"Gespräche am Wasser" der vdek-Landesvertretung

"Mehr Mut in der Pflege!"

Die Soziale Pflegeversicherung besteht seit 30 Jahren und steht jetzt vor den größten Herausforderungen seit ihrer Gründung. Das nahm der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) zum Anlass, auf den traditionellen „Gesprächen am Wasser“ der vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein zur Kieler Woche über die Zukunft der Pflege zu diskutieren. Dazu waren rund 70 Experten in den Sell-Speicher an der Kieler Förde gekommen: aus dem Sozialministerium, Praktiker aus verschiedenen Bereichen der Pflege sowie Vertreter der Krankenkassen und andere Akteure aus dem Gesundheitswesen.

Mit 30 Jahren ist die Pflegeversicherung der „Youngster“ in der Sozialversicherung – und gleichzeitig eine der wichtigsten sozialen Errungenschaften in der Geschichte der Bundesrepublik. Auf den „Gesprächen am Wasser“ herrschte Einigkeit, dass eine große Reform unumgänglich ist, um das System zukunftssicher aufzustellen. Das betrifft sowohl die Finanzierung als auch die Struktur der Pflegeversicherung.

Finanzielle Stabilität dauerhaft sicherstellen

Die Pflegesicherung schreibt seit Jahren rote Zahlen. Allein 2024 lag das Defizit bei mehr als 1,5 Milliarden Euro. Deshalb sind sowohl Sofortmaßnahmen als auch langfristige Reformen nötig. Der vdek fordert, dass versicherungsfremde Leistungen aus Steuermitteln finanziert werden. Dazu gehören u. a. die Rückzahlung der Gelder zur Finanzierung der Corona-Maßnahmen und die dauerhafte Übernahme der Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige. „Diese beiden Maßnahmen hätten zusammen einen Effekt von etwa zehn Milliarden Euro“, erklärt Claudia Straub, die Leiterin der vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein. „Dieses Geld würde der Pflegeversicherung Luft verschaffen, um grundlegende strukturelle Reformen anzugehen.“

Strukturen durch Bürokratieabbau, Digitalisierung, Vernetzung verbessern

Die neue Bundesregierung hat eine große Pflegereform angekündigt. Aus Sicht des vdek ist es an der Zeit, Pflege neu zu denken, um die bestehenden Herausforderungen zu bewältigen. „Gute Pflege lebt von den Menschen, die diese Arbeit leisten. Deshalb ist es ganz wichtig, die Arbeitsbedingungen in der Pflege weiter zu verbessern“, betont Claudia Straub. Dazu gehört ein Abbau der ausgeuferten Bürokratie genauso wie die umfangreichere Nutzung der Möglichkeiten, die die Digitalisierung bieten. Das wird auch die bessere Vernetzung der Akteure erleichtern. Außerdem muss der Leistungskatalog der Pflegeversicherung weiterentwickelt werden. Derzeit gibt es teilweise konkurrierende Leistungsangebote, die man künftig zusammenführen könnte. „Und es fehlt in den Strukturen die Flexibilität, die Pflegebedürftige und Leistungsanbieter benötigen, um in bestimmten Situationen auch kurzfristig die Versorgung sicherzustellen. Das muss sich ändern!“ fordert die vdek-Landeschefin.

Fazit: „Wir brauchen mehr Mut in der Pflege“

Übereinstimmend sagten alle Teilnehmer der Veranstaltung: Wir brauchen mehr Mut! Das gelte im Kleinen, wo man Neues einfach auch mal ausprobieren müsse – auch mit dem Risiko, dass es am Ende vielleicht nicht so funktioniere wie gedacht. Das gelte aber vor allem für die Politik in Berlin, die sich bei der angekündigten Pflegereform trauen müsse, „groß zu denken“, damit die Pflegeversicherung auch in Zukunft Hilfe und Unterstützung leisten kann, wenn sie gebraucht wird.

Mit dem Maßnahmenpaket des Landespflegeausschusses hat Schleswig-Holstein einen wichtigen und mutigen ersten Schritt gemacht. Der Norden geht voran, ohne auf den Bund zu warten. Das Paket umfasst rund 30 kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegesituation, die auf Landesebene umgesetzt werden können.

Kontakt

Florian Unger
Pressesprecher
vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein
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Fax: 04 31 / 9 74 41 - 23
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