Drei Jahre lang konnte die Stadt Leipzig dank der Förderung des GKV-Bündnisses für Gesundheit in Sachsen fünf ausgewählte Quartiere mit besonderem Handlungsbedarf intensiv begleiten und gemeinsam mit den Akteuren vor Ort maßgeschneiderte Gesundheitsprojekte planen und umsetzen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Durch 46 Projekte, die mit 111 beteiligten Einrichtungen umgesetzt wurden, konnten fast 19.000 Menschen erreicht werden.
Individuelle Lösungen für benachteiligte Quartiere
Es ist kein Geheimnis: Auch in Leipzig gibt es Quartiere, in denen die sozialen, wirtschaftlichen und auch gesundheitlichen Problemlagen deutlich größer sind, als in der Gesamtstadt. Genau hier sollte die Förderung „Gesundheit im Quartier“ ansetzen. Jedes dieser Quartiere erhielt pro Jahr ein Budget von 8.000 €, um damit je nach akuten Problemlagen vor Ort passende Gesundheitsprojekte ins Leben zu rufen und umsetzen zu können. Fachlich begleitet wurde dieser Prozess durch Dorothea Wels und Dr. Ulrike Leistner vom Gesundheitsamt. Sie organisierten zusammen mit den Quartiersmanagements vor Ort Gesundheitsnetzwerke, ließen abstimmen, welche Probleme Priorität haben sollten, und holten wo nötig noch weitere verantwortliche Fachämter oder geeignete Kooperationspartner mit ins Boot. Darüber hinaus halfen sie mit passgenauen Lösungsansätze in 30 Prozent aller Projekte weitere Fördermittel zu finden und packten zur Not bei der Umsetzung auch mal selbst mit an. „Einfach nur einen Fördertopf zur Verfügung zu stellen, greift gerade in Quartieren mit den höchsten Gesundheitsbedarfen viel zu kurz. Die Fachkräfte in den Einrichtungen vor Ort haben schon alle Hände voll mit ihrem extrem herausfordernden Arbeitsalltag zu tun. Damit die eingesetzten Präventionsgelder nachhaltig Wirkung zeigen und dauerhafte Vernetzungen im Quartier stattfinden können, braucht es individuelle Lösungen und keine Projekte von der Stange. Das ist zwar wirklich aufwendig, aber der Erfolg bestätigt uns in diesem Ansatz“, so Dr. Leistner.
Von der Kita bis zum Jugendclub: Gesundheitsförderung beginnt im Quartier
Umgesetzt wurden 35 einrichtungsbezogene Mikroprojekte vor allem in Kitas, Schulen und Jugendclubs. Häufige Themen waren hier mentale Gesundheit und Stressbewältigung. Zusätzlich konnten noch elf anspruchsvolle Schwerpunktprojekte verwirklicht werden, bei denen sich mehrere Einrichtungen aus einem Quartier zusammengeschlossen haben, um ein größeres Gesundheitsproblem im Quartier gemeinsam anzupacken. So haben sich zum Beispiel im Rahmen von „Grünau kocht!“ drei Jugendclubs, ein Familienzentrum und ein Nachbarschaftstreff für Ältere zusammengetan, um gemeinsam ein Zeichen für gesunde Ernährung und sozialen Zusammenhalt zu setzen. Denn immer mehr Kinder und Jugendliche kamen hungrig in die Treffs, weil sie tagsüber noch nichts Richtiges gegessen hatten. Alle Einrichtungen haben ein gesundes Kochangebot zusammen mit ihren kleinen oder großen Besuchern geschaffen und wurden dabei durch einen Ernährungsberater begleitet. Jugendclubleiter Christian Fuchs dazu: „Durch die Unterstützung der Koordinierungsstelle haben wir nicht nur die sogenannte „Finanzspritze“ erhalten. Vielmehr hatten wir zu jeder Zeit eine Ansprechperson, konnten unsere Fragen und Vorschläge äußern und hatten eine großartige Hilfe in der Umsetzung unseres Ernährungsprojektes. Durch eine Ernährungsberaterin, die mit unseren Besuchenden verschiedene leckere Mahlzeiten kochte, haben die Kinder und Jugendliche sowie die Fachkräfte auf praktische und einfache Weise lernen und erfahren können, wie schnell und vor allem einfach eine gesunde Ernährung umgesetzt werden kann.“ Die Lieblingsrezepte von Schwarzkohlchips über pinke Rote-Bete-Pasta bis hin zum bombigen Bohnenburger haben überrascht und wurden mit allen Einrichtungen geteilt. Damit nach Projektende weiterhin jede Woche frische Lebensmittel im Kochtopf landen, wurde in Kooperation mit der Bürgerstiftung die Spendenkampagne ZU TISCH! ins Leben gerufen und Kooperationen mit solidarischen Landwirtschaften und foodsharing geknüpft.
Jugendclub-Mitarbeitende im Leipziger Westen wurden darin geschult, junge Menschen im gesunden Umgang mit Konflikten und Emotionen zu stärken. Und in Mockau zeigen nun Bewegungskänguru, Kulturraben und Erdmännchentreffs im neuen Kinderstadtplan den Kleinsten, wo seit Neustem in ihrem Quartier etwas für wenig Geld los ist, denn Freizeitangebote fehlten hier am meisten.
Gute Ansätze weiterführen, neue Herausforderungen anpacken
Viele akute Gesundheitsthemen in den Quartieren konnten durch das Projekt gut gelöst und so ein entscheidender Beitrag zur gesundheitlichen Chancengerechtigkeit geleistet werden. Doch Quartiere sind keine Versuchslabore, in denen die Außenwelt abgeschottet werden kann. Gerade dort, wo sich Problemlagen häufen, sind die Bewohner durch neue, aktuelle Krisen besonders stark betroffen. Hier wegzuschauen, wäre unverantwortlich. „Darum freut es uns umso mehr, dass die Förderung „Gesundheit im Quartier in Leipzig“ in die Verlängerung gehen darf“ erklärt Dorothea Wels vom Gesundheitsamt, „und dieser gute eingeschlagene Weg mit den Quartieren weiter zusammen beschritten wird.“
Jenny Müller, Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft „GKV-Bündnis für Gesundheit in Sachen“, unterstreicht die Bedeutung der bisherigen Arbeit: „Mit 46 Projekten und über 19.000 erreichten Menschen in nur drei Jahren zeigt Leipzig eindrucksvoll, wie Gesundheitsförderung im Quartier wirkt. Nachhaltige Vernetzung, engagierte Partner und der Aufbau dauerhafter Strukturen sind entscheidend für den Erfolg. Wir freuen uns, diesen erfolgreichen Weg gemeinsam mit Leipzig weiterzugehen und die nachhaltige Verankerung und langfristige Verstetigung der geförderten Mikroprojekte dauerhaft zu stärken.“
Über das GKV-Bündnis für Gesundheit in Sachsen:
Das GKV-Bündnis für Gesundheit in Sachsen ist eine gemeinsame Initiative der gesetzlichen Krankenkassen zur Förderung der Gesundheit und Prävention in sächsischen Kommunen. Es unterstützt Projekte, die auf die Verbesserung der Lebensqualität ausgerichtet sind und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung kommunaler Gesundheitsförderung.
Kontakt
Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen
Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com