Pflegeheimkosten

Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige in der stationären Pflege erneut stark gestiegen

Die Kosten, die Pflegebedürftige in Sachsen für die Versorgung im Pflegeheim aufbringen mussten, sind in den vergangenen Monaten erneut stark angestiegen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) mit Zahlen vom 01.07.2023.

Eigenanteile steigen vor allem bei den pflegerischen Kosten

Die höchsten Mehrkosten im Vergleich zum Vorjahr haben Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Aufenthalts: Hier stiegen die Kosten auf durchschnittlich 2.387 Euro Eigenbeteiligung im Monat, 460 Euro mehr als im Vorjahr. Pflegebedürftige, die länger als zwölf Monate im Heim verbrachten, mussten durchschnittlich 2.129 Euro im Monat (plus 384 Euro) zuzahlen. Wer mehr als zwei Jahre im Pflegeheim versorgt wurde, musste 1.871 Euro monatlich (plus 308 Euro) aufbringen, und Pflegebedürftige mit einer Aufenthaltsdauer über drei Jahre zahlten 1.548 Euro im Monat (plus 213 Euro).

Der Hauptanstieg – plus 42 Prozent - ist in Sachsen bei den pflegerischen Kosten (sog. EEE – Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil) festzustellen. Und dies, obwohl die Pflegebedürftigen seit Anfang des Jahres 2022 durch eine gesetzliche Neuregelung dahingehend deutlich entlastet werden. Seitdem beteiligen sich die Pflegekassen mit einem nach Aufenthaltsdauer gestaffelten Leistungszuschlag von fünf bis 70 Prozent an den Pflegekosten. Sie stellten hierfür in 2022 im gesamten Bundesgebiet eine Gesamtsumme in Höhe von rund 3,4 Milliarden Euro zur Verfügung – im laufenden Jahr werden es wohl über 4 Milliarden Euro sein.

Aber auch für Unterkunft und Verpflegung mussten Pflegebedürftige in Sachsen rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr zahlen. Zum Vergleich: Über das gesamte Bundesgebiet hinweg stieg der Eigenanteil um rund 29 Prozent, die Kosten für Unterkunft und Verpflegung erhöhten sich im Durchschnitt um neun Prozent. Die pflegerischen Kosten im Freistaat Sachsen liegen mittlerweile nur noch knapp unter dem Bundesdurchschnitt; Sachsen ist das teuerste unter den neuen Bundesländern.

Bessere Entlohnung in der Pflege hat ihren Preis

Die derzeit hohe Inflationsrate, aber insbesondere die seit 01.09.2022 geltende Tarifpflicht schlagen sich weiterhin deutlich auf die Eigenbeteiligung der Pflegebedürftigen in den stationären Pflegeeinrichtungen in Sachsen nieder. Dr. Claudia Beutmann, Pressesprecherin der vdek-Landesvertretung Sachsen dazu: „Viele beruflich Pflegende in Sachsen profitieren inzwischen von deutlich höheren Löhnen, da nun alle Pflegeeinrichtungen gesetzlich verpflichtet sind, entsprechend eines Tarifs oder des durchschnittlichen regionalen Entgeltniveaus zu vergüten. Die hierdurch entstehenden finanziellen Mehrbelastungen für die Pflegebedürftigen in sächsischen Pflegeeinrichtungen werden durch die Leistungszuschläge der gesetzlichen Pflegeversicherung nur zum Teil kompensiert. Denn die gestiegenen Personalkosten werden eins zu eins in den Pflegesatz eingepreist. Vor dem Hintergrund der aktuellen Tarifentwicklung und der seit 01.07.2023 umzusetzenden neuen Personalbemessung in der Pflege ist davon auszugehen, dass der EEE bis zum Jahresende weiter ansteigt.“

Bundesländer zu Investitionskostenübernahme verpflichten

„Wir unterstützen die Maßnahmen für eine faire Bezahlung des Pflegepersonals und die Sicherstellung einer angemessenen Personaldecke in Pflegeheimen“, sagte Dr. Jörg Meyers-Middendorf, Vertreter des vdek-Vorstandes. „Es kann aber nicht sein, dass die stetig steigenden Kosten zum Großteil von den Pflegebedürftigen geschultert werden müssen. Wenn der Aufenthalt im Pflegeheim von immer mehr Menschen nicht mehr bezahlt werden kann, läuft etwas gründlich schief.“ Die durch das Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz ab 01.01.2024 geltende Erhöhung der Zuschläge durch die Pflegekassen dürften den Trend nur kurzfristig abmildern, so Meyers-Middendorf weiter. „Es braucht zeitnah eine Lösung zur nachhaltigen Entlastung der Pflegebedürftigen, die nicht allein auf dem Rücken der Beitragszahlenden lastet. Dazu gehört es, die Bundesländer endlich zur Übernahme der Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen zu verpflichten. Das würde die Pflegebedürftigen ad hoc um – im Bundesdurchschnitt – 477 Euro pro Monat entlasten.”

Informationsportal zu Pflegeangeboten

Der vdek-Pflegelotse (www.pflegelotse.de) bietet als Onlineportal Hilfe bei der Suche nach einer passenden Pflegeeinrichtung. Neben Angaben zu Lage, Größe und einer aktuellen Preisübersicht sind hier vor allem Informationen über die Qualität der Angebote abruf- und vergleichbar. Grundlage sind die Qualitätsprüfungen der Medizinischen Dienste und des Prüfdienstes der privaten Krankenversicherungen. Bundesweit sind rund 15.000 stationäre Pflegeeinrichtungen und 16.000 ambulante Pflegedienste im Pflegelotsen erfasst. Die Daten werden laufend aktualisiert. Darüber hinaus informiert der Pflegelotse über Angebote zur Unterstützung im Alltag wie Betreuungsangebote und Hilfen im Haushalt. Der vdek-Pflegelotse ist unabhängig, werbefrei, kostenlos und besonders barrierearm.

Finanzielle Belastung einer/eines Pflegebedürftigen in der stationären Pflege in Sachsen

Kontakt

Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen

Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com