Nachdem der Leiter der Landesvertretung Bremen des vdek, Herr Barenborg, die Gäste begrüßt und auf das Thema eingestimmt hat, übernahm Frau Senatorin Bernhard das Wort. Sie verwies in ihrer Keynote darauf, dass exorbitante Veränderungen in der stationären Versorgung bevorstehen und dass die Probleme nicht gelöst werden, "…wenn wir uns nicht auf unsere Hintern setzen und sehen, was wir gemeinsam hinkriegen." Dabei betonte sie, dass sie in diesem Prozess für alle Krankenhäuser stehe und nicht GeNo-Senatorin sei.
Derzeit werde in der senatorischen Behörde ein Zielplanungs-Papier erarbeitet mit der klaren Fragestellung "Was braucht Bremen?". Denn kein Krankenhaus sei ein Selbstzweck. "Wir müssen die Versorgung der Patienten im Blick haben", so die Senatorin.
Mehr Kompetenz in die Pflege
Zur Frage der Fachkräftemangels sagte die Senatorin im anschließenden Talk, dass dies nicht nur eine Frage der Anzahl des Personals sei, sondern auch der Kompetenz. Die Pflege werde unterschätzt und man habe erst gerade angefangen, sie zu akademisieren. Sie habe selten ein System erlebt, dass so hierarchisch sei, wie es in Krankenhäusern der Fall ist. Hier sei viel versäumt worden. "Die Ärzte müssen 'runterkommen und die Pflege muss mehr Selbstbewusstsein erlangen", fasste die Senatorin die Situation zusammen.
Die aktuelle Herausforderung im Kliniksektor beschrieb Herr Dr. Klingelhöfer, Direktor des Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen, mit den Worten: "Wir kommen von einem freien Markt zu einer Situation, die wir nur kooperativ lösen können und nicht im Wettbewerb."
Als Vorsitzender des Landesausschusses der Ersatzkassen wies Herr Dr. Erbe im Sinne der Versicherten darauf hin, dass das Thema Qualität in der weiteren Planung hochwichtig ist. Zudem mache "...eine hohe Transparenz über die Leistungen von Kliniken Patienten souveräner und mündiger in ihrer Entscheidung", so Erbe.
Strukturveränderungen sind unausweichlich
Herr Prof. Schreyögg machte in seiner Keynote deutlich, dass das Ziel der nächsten Jahre sein müsse, die Personalknappheit zu bewältigen. Was die Pflege betrifft, stellte er fest, dass sie in Deutschland noch immer nicht den Status habe, den sie in anderen Ländern hat.
Ärzte gäbe es grundsätzlich genug, die Zahl der Studienplätze sei angemessen ausgeweitet worden. "Aber weder das pflegerische noch das ärztliche Personal wird für die bestehenden Strukturen ausreichen", so der Gesundheitsökonom, der damit auf die unausweichlichen Strukturveränderungen hinwies.
Viele der jungen Ärztinnen und Ärzte gingen in den stationären Bereich, da sie lieber angestellt arbeiten und nicht die volle Arbeitslast als einzelne niedergelassene Ärzte tragen wollen, führte er aus. Daher müsse auch der ambulante Sektor sich anpassen und in größeren Einheiten, wie medizinischen Versorgungszentren (nicht bettenführend), intersektoralen Zentren (bettenführend) und ähnlichen Strukturen, arbeiten.
Primärärztliche Versorgung stärken
Aus Sicht des Sachverständigenrats Gesundheit und Pflege, dessen stellvertretender Vorsitzender Schreyögg ist, sei ebenfalls die Stärkung der Primärärztlichen Versorgung von Bedeutung, um Krankenhausaufenthalte zu reduzieren und damit den stationären Sektor zu entlasten.
Im anschließenden Talk führte Herr Fischer, Referatsleiter Versorgungsplanung der Senatorischen Behörde, aus, dass Bremen bereits wohnortnahe Zentren im Bereich der ambulanten Versorgung unterstützt.
Herr Prof. Schreyögg brachte ergänzend die anstehende Reform der Notfallversorgung ins Spiel und verwies auf den "gewaltigen Impact" die diese auch in Bremen haben werde. Allein der gemeinsame Tresen von ambulanter und stationärer Notfallversorgung, der bereits in einigen Notaufnahmen bestehe, zeige, wie viele Fälle dadurch reduziert würden.
Herr Fischer kommentierte den Talk abschließend: "Wir kommen ohne ganz grundlegende Änderungen nicht weiter, sonst drehen wir uns im Kreis."
Wunsch für die Zukunft: Niedrigere Sektorengrenzen
Herr Barenborg brachte in seiner Schlussrede zum Ausdruck, was er sich für Bremen in zehn Jahren wünscht: „Dass wir auf eine besser strukturierte Gesundheitslandschaft mit niedrigeren Sektorengrenzen blicken werden, dass wir medizinische Fachberufe mit angemessener Kompetenz zur Entlastung von Ärztinnen und Ärzten haben werden und dass die Patienten besser unterstützt werden bei ihrer Orientierung im Gesundheitswesen, damit sie die Versorgung erhalten, die sie benötigen.“
Hinsichtlich der Versorgungsstrukturen im Bundesland war der Leiter der Bremer Landesvertretung des vdek zuversichtlich. „Frau Senatorin Bernhard hat bereits bewiesen, dass sie den politischen Willen hat und die notwendige Durchsetzungskraft besitzt, um die Strukturreform in Bremen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger bzw. unserer Versicherten zu verwirklichen.“
Er versicherte, dass die Ersatzkassen und sicherlich auch die anderen Kassenarten gerne bereit seien, daran mitzuwirken.