vdek: "Pflegestärkungsgesetze sind richtungsweisende Meilensteine"

Qualität, Quantität, Quote - pflegerische Versorgung in Baden-Württemberg von morgen: sicher, flächendeckend, kompetent!?

Die Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg hatte mit ihrer Vorsitzenden Eva-Maria Armbruster am 21. Oktober 2015 im Beisein von Landtagspräsident Wilfried Klenk (CDU) und Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) Frank Winkler vom Verband der Ersatzkassen (vdek) auf das Podium ihres 4. Expertenkongresses eingeladen.

Zweifelsohne wächst der Bedarf an Pflege und an qualifiziertem Pflegepersonal. Die bisherige Vorstellung einer allumfassenden Pflege und Betreuung allein durch Pflegefachkräfte ist jedoch nicht zukunftsträchtig. Angesichts der rasanten Entwicklungen ist eine überlegte Weichenstellung für zukünftige Pflegekonzepte erforderlich. Die Durchlässigkeit der Gesundheitsberufe ist ein Muss. Das zukunftsorientierte Paradigma der Langzeitpflege lautet Teilhabe und Sorge: Soviel Normalität und so viel Teilhabe wie möglich soll in der Lebensgestaltung der auf Pflege angewiesenen Menschen integriert werden. Für die Weiterentwicklung der Versorgung pflegebedürftiger Menschen heißt das – so die Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg – im multiprofessionellen Pflegemix sowie im Profi-Bürger-Mix Konzepte in der Häuslichkeit weiter zu entwickeln. Für Wohngemeinschaften und für teil- und vollstationäre Pflegesettings gilt dies ebenso. Gefragt sind eine hohe pflegerische Expertise und Offenheit und Flexibilität aller dafür Verantwortlichen.

Frank Winkler vom Verband der Ersatzkassen (vdek) machte für Baden-Württemberg noch einmal deutlich, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von rund 246.000 im Jahr 2009 auf ca. 353.000 im Jahr 2030 steigen wird. Hierauf müssen alle verantwortlichen Gesellschaftsakteure vorbereitet sein. Er wies außerdem auf die Rahmenbedingungen für die Zukunft hin, die eine steigende Anzahl Pflegebedürftiger und Leistungsempfänger in der Pflegeversicherung mit sich bringen wird. Die Zahl der Beitragszahler wird sinken. Das familiäre Pflegepotential wird weiter abnehmen. Hinzu kommt Multimorbidität im Alter, so dass „Alter“ auch professionelle Pflege benötigt. Der Bedarf an Pflegepersonal wird von 2009 auf 2030 um 54.000 Pflegekräfte allein für Baden-Württemberg steigen. Der Mehrbedarf, so Frank Winkler in seiner Analyse, wird regional unterschiedlich sein.

Was bisher getan wurde

Mit der Verabschiedung des Pflegestärkungsgesetzes I (PSG I) und Pflegestärkungsgesetz II (PSG II) werden die Beiträge für die Pflegeversicherung in zwei Schritten um insgesamt 0,5 Beitragssatzpunkte angehoben. Dieses Geld kommt der Pflege zu Gute. 0,1 Beitragssatzpunkte entsprechen ca. 1,2 Milliarden Euro. Erreicht wurde bisher eine Entlastung der Angehörigen durch eine verbesserte Kombination von Verhinderungs- und Kurzzeitpflege. Die Leistungen für Tages- und Nachtpflege wurden ausgebaut. Niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote wurden finanziell gestärkt. Beide Pflegestärkungsgesetze sind Meilensteine und werden vom vdek insgesamt positiv bewertet. Das Zweite Pflegestärkungsgesetz (PSG II) ist ein entscheidender Beitrag zu mehr Gerechtigkeit in der Pflegeversicherung. Die Reform wird die Situation von demenzerkrankten Pflegebedürftigen erheblich verbessern. Die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs mit einem neuen Begutachtungsverfahren für den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) sowie die Ablösung der drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade seien die wichtigsten pflegepolitischen Maßnahmen seit vielen Jahren. „In Anbetracht der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft sind dies Schritte in die richtige Richtung.“, so Frank Winkler.

Außerdem begrüßt er den Qualitätsparameter Prävention. Danach ist im Präventionsgesetz geregelt, dass die Pflegeversicherung einen finanziellen Beitrag zur Prävention zu leisten hat. „Für die Zukunft wird es nicht mehr so viele stationäre Pflegeeinrichtungen geben. Hier lautet das Stichwort Umfeldorganisation im Zuge der Vernetzung aller relevanten gesellschaftlichen Akteure. Das Land, die Kommunen und die Krankenkassen müssen noch stärker zusammenarbeiten, um das Wohnen im häuslichen Umfeld möglich zu machen. Der Unterstützungsbedarf wird insgesamt zunehmen, so beim Einkaufen, Essen und bei einer ausreichenden ambulanten Pflege. Hier wird es zukünftig noch mehr Angebote geben. Auch die Technisierung wird im Pflegealltag Einzug halten. Die nächste Generation in der Pflege ist mit dem Computer groß geworden. Noch stärker wird man für die Zukunft auf die Vereinbarung von Familie, Pflege und Beruf achten. Unterstützungsgeld sowie die Reduktion der Arbeitszeit werden weiter Einzug halten.“

Kontakt

Frank Winkler
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Landesvertretung Baden-Württemberg

Tel.: 07 11 / 2 39 54 - 19
E-Mail: frank.winkler@vdek.com