Im Interview: Aloysius Söhngen

"In relativer Nähe Hilfe zu finden, ist ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge"

VG Bürgermeister Prüm Aloysius Söhngen

Aloysius Söhngen, Vorsitzender des Städte- und Gemeindebundes Rheinland-Pfalz, ...

 

... ist Volkswirt, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm und Vorsitzender des Städte- und Gemeindebundes Rheinland-Pfalz.

 

Wo liegen aktuelle und künftige Chancen bzw. Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung?

Die größte Herausforderung für die Gesundheitsversorgung liegt in der demografischen Entwicklung. Wir werden immer älter und damit steigt der Bedarf an medizinischer und pflegerischer Unterstützung; gleichzeitig nimmt die Zahl der Erwerbstätigen und Erwerbsfähigen ab. Aktuell zeigt sich dies schon beim Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Wichtig wird es, die individuelle persönliche Gesundheitsvorsorge zu verbessern – ich meine, damit privat etwas für seine Fitness zu tun. Entscheidend wird es aber sein, Fachkräfte auszubilden und zu gewinnen.

Wie ist die aktuelle Situation der Gesundheitsversorgung in Prüm und der Westeifel? Sind das Land oder der Bund manchmal zu weit von Ihren Bedürfnissen entfernt?

Vom Grundsatz her haben wir im Moment eine angemessene Versorgung - mit den Problemen, die sich allerorten stellen. Wir verfügen über ein Krankenhaus der Grundversorgung mit Sicherstellungsauftrag. Im hausärztlichen und fachärztlichen Bereich stellen sich regelmäßig Probleme, wenn es gilt, Stellen neu zu besetzen. Bewährt hat sich im hausärztlichen Bereich die Bildung von größeren Gemeinschaftspraxen, in denen junge und erfahrene Ärzte gemeinsam arbeiten. Pflegepersonal zu finden wird zunehmend schwieriger; für viele ist Luxemburg finanziell sehr attraktiv.

Gesundheitsvorsorge ist auch ein Standort- und Wirtschaftsfaktor. Was machen Sie in der VG Prüm, um die Gesundheitsversorgung zu sichern?

Dies ist formal keine Aufgabe von Verbandsgemeinden. Konkret unterstützen wir aber insbesondere die Entwicklung des Krankenhauses. Und auch bei der Besetzung von Arztstellen versuchen wir zu helfen.

Man kann sicher einiges vor Ort regeln, aber wo brauchen Kommunen Unterstützung?

Kommunen können nur unterstützend tätig sein. Wünschen würde ich mir mehr Unterstützung durch die kassenärztliche Vereinigung. Hier bräuchte es dringend einer Anpassung des Honorarsystems, damit es attraktiver wird sich auch auf dem Land niederzulassen; dies gilt sowohl für die fachärztlichen als auch für den hausärztlichen Bereich.

Notfallversorgung ist eine kommunale Aufgabe, wie steht es um die Notfallversorgung in Prüm?

Die Notfallversorgung ist im Kreis Bitburg-Prüm gut geregelt. Das DRK hat Rettungswachen so eingerichtet, dass die Einsatzzeitvorgaben fast überall eingehalten werden. Die KV hat am Krankenhaus eine Bereitschaftsdienstzentrale eingerichtet und seitens des Krankenhauses existiert eine Notfallambulanz - eine, wie ich meine gut funktionierende Arbeitsteilung.

Wie erleben die Menschen vor Ort die aktuelle Situation bei Gesundheit und Pflege? Was sollten wir hier anders machen und was sind die politischen Konsequenzen?

Gesundheit ist für die meisten Menschen das höchste Gut. Im Krankheitsfall in relativer Nähe Hilfe zu finden, ist ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge. Dies wird in Gesprächen mit der Bürgerschaft immer wieder deutlich. Wir erleben es aber auch immer wieder, wenn über Krankenhausschließungen und ähnliches diskutiert wird. Politik muss hierauf ihr besonderes Augenmerk richten.

 

  1. Ersatzkassenforum 2023 RLP-SL: Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, stellt die Vorschläge der Ersatzkassen für eine moderne Gesundheitsversorgung vor.
    Ersatzkassenforum der Landesvertretungen Rheinland-Pfalz und Saarland

    Stadt, Land, Dorf – wie gelingt eine gute zukünftige Gesundheitsversorgung?

    Moderne, bezahlbare und zukunftsfeste Strukturen in der Gesundheitsversorgung und in der Pflege – das ist etwas, was wir uns alle wünschen und unter dem doch jeder etwas anderes versteht. Dass Strukturen angepasst werden müssen, ist angesichts des demografischen Wandels, dem Mangel an Fachkräften und knapper finanzieller Ressourcen mittlerweile unstrittig. Aber wie kann das gelingen in Stadt, Land und Dorf? Und wo bleibt bei allen Überlegungen eigentlich die Patientin bzw. der Patient? » Lesen