Gewalt in der Pflege darf nicht länger ein Tabuthema sein

Gewalt in der Pflege ist in weiten Teilen immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema, über das wenig gesprochen wird. Aber wo beginnt Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen? Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Unterstützung und Pflege, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen.

Machen sich Pflegende im oft stressigen und anstrengenden Arbeitsalltag ausreichend bewusst, dass Pflegebedürftige von ihnen weitestgehend abhängig sind? Begegnen Pflegende den ihnen anvertrauten Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe?

Es ist schwierig, Gewalt als solche aufzudecken, da die meisten Betroffenen sich schämen oder Angst haben. Gewalt hat eher selten eine körperliche Dimension, sondern äußert sich oft subtiler.

Um hier die notwendige Sensibilität zu stärken und das Thema offen anzugehen, haben die Diakonie Stadtmission Dresden und die Ersatzkassen in Sachsen ein Präventionsvorhaben zur „Prävention von Gewalt“ in vollstationären Pflegeeinrichtungen entwickelt. Das Projekt wird in zwei Pflegeheimen in Dresden-Bühlau und Ottendorf-Okrilla umgesetzt. Das Pflegepersonal soll durch das entwickelte Präventionskonzept eigenes Handeln hinterfragen und mit dem bisherigen stark verbundenen körperbezogenen Verständnis von Pflege brechen. Dadurch soll eine konsequent personenzentrierte, respektvolle und gewaltfreie Pflege ermöglicht werden.

„Wir wollen unsere Strukturen und Prozesse auf den Prüfstand stellen, um so den Bewohnern ein würdevolles Leben in unseren Heimen zu ermöglichen. Wir möchten so pflegen, wie wir selbst einmal gepflegt werden möchten und uns Achtung und Respekt auch vor schwer dementen Menschen bewahren. Gewalt darf in unseren Einrichtungen kein Tabuthema sein.“ sagt Prof. Dr. Kathrin Engel von der Diakonie Stadtmission Dresden.   

Silke Heinke, Leiterin der Landesvertretung Sachsen des Verbandes der Ersatzkassen e.V. betonte: „Über Gewalt in der Pflege darf nicht länger der Mantel des Schweigens liegen. Wir freuen uns, dass wir mit der Diakonie Stadtmission Dresden einen engagierten Partner gefunden haben, der sich diesem wichtigen gesellschaftlichen Thema gemeinsam mit den Ersatzkassen stellt. Wir erhoffen uns wichtige Erkenntnisse, die die Qualität in der Pflege steigern und zukünftig sich in der Fläche verbreiten.“

Hintergrund:

Mit dem Modellprojekt setzen die Ersatzkassen und der vdek ein Ziel des Präventionsgesetzes von 2015 um. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass die Pflegekassen den Pflegeeinrichtungen Angebote zur Gesundheitsförderung unterbreiten und sie bei der Umsetzung der Maßnahmen unterstützen.

Kontakt

Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen

Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com