Schweriner Gespräch der Ersatzkassen: Medizinische Versorgung in der Region verlangt intelligente Lösungen und die gemeinsame Anstrengung aller Verantwortlichen

In einem waren sich alle Beteiligten am „Schweriner Gespräch der Ersatzkassen“ einig: Der demografische Wandel macht es notwendig, dass sich Landes- und Kommunalpolitik, Ärzte und Krankenkassen gemeinsam nach machbaren Lösungen für die medizinische Versorgung vor allem in den ländlichen Regionen des Landes einsetzen sollten.

„Nicht alles, was in Sachen Gesundheit in Berlin beschlossen wurde ist schlecht“, so das Fazit des vdek-Vorstandsvorsitzenden Thomas Ballast zum GKV-Finanzierungsgesetz. „Aber wir stehen angesichts der demografischen Entwicklung vor großen Herausforderungen, denen wir uns gemeinsam stellen müssen. Dazu sind auch gesetzliche strukturelle Veränderungen notwendig, die spätestens in der nächsten Legislaturperiode angegangen werden müssen.“

Der Leiter der Landesvertretung der Ersatzkassen, Karl Nagel, ergänzt: „Wir werden absehbar das Problem lösen müssen, dass für einen unter Umständen steigenden medizinischen Versorgungsbedarf weniger ärztliches und nichtärztliches Personal zur Verfügung steht. Das kann man nur durch intelligente Lösungen, die über die Standesinteressen einzelner Organisationen hinweg, ein strukturell neues Herangehen erfordert – und zwar durch tatsächliches Handeln, nicht nur durch Absichtsbekundungen.“

Das war der grundsätzliche Tenor des zweiten „Schweriner Gespräches der Ersatzkassen“, das gestern die Vertreter der Ersatzkassen mit Gesundheits- und Sozialpolitiker aus dem Bundes- und aus dem Landtag zur übergreifenden medizinischen Versorgung führten.

Angesichts der Tatsache, dass sich Mecklenburg-Vorpommern vom einst jüngsten zum nunmehr fast ältestem Bundesland entwickelte, sahen alle Beteiligten eine steigende Verantwortung der Politiker, der Kostenträger und der medizinischen Leistungserbringer miteinander zu kooperieren.

Dazu ist es notwendig, dass man unter Umständen den Menschen auch „unangenehme Wahrheiten“ sagen müsse, meinte SPD-Landtagsfraktionsvorsitzender Dr. Norbert Nieszery, wenn zukünftig z. B. nicht alle niedergelassenen Facharztstellen nachbesetzt werden können. Dafür könnte dann eine konzentrierte Versorgung in medizinischen Versorgungszentren (MVZ) erfolgen, wobei diese sinnvoller Weise durchaus an den bestehenden und bewährten 36 Krankenhäuser des Landes angesiedelt sein könnten.

Die Lücke in der dünner werdenden hausärztlichen Versorgung könnte nach Dr. Harald Terpe (MdB, Bündnis 90/Die Grünen) mit besonders qualifiziertem nichtärztlichen Personal geschlossen werden. Seine Partei hatte erst kürzlich eine Konzeption beschlossen, die viele Anregungen für eine Neustrukturierung der stationären und ambulanten Versorgung gibt.

Aus Sicht des Vorsitzenden des Gesundheits-und Sozialausschusses im Schweriner Landtag, dem FDP-Abgeordneten Ralf Grabow, könnte solch eine über Land fahrende Praxisassistentin auch soziale Aufgaben übernehmen. Dazu müsse neben dem erforderlichen grundsätzlichen Konsens und entsprechenden gesetzlichen Regelungen auch die Kooperation mit sozialen Diensten in der Region forciert werden.

Dietrich Monstadt, CDU-Gesundheitsexperte im Bundestag, schlug vor, dass mehr „Landeskinder“ Medizin studieren und diesen nach Studienabschluss auch gute Bedingungen zur Niederlassung geboten werden müssten. Dazu gehörten neben einer ordentlichen Vergütung auch andere Faktoren wie gute Wohnbedingungen, kulturelle Möglichkeiten und einen Arbeitsplatz für den Ehepartner.

Alles das, da waren sich die Teilnehmer am Schweriner Gespräch der Ersatzkassen letztlich einig, lässt sich nur bewerkstelligen, wenn man neben den Ärzten und Krankenkassen auch die Kommunalpolitiker mit ins Boot holt, denn regeln kann man nur vor Ort.

Die Landesvertretung der Ersatzkassen (vdek) wird sich dieses Themas weiter annehmen und nach dem gestrigen politischen Auftakt im nächsten Jahr in einem größeren Rahmen mit allen Entscheidungsträgern darüber diskutieren und Lösungen erarbeiten.

Pressemitteilung