeit der Geschäftsstelle der LAGQH sowohl für Krankenhäuser als auch für den niedergelassenen Bereich bildet die seit 01.01.2019 bestehende Richtlinie zur datengestützten einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung (DeQS-RL). Diese gilt für einrichtungsübergreifende Verfahren und basiert auf Daten, die zu Qualitätssicherungszwecken verarbeitet werden und die sektorspezifisch oder sektorenübergreifend ausgestaltet sein können.
Die Aufgaben der Geschäftsstelle der LAGQH sind in § 6 der DeQS-RL sowie in den Landesvereinbarungen festgehalten. Hierzu gehören u. a.:
- Datenannahme (von Krankenhäusern)
- Datenauswertungen (nur für Landesverfahren) und ergänzende Auswertungen
- Entwicklung von Qualitätsindikatoren (nur für Landesverfahren)
- Bewertung der Auffälligkeiten, Feststellung der Notwendigkeit und Einleitung sowie Durchführung der qualitätsverbessernden Maßnahmen
- Erstellung und Übermittlung von Qualitätssicherungsergebnisberichten
- Information und Beratung der Leistungserbringer*innen
- Durchführung der Datenvalidierung
- Förderung des Austausches der Leistungserbringer*innen untereinander über qualitätsverbessernde Maßnahmen
- laienverständliche Information der Öffentlichkeit über die Ergebnisse der Maßnahmen der Qualitätssicherung in ihrem Zuständigkeitsbereich
- Umsetzung von Aufgaben zum strukturierten Qualitätsbericht.
MRE-Projekt
Nosokomiale Infektionen (NI) sind in Deutschland trotz eines hochentwickelten Gesundheitssystems ein relevantes Risiko für Patienten und eine Herausforderung an die klinische Hygiene sowie den Infektionsschutz. Unter diesen bei einem Krankenhausaufenthalt erworbenen Infektionen stehen die Multiresistenten Erreger (MRE) besonders im Fokus.
In Hessen wird jährlich bei über 20.000 Krankenhauspatienten eine entsprechende Diagnose festgestellt. Nach übereinstimmender Expertenmeinung sind in Deutschland etwa 20% bis 30% aller NI vermeidbar. Für die Patienten stellt eine Infektion sowohl eine körperliche als auch eine psychische Belastung dar. I.ü. ist die Behandlung von infizierten Patienten für die Krankenhäuser aufwändig und kostenintensiv.
2017 haben die Landesverbände der Krankenkassen, die Hessische Krankenhausgesellschaft und das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) das Projekt „Analyse der MRE-Prävalenz sowie Maßnahmen zur Reduktion nosokomialer Infektionen durch MRE in hessischen Krankenhäusern“ entwickelt. Die Durchführung des Projekts erfolgt durch die LAGQH.
Ziel des Projektes ist es, mögliche Ursachen der Verbreitung von MRE zu identifizieren und Transparenz darüber zu schaffen, welche Ursachen vom Krankenhaus beeinflusst werden können und welche ggf. von anderer Seite beseitigt werden müssen.
Der bisherige Verlauf des Projektes wird von den Vertragspartnern allseits positiv bewertet. Ein wesentliches Kriterium hierfür ist u. a. die Akzeptanz und rege Beteiligung der Krankenhäuser. Durch sogenannte „Strukturierte Dialoge“ mit statistisch auffälligen Kliniken ergeben sich außerdem wichtige Erkenntnisse in Sachen Patientenschutz beim Umgang mit Infektionen. Aktuelle Ergebnisse finden Sie dem jeweiligen Jahresbericht der LAGQH hier.
Um die Nachhaltigkeit der eingeleiteten Maßnahmen weiter zu verfolgen, wurde das Projekt bis zum 30.06.2026 verlängert. Dabei werden auch wesentliche Forderungen der Ersatzkassen und des vdek, die sich intensiv für Qualitätssicherungsmaßnahmen einsetzen, aufgegriffen.
Qualitätsberichte der Krankenhäuser
Jedes gemäß § 108 SGB V zugelassene Krankenhaus ist gesetzlich gemäß § 136b Abs. 1. Satz 1 Nr. 3 SGB V verpflichtet, einmal jährlich einen strukturierten Qualitätsbericht zu erstellen und zu übermitteln.
Der Bericht soll Patienten und Patientinnen, Angehörigen oder Behandelnden einen einfachen Zugang zu aussagekräftigen Informationen über Art, Umfang und Qualität der Leistungen eines Krankenhauses ermöglichen und somit für Transparenz sorgen. Der Qualitätsbericht der Krankenhäuser gliedert sich in folgende drei Teile:
- Teil A: Struktur- und Leistungsdaten des Krankenhauses bzw. des Krankenhausstandortes
- Teil B: Struktur- und Leistungsdaten der Fachabteilungen bzw. Organisationseinheiten
- Teil C: Qualitätsdaten aus der datengestützten einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung
Ein Großteil des Berichtes bildet demnach die Struktur- und Leistungsdaten ab. Zu diesen zählen u.a. die Anzahl und Qualifikationen der Mitarbeitenden oder die Anzahl der erbrachten Leistungen des Krankenhauses. Durch die einheitliche Darstellung der Qualitätsberichte ist eine Vergleichbarkeit von stationären Einrichtungen möglich.
Die Veröffentlichung der Qualitätsberichte ist Aufgabe der Landesverbände der Krankenkassen und Ersatzkassen sowie dem Verband der privaten Krankenkassen und erfolgt bis spätestens den 31.01. des dem Erstellungsjahr folgenden Jahr. Die Berichte können auf den jeweiligen Internetpräsenzen der Krankenhäuser sowie in sogenannten Klinik-Suchmaschinen der einzelnen Krankenkassen(verbände) eingesehen werden. Zahlreiche Funktionen ermöglichen den Anwendern nach individuellen Präferenzen zu filtern. Hier gelangen Sie zum vdek- Kliniklotsen.
Mindestmengenregelung für hochkomplexe Leistungen
Seit 2004 hält der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) gemäß § 136b Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 SGB V einen Katalog mit planbaren stationären Leistungen vor, bei denen ein Zusammenhang zwischen der Durchführungshäufigkeit und der Behandlungsqualität besteht. In der Mindestmengenregelung des G-BA sind die jeweilig geltenden Mindestmengen näher definiert, ebenso finden sich dort u.a. allgemeine Regelungen zum Nachweisverfahren sowie zu den Übergangsregelungen.
Die Mindestmengenregelung ist ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung bei komplexen und planbaren Leistungen. Die Festlegung einer Untergrenze für bestimmte Leistungen sichert eine notwendige Erfahrungskompetenz der Behandelnden. Übergeordnetes Ziel ist die Erhöhung der Patientensicherheit und die Verringerung der Komplikationsrate.
Aktuell gilt für folgende Leistungen eine festgelegte Mindestmenge pro Jahr:
- Lebertransplantation (inkl. Teilleber-Lebendspende) - 20 Leistungen
- Nierentransplantation (inkl. Lebendspende) - 25 Leistungen
- Komplexe Eingriffe an der Speiseröhre - 26 Leistungen
- Komplexe Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse - 20 Leistungen
- Stammzellentransplantation - 40 Leistungen
- Kniegelenk-Totalendoprotethik (Knie-TEP) - 50 Leistungen
- Versorgung von Früh- und Reifgeborenen mit einem Aufnahmegewicht von < 1.250 Gramm - 25 Leistungen
- Chirurgische Behandlung des Brustkrebses – 100 Leistungen
- Thoraxchirurgische Behandlung des Lungenkarzinoms bei Erwachsenen – 75 Leistungen
Für Stammzelltransplantationen, die chirurgische Behandlung des Brustkrebses und die thoraxchirurgische Behandlung des Lungenkarzinoms bei Erwachsenen gelten im Jahr 2024 als Übergangsregelung niedrigere Mindestmengen.
Die Krankenhausträger geben jährlich eine Prognose über die geschätzte Behandlungshäufigkeit gegenüber den Landesverbänden der Krankenkassen und Ersatzkassen ab. Wird die erforderliche Mindestmenge voraussichtlich nicht erreicht, müssen die Landesverbände der Krankenkassen die Prognose zurückweisen. In diesem Fall kann das Krankenhaus die Leistungen nicht mehr zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abrechnen. Das Nähere zur Darlegung der Prognose regelt die Mindestmengenregelung (Mm-R) des G-BA. Die Mm-R finden Sie hier.
Die interaktive Mindestmengenkarte des vdek gibt einen Überblick darüber, welche Kliniken zur Erbringung der jeweiligen Leistungen berechtigt sind.
Strukturprüfungen im Krankenhaus
Seit dem 01.01.2021 müssen Krankenhäuser nachweisen, dass sie vorgegebene Strukturmerkmale einhalten, bevor sie im Folgejahr bestimmte Leistungen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abrechnen können. Die Einhaltung der jeweiligen Strukturmerkmale wird durch den Medizinischen Dienst (MD) begutachtet und bescheinigt. Die Grundlage für die Begutachtung ist die Richtlinie „Regelmäßige Begutachtungen zur Einhaltung von Strukturmerkmalen von OPS-Kodes nach § 275d SGB V (StrOPS-RL)“.
Im Operationen- und Prozeduren Katalog (OPS-Katalog) veröffentlicht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) jährlich die für den jeweiligen OPS zu prüfenden Strukturmerkmale. Diese umfassen insbesondere technische, organisatorische und personelle Voraussetzungen.
Qualitätskontrollen gemäß MD-Qualitätskontroll-Richtlinie ( MD-QK-RL)
Mit Einführung des Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) im Jahre 2015 wurde die Möglichkeit von Qualitätskontrollen in zugelassenen Krankenhäusern geschaffen. Die Richtlinie Qualitätskontrollen des Medizinischen Dienstes regelt die Einzelheiten der Kontrollen. Grundsätzlich kann hier zwischen drei Kontrollarten unterschieden werden:
- Anlassbezogene Kontrolle
- Anhaltspunktbezogene Kontrolle
- Stichprobenartige Kontrolle
Die Kontrollen werden vom MD des jeweiligen Bundeslands durchgeführt. Dieser prüft die Einhaltung von Qualitätsanforderungen, welche durch den G-BA in den jeweiligen Richtlinien festgelegt werden.
Derzeit umfasst die MD-QK-RL folgende Leistungsbereiche:
- Früh- und Reifgeborene – QFR-RL
- Bauchaortenaneurysma – QBAA-RL
- minimalinvasiven Herzklappeninterventionen – MHI-RL
- Kinderherzchirurgie – KiHe-RL
- Kinderonkologie – KiOn-RL
- Versorgung der hüftgelenknahen Femurfraktur – QSFFx-RL
- Liposuktion bei Lipödem im Stadium III – QS-RL Liposuktion
- Maßnahmen zur Qualitätssicherung für die stationäre Versorgung mit Verfahren der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion beim schweren Lungenemphysem – QS-RL BLVR
- interstitiellen LDR -Brachytherapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom mit niedrigem Risikoprofil
- Beschluss über Maßnahmen zur Qualitätssicherung der gezielten Lungendenervierung durch Katheterablation bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung
- Beschluss über Maßnahmen zur Qualitätssicherung der allogenen Stammzelltransplantation mit In-vitro-Aufbereitung (T-Zell-Depletion über Positivanreicherung oder Negativselektion) des Transplantats bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL) und akuter myeloischer Leukämie (AML) bei Erwachsenen
- Beschluss über Maßnahmen zur Qualitätssicherung der allogenen Stammzelltransplantation bei Multiplem Myelom
Detaillierte Informationen zu den Richtlinien finden Sie unter www.g-ba.de.
Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne an uns wenden.
Christian Nyhuis
Walter-Kolb-Str. 9-11
60594 Frankfurt
Tel.: 069/96 21 68 41
Fax: 069/96 21 68 90
und
Kerstin Spruck
Walter-Kolb-Str. 9-11
60594 Frankfurt
Tel.: 069/96 21 68 43
Fax: 069/96 21 68 90