Pressekonferenz über Auswirkungen klimabedingter Gesundheitsgefährdungen

Modellprojekt Mannheim und Singen: Wie Städte und Gemeinden zu einer gesunden Kommune entwickelt und befähigt werden können

Wie wirkt sich der Trend zu mehr Flächenversiegelung auf die Gesundheit der Menschen in Deutschland aus? Wie zeigen sich konkrete Auswirkungen klimabedingter Gesundheitsgefährdungen? Dies und anderes diskutierten das GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg und die Deutsche Umwelthilfe mit Medienvertretern aus ganz Deutschland.

Frank Winkler, Stellvertretender Leiter der vdek-Landesvertretung Baden-Württemberg für das GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg, in der Pressekonferenz: „Die Auswirkungen klimabedingter Gesundheitsgefährdungen können mit Beispielen ganz praktisch benannt werden: Hitzeerkrankungen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine schlechtere Immunabwehr, Hitzekollaps, Aggressivität durch vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen sind deutliche Anzeichen. Die Zunahme an UV-Strahlung erhöht das Hautkrebsrisiko. Die Zunahme von Allergien aufgrund der Verbreitung allergieauslösender Pflanzen, u.a. der Ambrosia, ist manifest. Das Risiko für psychische Erkrankungen (steigende Zahlen gerade bei jungen Menschen) steigt in möglichen Ausprägungen, wie Angststörung, Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Luftschadstoffe können Erkrankungen der Atemwege wie Asthma und COPD sowie Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems (mit-)verursachen. Krankheitserreger durch wärmeliebende Vektoren, wie Stechmücken oder Zecken können leicht übertragen werden, weil sie ein entsprechendes Klima vorfinden.“

Konkrete Lösungsansätze für mehr Klimaschutz und Gesundheitsförderung

„Konkrete Lösungsansätze für mehr Klimaschutz und Gesundheitsförderung versprechen wir, das GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg und die Deutsche Umwelthilfe (DUH), uns mit zwei Modellstädten. Unser Modellprojekt „Gesund unterwegs im Stadtquartier – Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen gesünder, vielfältiger und grüner machen“, soll dazu einen Beitrag leisten.“, so Winkler für das GKV-Bündnis weiter.

Es geht um die Entwicklung und Befähigung zur gesunden Kommune. Es geht um praktische und „sichtbare“ Umsetzungen. Es geht um den Schulweg von zu Hause in die Schule und um sichtbare gesundheitsförderliche und umweltgerechte Veränderungen der Verhältnisse, der Umgebung. Im besten Falle um Entsiegelung. Dies gelingt nur mit Gesundheit in allen Politikfeldern, Health in all policies, Partizipation und Empowerment.

In den Städten Singen und Mannheim sollen ausgehend von jeweils zwei Schulen in benachteiligten Quartieren Strukturen, Prozesse und Maßnahmen auf eine gleichermaßen umwelt- und gesundheitsförderliche Stadtentwicklung ausgerichtet werden. Unter Beteiligung (Partizipation) insbesondere von Schülerinnen und Schülern sowie weiteren Akteuren im Quartier sollen mit Blick auf die Lebenswelt (kommunales Setting) von Kindern und Jugendlichen möglichst hohe präventive und gesundheitsfördernde Effekte erzielt werden – bei gleichzeitiger ökologischer Aufwertung der ausgewählten Quartiere unter den Gesichtspunkten Klimaschutz, Klimawandel-Anpassung, Stadtnatur und Biodiversität.
Hierzu bedarf es zunächst einer Bestandsaufnahme: Neben der datengestützten Erfassung und Bewertung der Belastungssituation der Zielgruppe und des Quartiers (Gesundheitsdaten, Lärm, Luft, Unfälle, Hitze u.a.) werden Schülerinnen und Schüler etwa durch Wahrnehmungsspaziergänge ihr Umfeld bewusst erleben und bewerten.

Praxisorientierter Nutzen wird über Teilhabe gemeinsam entwickelt. Wie sehen die Schulhöfe aus? Bieten sie Grün, Schatten, anstiftende Räume für Spiel und Erholung? Gibt es einladende und sichere Wege, um zu Fuß zur Schule zu gehen? Welche Rolle spielt das Grün im Quartier in Bezug auf Erholung und Aufenthaltsqualität und Hitzeschutz? Wer muss hier ebenso in die Verantwortung genommen werden? Zur weiter gefassten qualitativen Bewertung des Quartiers durch kommunale Ämter, Bürgerinnen und Bürger, Vereine und die Bewohnerschaft kommt der „Stadt-Raum-Monitor“ des Landesgesundheitsamtes zum Einsatz.
Auf der Ebene der beiden Kommunalverwaltungen wird die sinnvolle Verzahnung von Gesundheitsförderung, Umweltvorsorge und Klimaanpassung und die dafür notwendige ressortübergreifende Herangehensweise unterstützt (Health in all policies). Dafür sind Austausch, Qualifizierungs- und Peer-Learning-Formate vorgesehen, die Sensibilität und Kompetenzen stärken und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen.
Bausteine wie etwa der Gesundheitsschutz gegenüber hitzebedingten Risikofaktoren oder Informationen und anstiftende Maßnahmen zur gesundheitsförderlichen sowie umwelt- und klimafreundlichem Bewegungsverhalten wird zusammen mit den Beteiligten erstellt und entwickelt. Dabei sichern Beteiligungsfahrpläne die Einbindung aller relevanten Akteure, textliche und kartographische Quartiersinventuren geben den Beteiligten Orientierungshilfen, Steckbriefe der partizipativ entwickelten Maßnahmen dienen der Priorisierung und Budgetierung durch die beiden Städte. Die entwickelten Maßnahmen sollen schon in einer frühen Phase Veränderungen sichtbar und erlebbar machen und abgestuft nach ihrer zeitlichen Realisierbarkeit als kommunales Handlungskonzept von den politischen Gremien in Singen und Mannheim beschlossen werden.
Kommunale Projektkoordinatoren und ressortübergreifende Lenkungsgruppen, ein projektbegleitender Fachbeirat sowie eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation gewährleisten eine stringente und fachlich breit abgestützte Umsetzung. Hierbei geht es auch um Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung.

Die Vorgehensweise im Projekt, die wichtigsten Ergebnisse sowie die Inhalte des Lern- und Qualifizierungsprozesses werden in einem praxisorientierten Leitfaden zur Übertragung auf andere Kommunen in Baden-Württemberg aufbereitet und auf einer landesweiten Fachtagung präsentiert. Die Öffentlichkeitsarbeit richtet sich an eine große Anzahl unterschiedlicher Zielgruppen sowie Verbände, Kommunen und Initiativen und soll insbesondere zur Verbreitung der im Projekt angewandten Methoden und erzielten Ergebnisse das relevante Fachpublikum auf kommunaler Ebene und Landesebene adressieren.

Unser gemeinsames Modellprojekt finden Sie hier:

https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/zu-viel-grau-zu-wenig-gruen-viele-deutsche-staedte-fallen-durch-im-ersten-hitze-check-der-deutschen/

Hier können Sie die aufgezeichnete PK nachverfolgen:

https://us02web.zoom.us/rec/share/Lbicg7q-SuWWBKD_KLAknXNeuTr6hbpyivbyR_CrYcH22WzCNljzD25yHPFu4V7Y.bD-83PJ7szJCWHOe 
Kenncode:   

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Kontakt

Frank Winkler
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Landesvertretung Baden-Württemberg

Tel.: 07 11 / 2 39 54 - 19
E-Mail: frank.winkler@vdek.com